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06.12.2015 , 03:49 Uhr
Darüber hinaus halte ich die Finca als Aufhänger für schlecht gewählt: hier greift kaum der Zusammenhang zum Neokolonialismus, weil die Freiwilligen in erster Linie auf der Finca selbst arbeiten – mir fällt es schwer vorzustellen, wie die deutschen Betreiber von Landsleuten unter das Joch des Kulturimperialismus gedrückt werden. Das Angebot für Volontäre ist ein Geschäftsmodell der Betreiber, keine Entwicklungszusammenarbeit. Dementsprechend eignet es sich nur bedingt als Fallbeispiel.
Ohne zu erörtern, ob Freiwilligendienste nun als Neokolonialismus zu qualifizieren sind, möchte ich zum Schluss noch einwerfen: Sie dienen in der Regel dem Volontär, nicht dem Land. Denn die Pädagogin als Freiwillige ist die Ausnahme; es überwiegen Abiturienten. Die bringen mangels besonderer Kenntnisse aber keinen Mehrwert: als ich meinen Freiwilligendienst im weltwärts-Programm als Lehrer in einer öffentlichen Schule ableistete, sprach ich zwar besser Englisch als die anderen Lehrer – aber mangels Konzepte und Ausbildung konnte ich die vierzigköpfigen Klassen weder steuern noch den Schülern effektiv Inhalte vermitteln. Mich haben die Erfahrungen bereichert, aber die Frage ist: Sollen die Kosten dafür aus dem Steuertopf für Entwicklungszusammenarbeit bezahlt werden?
zum Beitrag06.12.2015 , 03:32 Uhr
Vorab: Das Hostal "La Finca" ist ideal für jeden, der für ein Wochenende eine Pause vom nie versiegenden Straßenlärm Medellins braucht; vom Terminal del Norte aus lässt man in einer Stunde "la bulla" hinter sich und fläzt sich dann mit einem Mangosaft in eine der zahlreichen Hängematten der Finca. Spätestens die Dusche unter den Wasserfällen neben der Finca spült den letzten Rest Großstadtstress hinfort. Dass ich in der taz einmal von Alexis und Mathilde lesen würde, hätte ich nicht gedacht – umso mehr freue ich mich, dass du die Erinnerungen an meinen Besuch geweckt hast. Danke dafür, Wolfgang.
Das ändert aber nichts daran, dass du die Frage, die du aufwirfst, nicht diskutierst. Zunächst wendest du zwei Drittel des Artikels dafür auf, die Arbeit und die Finca zu beschreiben; im letzten Drittel schiebst du ein paar Behauptungen zum Wert des Freiwilligendienstes nach, ohne sie zu begründen. Hier hättest du nun die Untersuchung der Frage anstellen sollen! Aber sie bleibt aus. Deine Position zur Sache lässt sich nur zwischen den Zeilen lesen, etwa wenn du den Frontalunterricht kolumbianischer Lehrer mit den interaktiven Methoden der Pädagogin vergleichst: aus diesen Worten klingt Lob, die sich nur schwer mit der Vorstellung von Freiwilligendiensten als Neokolonialismus vereinbaren lassen. Das hättest du doch als Argument klar ausdrücken können.
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