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26.05.2021 , 19:05 Uhr
Keine Meinung, der ich mich anschließen kann. Auch dazu mehrere Gründe:
1. Der Unterschied zwischen Offensiv- und Defensivwaffen ist zwar mitunter diffus, aber es gibt ihn. Um einen Landstrich zu erobern, braucht man Panzer mehr als Panzerabwehrwaffen, um ihn zu verteidigen genau anders herum. Um einen Eroberungskrieg zu führen, muss man i.d.R. mit erheblich mehr Einsatz (und Verlust) von Material und Menschen rechnen als bei der Verteidigung. Defensivwaffen, die den Einsatz für einen Angreifer noch weiter erhöhen, könnten daher durchaus zu einem wirksamen Schutz des ansonsten militärisch unterlegenen Angegriffenen werden.
2. Berlin hat nie einen Einfluss auf den Konflikt gehabt. Moskau erhält durch den Krieg im Osten exakt, was es braucht: einen offenen Territorial-Konflikt, der eine NATO- und EU-Mitgliedschaft verhindert und der immer wieder angeheizt werden kann, um eine politische und ökonomische Stabilisierung des Landes abzuwürgen.
3. Abgesehen davon, dass aufgrund der Statuten der NATO eine Mitgliedschaft der Ukraine (und Georgien) aktuell augeschlossen wäre (genau deshalb hat ja Moskau auch in beiden Ländern seine Soldaten stehen), sollte man hier nicht der Logik folgen, nach der letztlich ein fremdes Land ein Vetorecht erhält, während der legitime Wille der betroffenen Völker dann faktisch keine Bedeutung mehr hat.
Aktuell ist die Ukraine durch Moskau gleich mehrfach erpressbar: ökonomisch wird hier (wieder einmal) im Asowschen Meer die Luft abgedreht, Eskalationen im Osten sind immer möglich und ein Krieg für die Landverbindung zur Krym auch. Solange das Land einer militärischen Drohung (wie gerade erst kürzlich) praktisch machtlos ausgeliefert ist, wird sich das nicht ändern. Moskau handelt rational, nachvollziehbar und skrupellos. Was hier eher nicht hilft, ist "mehr desselben".
zum Beitrag02.05.2021 , 17:36 Uhr
Unappetitlich: ja.
Gleichzeitig sollte man hier wie auch woanders "normale" Maßstäbe anlegen. An dem Marsch nahmen zwischen 200 und 500 Leute teil. Das ist im Vergleich zu mitteleuropäischen Ländern (wie auch der BRD) ziemlich wenig.
Das Land befindet sich seit sieben Jahren im Krieg, der auch an der Informationsfront stattfindet. Der Alarmismus, der in manchen - vor allem Moskau nahestehenden - Quellen mitschwingt, ist durchaus kritisch zu hinterfragen.
Und Wortschöpfungen wie "Ukro-Nazis" sind nicht nur geschmacklos sondern auch ganz allgemein fehl am Platz: ist Nazismus besonders schlimm, wenn jemand Ukrainer ist? Ist es besonders schlimm, Ukrainer zu sein (so dass man seine Nationalität noch verballhornen muss)? Oder müssen wir jetzt auch noch von "Russo-Nazis" oder "Deutscho-Nazis" reden?
zum Beitrag18.04.2021 , 00:20 Uhr
Die "Eliten" würde ich stets in Anführungszeichen setzen wollen (habe ich das oben nicht gemacht? War ein Versehen!). Aber trotz Internet gibt es dennoch eine Kluft zwischen denen, die immer gehört werden können, wenn sie es wollen und denen, für die das nicht gilt.
Bitte nicht falsch verstehen: ich vermute keine "Agenda", vielmehr handelt es sich dabei in den Medien um individuelle Entscheidungen der Einzelnen. Aber das Ergebnis ist das selbe: das Milieu, aus dem heraus das kommt, ist das einer Minderheit.
Das ist keine "Verschwörung". Aber dass ein erheblicher "Erziehungsdruck" geschaffen wird, ist kaum abzustreiten, und der wird von der Mehrheit, die nicht gendert und nicht gendern wird, negativ aufgenommen. Da kommt dann das eine und das andere zusammen (und "moralische Überlegenheit", mit der Kritik oft delegitimiert wird, macht es nicht besser).
Eine natürliche Veränderung ist das nur in einem bestimmten Milieu. Außerhalb ist das ein zunehmend so wahrgenommener Druck und die schon erwähnten "Erziehungsversuche".
Die Linguistin Ewa Trutkowski erklärte einmal, dass sie dem Gendern keine Langlebigkeit zutraue, da natürlicher Sprachwandel eigentlich immer zu einer Vereinfachung hin führe, während das beim Gendern genau umgekehrt sei. Das deckt sich mit meiner Erfahrung: bei uns wird munter zwischen zwei Sprachen hin und her gewechselt, gewählt wird fast immer die, in der sich das, was man gerade sagen will, besonders gut ausdrücken lässt.
Die Sprache gehört allen, und die, die die Art, wie wir sprechen, in eine bestimmte Richtung ändern wollen, müssen sich letztlich der Sprachgemeinschaft als Ganzer stellen. Ohne offenen Diskurs geht es nicht, und - so ist es in einer Demokratie - wenn eine Seite für eine gewünschte Änderung die Mehrheit nicht überzeugen kann, "gewinnt" der Status Quo.
Dieses Prinzip durch den Zugriff auf Institutionen aushebeln oder umgehen zu wollen, ist letztlich Machtmissbrauch und wird auch von vielen genau als solcher wahrgenommen.
zum Beitrag17.04.2021 , 22:30 Uhr
[Fortsetzung:] ... den Leuten sagen: "die da oben interessieren sich nicht für Euch". Die intellektuelle Linke entfernt sich hier immer mehr von der Basis. Und ohne die Bereitschaft, mit den weniger intellektuellen und den weniger linken einen Diskurs auf Augenhöhe zu führen (und ggf. auch zu akzeptieren, dass die eigenen Thesen nicht mehrheitsfähig sind), wird sich die Spaltung in der Gesellschaft vertiefen, was der Rechten eine sehr bequeme Rolle verschafft. Ich halte das für sehr gefährlich.
zum Beitrag17.04.2021 , 21:56 Uhr
Ich denke, mit der Diskriminierung ist es halb so schlimm - ich schrieb ja auch schon "wenn man der Logik des Genderns folgt". Daraus folgt letztlich ein "wenn schon, denn schon", und es macht deutlich, dass die aktuell im Gebrauch befindlichen Versuche einer "gendergerechten Sprache" letztlich an den von ihr selbst aufgestellten Postulaten scheitert.
Da scheint mir die "traditionelle Sprache" besser als ihr Ruf: in dem Moment, wo sich alle einig sind, dass Ärzte, Lehrer, Geiseln oder Autoritäten zunächst einmal Menschen beliebigen Geschlechts bezeichnen, muss sich niemand diskriminiert fühlen. Schließlich ist ja auch für die "neuen Formen" ein Umlernen und eine bewusste Entscheidung notwendig, *:_ auf eine bestimmte Art zu verstehen. Dann lieber einfach.
Bezüglich des Drucks finde ich schon, dass der existiert. Während es in den 1990er Jahren (wo ich selber noch genderte) war es vor allem noch eine private Entscheidung (und wurde auch entsprechend locker genommen).
Heute sieht es schon etwas anders aus: in der Lokalpolitik und öffentlichen Einrichtungen wird zunehmend Gendern Vorschrift. In den Medien (Print, Radio, TV) gehört das unterschwellige "Glaubensbekenntnis" immer mehr zum guten Ton und wird ganz offen dazu verwendet, "das Volk" an die "neue Sprache" zu gewöhnen. Der öffentliche Raum vermittelt die Botschaft: egal, ob Ihr es wollt oder nicht, das Gendern kommt.
Ich finde das problematisch. Wir haben hier zunehmend einen Kulturkampf zwischen einer intellektuellen, gut vernetzten Elite, die für ihre Überzeugung alle Ressourcen mobilisiert, über die sie verfügt und einer Bevökerungsmehrheit, die nicht annähernd im selben Maße Zugang zu derartigen "Betriebsmitteln" hat und von der Minderheit mehr oder weniger drastisch die Botschaft hört: "wir wissen besser, was für Euch gut ist, und wir entscheiden das letztlich auch für Euch".
Wo die Kräfte rechtsaußen angesprochen wurden: sind es nicht gerade Dinge wie das, die die Leute in die Arme derer treiben, die
zum Beitrag17.04.2021 , 14:54 Uhr
Diese Unterscheidung wird aber von einer intellektuellen Minderheit auf den Rest kaum überspringen.
Ein weiterer, m.E. beachtenswerter Punkt, den Nele Pollatschek macht, ist hier noch nicht genannt worden: wenn man der Logik des "Sichtbarmachens" folgt, dann wird Gendern logischerweise zur Diskriminierung derer, die ihre Identität nicht primär durch Geschlecht (oder Gender) definieren, denn das Hervorheben des einen zieht zwangsläufig das Unsichtbarmachen des anderen nach sich.
Als in einer binationalen Partnerschaft lebender Mensch kommt noch das Problem der Komplexität und entsprechend Lernbarkeit unserer Sprache hinzu.
Natürlich dürfen wir uns als Gesellschaft dafür entscheiden, unsere Sprache "umzubauen". Nur darf das nicht aus einem Elfenbeinturm gegen den Willen der Mehrheit geschehen. Einige Kommentaren sprechen bereits von einer neuen Klassenkluft zwischen der intellektuellen "Elite", die den Rest miss- und manchmal sogar verachtet.
Aus meiner Sicht ist es das und nicht die "Angst vor Veränderung", was für den meisten Widerstand sorgt. Die Menschen "zu ihrem Glück zwingen" zu wollen, sollte eigentlich ausgedient haben.
zum Beitrag05.01.2020 , 13:14 Uhr
Das ist ein Missverständnis. Das Verfassungsgericht stellte in seinem Beschluss (kein Urteil!) vom 10.10.2017 [BVerfG, Beschluss vom 10. Oktober 2017 – 1 BvR 2019/16] nicht, dass ein Gendersternchen o.ä. verwendet werden müsse – vielmehr geht es hier um eine registertechnische Frage des Personenstandrechts, die nichts mit Sprachformen zu tun hat.
Relevanter ist da schon ein Urteil des BGH am 18.03.2018 [BGH, Urteil vom 13.03.2018 – VI ZR 143/17, NJW 2018, 1671–1675], dass das generische Maskulinum im Zivilrechtsverkehr vollkommen ausreiche.
zum Beitrag03.01.2020 , 19:33 Uhr
Und erneut: in einer pluralistischen Gesellschaft ist vieles möglich (und auch legitim) - wenn die Mehrheit es wünscht. Die die Initative ergreifende Avantgarde in Siegen, Hannover und Lübeck mag sich auf ihre respektiven repräsentativen Mandate berufen, würden sie aber diese Fragen einfach mal dem Elektorat stellen, statt hinter verschlossenen Türen Tatsachen zu schaffen, bekämen sie wohl ziemlich sicher eine Abfuhr. Da fragt man (frau) dann doch lieber nicht, Basisdemokratie ist eh überschätzt :)
Die besagten Tatsachen können u.a. auch deshalb bisher relative mühelos geschaffen werden, weil das Thema "Gendern" bei Wahlen üblicherweise im Windschatten einfach als wichtiger erachteter Themen segelt. Und da links der Mitte ein gewisser Anpassungsdruck von innen herrscht und so richtig offen nur die politische Rechte meckert, werden dann am Ende doch lieber die Köpfe eingezogen, wenn auch zunehmend widerwillig.
Ich finde, ein offener Diskurs, ob im 21. Jahrhundert das Gendern wirklich noch zielführend ist, sollte selbst links von der Mitte nicht nur erlaubt sein, sondern auch stattfinden. Die Generation der Kinder, die ich nicht habe, scheint sich dafür erstaunlich wenig zu interessieren. Kann es vielleicht sein, dass die die Welt ganz anders wahrnehmen, als wir Ü-50er? Vielleicht sollten wir ganz einfach ihnen die Entscheidung überlassen, denn die müssen noch weit länger mit den Konsequenzen leben als wir.
Ich selber habe vor rund 15 Jahren ganz ideologiefrei meine Schlüsse gezogen - gendererte zunächst immer weniger, mittlerweile gar nicht mehr. Und diese fast schon autoritäre Vehemenz, mit der das Thema jetzt von meinen in die Chefsessel beförderten Generationsgenossen (äh, 'tschuldigung, -Innen natürlich) vorangetrieben wird, stört langsam einfach nur noch.
zum Beitrag05.11.2019 , 09:12 Uhr
Richtig, der VDS übertreibt. Aber so ganz ab von der Wahrheit ist er auch nicht. Dass die Verwendung von "geschlechtergerechter Sprache" auch Bewertungskriterium ist, scheint zumindest bei der Theologischen Fakultät der Uni Greifswald und der TU Berlin (wo ein Student erfolgreich dagegen klagte) Usus zu sein.
Und dass der Druck wächst, sollte offensichtlich sein: Mitarbeiter von immer mehr Universitäten müssen dienstlich gendern, und Studenten werden zumindest deutlich dazu angehalten.
Sind solche Alleingänge in öffentlichen Einrichtungen legitim? Ich finde es schon problematisch, dass Institutionen der Bildung ganz gezielt eine in der Gesellschaft umstrittene Änderung in den Köpfen zu verankern versuchen.
Gerade weil darüber gestritten wird, ist es daher m.E. unverzichtbar, erst einmal ein Mandat der Gesellschaft dafür einzuholen. Das gleiche gilt für andere öffentliche Einrichtungen wie Kommunalverwaltungen und auch Schulen.
Ich bin da - ganz abgesehen von meinen persönlichen Präferenzen - pragmatisch: sollte sich herausstellen, dass das Volk mehrheitlich gendern will, dann sollte sich das auch in den öffentlichen Einrichtungen manifestieren. Anders herum ist aber das Schaffen von Tatsachen kraft des Amts oder Mandats nicht akzeptabel.
zum Beitrag05.11.2019 , 09:04 Uhr
Richtig, der VDS übertreibt. Aber so ganz ab von der Wahrheit ist er auch nicht.
zum Beitrag05.11.2019 , 08:22 Uhr
Es gibt zuminderst diese Bestrebungen. In Berlin klagte ein Student erfolgreich gegen die TU: »Die Lehrkraft schrieb ihm zurück, das Gendern sei "eine Vorgabe seitens der TU Berlin", deren Nichtberücksichtigung einen Punktabzug zur Folge habe. Außerdem habe es sich "inzwischen als gesellschaftlicher Konsens auch in wissenschaftlichen Ausarbeitungen niedergeschlagen". Und wenn er sich entschließe, eine Prüfung oder Seminararbeit stattdessen nur auf Wissenschaftlichkeit und Lesbarkeit hin auszurichten und dafür eine schlechtere Note bekomme, dann werde ihm "alles diskutieren" nichts helfen.« www.heise.de/tp/fe...ingen-3373930.html
Regeln, nach denen Eingaben nur noch in "geschlechtergerechter Sprache" formuliert sein dürfen und derartiges ist an vielen Universitäten mittlerweile gang und gäbe.
An der Theologischen Fakultät der Uni Greifswald »nennt als eines von acht formalen Bewertungskriterien, ob auf geschlechtergerechte Formulierungen geachtet wurde« (www.sueddeutsche.d...sprache-1.4661809).
Es ist sicher nicht so, dass schlechte Benotungen fürs "Nicht-Gendern" aktuell üblich wären, aber der Druck auf Mitarbeiter und Studenten wächst schon deutlich.
Und hier muss man sich schon die Frage stellen, ob für solche Initiativen nicht eigentlich eine Legitimierung durch das steuerzahlende Volk notwendig ist.
Ich finde, das "Tatsachen schaffen" kraft des jeweiligen Amtes sollte eingestellt werden und erst einmal Klarheit geschafft werden, ob es für derartige Initiativen in der Gesellschaft eine Mehrheit gibt.
zum Beitrag04.11.2019 , 21:53 Uhr
Nach meinem Demokratieverständnis sollten "große Änderungen" auch von "großen Mehrheiten" beschlossen werden - entsprechend gibt es ja das Prinzip der "qualifizierten Mehrheit" im Parlament u.ä. Wenn es (zu) knapp wird, gewinnt der Status Quo.
Ob das nun bei der Frage nach "geschlechtergerechter Sprache" so ein Fall einer "großen Änderung" ist, mag jeder selber entscheiden.
Als Status Quo würde ich die Art verstehen, wie Sprache von der Mehrheit der Bevölkerung interpretiert wurde und wird. Hierzu kann eine Volksbefragung sicher Klarheit schaffen.
Die Änderung dieses Status Quo ist nach meiner Auffassung das, was Anhänger der "geschlechtergerechten Sprache" fordern und da, wo sie in den entsprechenden Institutionen die Entscheidungsgewalt haben, auch forcieren, obwohl es dazu keinen direkten Auftrag durch die Bevölkerung gibt.
Tatsächlich beruft man sich dabei in der Politik nur allzu oft auf das Mandat, obwohl das eigentlich den Prinzipien linker Politik widerspricht, wo man traditionell doch eher auf Basisdemokratie gesetzt hat.
Das wirkt inkonsequent und unehrlich - eben tatsächlich so, als wolle man die Menschen erst einmal "erziehen", bis dann auf Befragung hin das "gewünschte" Ergebnis erzielt werden kann.
zum Beitrag04.11.2019 , 21:42 Uhr
Welchen Minderheitenschutz denn? Wenn ich zu dem Schluss komme, dass eine nicht den Vorstellungen der feministischen Linguistik folgende Sprache, wie sie von 80% der Menschen verwendet wird, mich diskriminiert, kann ich hier keine objektive Benachteiligung einer Minderheit feststellen - dazu ist die zugrundeliegende Interpretation einfach zu individuell bzw. nicht durch einen Konsens in der Gesellschaft getragen.
Sollte diese Annahme nicht zutreffen, könnte man das ja durch eine Volksbefragung ganz einfach herausfinden - und dann wäre auch der Moment gekommen, durch entsprechende Gesetzgebung einzugreifen.
zum Beitrag03.11.2019 , 19:14 Uhr
Auch wenn der VDS reaktionär ist, würde ich nicht so weit gehen, ihm zu unterstellen, für ein patriarchales System zu kämpfen - tatsächlich scheint zwischen den ideologischen Fronten ein größerer Teil der Gesellschaft von Gendersternchen und z.T. sinnentstellenden Gerundien genervt zu sein.
Wäre es nicht Ausdruck demokratischer Kultur und des Respekts vor Mehrheitsentscheidungen, wenn man das Volk zu dem Thema ganz einfach mal direkt befragte: Soll an steuerfinanzierten Instituationen, - z.B. Schule, Behörden, Uni - das Gendern Pflicht sein?
Besser als so könnte man dem VDS gar nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber man müsste auch die Möglichkeit eines unerwünschten Resultats akzeptieren. Leider scheint hier manchen ein wenig der Sinn für Basisdemokratie zu fehlen. Das finde ich schade.
Niemand hat Lust auf das Gefühl, erzogen zu werden. Lasst uns das Volk fragen, statt hier endlose Debatten loszutreten, die fast schon an das Brexit-Theater ein paar Kilometer weiter südwestlich erinnern.
zum Beitrag12.09.2018 , 08:28 Uhr
Die Überschrift finde ich unnötig reißerisch und nicht passend. Die Formel "Slawa Ukrajini" (Ruhm der Ukraine) hat ihren Ursprung in der (sozialrevolutionären) Ukrainischen Volksrepublik, die von 1917 bis 1920 existierte, und ähnliche Formeln gibt es auch in den Nachbarstaaten (etwa “Slawa Rosii”). Es gab über die Zeit verschiedene Antworten auf diese Begrüßung, eine davon war “Herojam Slawa” (Ruhm den Helden), tauchte etwa Mitte der 1920er Jahre erstmals bei radikalen Nationalisten auf und wurde später von der OUN übernommen. Heute ist diese Begrüßung in der ganzen Ukraine populär, sowohl durch den Maidan als auch als Trotzreaktion auf die Besetzung der Krym und des Ostens durch Russland - einen direkten Bezug zwischen Verwendung und integralem Nationalismus gibt es in der Verwendung heute nicht mehr.
Man kann über diese Wahl glücklich sein oder nicht, man sollte aber nicht den Fehler machen, von ihrer Benutzung direkte Rückschlüsse auf die zu ziehen, die diesen Gruß verwenden, weil diese Verwendung nun einmal im heutigen Kontext und nicht dem der 1930er Jahre stattfindet. Russland versucht nun, Menschen, die diesen Kontext nicht näher kennen, das Gegenteil einzureden: ein faschistischer Gruß qualifiziert Faschisten. Dass man in Russland auch häufiger mal ein herzhaftes “Slawa Rossii” hören kann, stört dabei weiter keinen.
Nun zum Fußball: Interessanterweise fehlt auf den Trikots die Antwort. Ob die nun “Ukrajini Slawa!” (also erneut “Ruhm der Ukraine”) lautete, wie es zur Zeit der UNR üblich war, oder eben anders, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen. Natürlich ärgert das manche in Russland. Ich kann aber wirklich nicht erkennen, wo das den Statuten der UEFA oder FIFA widerspräche. Und - hier kommt nun der Bezug zur Überschrift des Artikels - es ist weder ein Merkmal von Nationalismus noch von Rückwärtsgewandtheit, es ist eine kleine Duftmarke eines Landes, das seit 2014 der militärischen Aggression einer weit überlegenen Atommacht ausgesetzt ist.
zum Beitrag16.05.2016 , 09:28 Uhr
Ein guter Kommentar, und ich stimme mit fast allen Schlussfolgerungen überein.
Was die Situation im Donbass betrifft, bin ich allerdings skeptisch. Gestern gab es wieder eine Zunahme der Angriffe auf ukrainische Stellungen. Welche Strategie Moskau da verfolgt, ist immer ein schönes Thema für Spekulation geblieben.
Aber eine kosmetische Bitte habe ich: die Formulierung "auf der (sowjetischen, jetzt russischen) Krim" impliziert ein wenig, die Krym wäre rechtmäßig ein Teil Russlands. Tatsächlich ist die Annexion der Krym weil völkerrechtswidrig von der Weltgemeinschaft nicht anerkannt. Ich fände es nur fair, diesen Aspekt in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt zu lassen.
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