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24.01.2016 , 23:14 Uhr
Die meiste Zeit meines Lebens war ich stark übergewichtig. Die Diskriminierungen und daraus resultierenden psychischen Verletzungen haben dazu geführt, dass ich nicht mehr viele Außenkontakte hatte.
Vor 4 Jahren nahm ich Adipositas-Chirurgie in Anspruch. Ich bekam einen Magenbypass, der dafür sorgte, dass ich meine Probleme nicht mehr für alle sichtbar als Übergewicht mit mir herum tragen muss, sondern erst mal nur ich sein darf. Mein Übergewicht befindet sich heute in einem gesellschaftlich akzeptierten Bereich.
Das hat mir die Kraft gegeben, andere auf Dickendiskriminierung hinzuweisen. So habe ich 2013 an „Die Sendung mit der Maus“ geschrieben, weil mich dort seit einiger Zeit mich ein Problem mit "Shaun, das Schaf" plagte. Folgend ein Ausschnitt aus dem Schreiben
„[…] dass sie in den Shaun-Beiträgen oft "Dicken-Diskriminierung" betreiben.
In der heutigen Maus konnten Kinder sehen und lernen, dass übergewichtige Schafe sehr sehr bewegungsunfreudig sind und in ihrem Phlegmatismus höchstens debil schauen können. Sobald sie aber mit technischen Hilfsmitteln ihre Bewegungsunlust überwinden können, wird doch noch Energie frei. Diese wird sofort dazu genutzt, heimlich Essen zu stehlen.
Vielleicht haben sie ja mal Lust, eine Sendung zu produzieren, in der der sehr agile Shaun, seine sicher immer mal vorhandene Faulheit frönen darf und dann das übergewichtige Schaf mit seinen sicher vorhandenen guten Eigenschafen glänzen darf. Dann dürften zuschauende Kinder auch mal eine andere Sicht auf Übergewicht bekommen und nicht nur die immer wieder auftauchende Abwertung vorgeführt bekommen.“
Die Sicht auf Übergewicht wird schon ganz früh gelenkt und Shaun, das Schaf ist da nicht mal sehr subtil.
zum Beitrag04.01.2015 , 12:09 Uhr
"Verstehen können" setzt auch ein "Verstehen wollen" voraus.
Ein "Verstehen wollen" setzt die Bereitschaft zum Anhören der beteiligten Lebensrealitäten voraus. Und die Akzeptanz diese Empfindung zu akzeptieren und mit der eigenen Empfindung abzugleichen.
Man kann natrlich auch pauschale Rundumschläge austeilen, um evtl. die Reflexion zu vermeiden. Das meine ich aus der Aussage herauszuhören.
"Eltern sein" ist eine verdammt schwere Aufgabe, die nie richtig zu machen ist. Wenn man Glück hat, wird sie mit möglichst wenigen Fehlern bewältigt.
In meinem Wunsch, nicht die Fehler der eigenen Eltern zu wiederholen, machte ich andere. Ich versuche darüber mit meinen Töchtern im Austausch zu bleiben. Bin aber als "Emotionskrüppel" ( und das bin ich als Kind des Erziehungszeitgeistes der 1960ern) nicht mit den besten Kompetenzen ausgestattet.
Aber ich versuche wenigstens zuzuhören und mühe mich, zu Verstehen
zum Beitrag16.11.2013 , 14:10 Uhr
Ich unterhielt mich vor einigen Jahren mit einem Freund über Schichtzugehörigkeit. Anhand einer Übersicht hatte ich gerade erfahren, dass ich zu meiner eigenen Überraschung zur Mittelschicht zähle. Ich hatte mich immer zur Unterschicht gezählt. Obwohl ich heute nicht mehr in Armut lebe, erinnere ich mich noch gut an die Zeit, als dass Geld definitiv nie gereicht hat. Als das Öffnen des Briefkastens immer angstbehaftet war. Als das Telefon oder der Strom abgestellt war. Als der Gerichtsvollzieher monatlich „zu Besuch“ kam. Als die Wohnung geräumt wurde. Diese Zeit ist überwunden, aber Geld ist trotzdem nicht ausreichend vorhanden. Ich habe keine Schulden mehr, aber auch keinerlei Rücklagen. Alles was über das reine Leben hinausgeht, wird schwierig und muss durchdacht werden. Der wirtschaftliche Hintergrund meines Lebens ist keine Katastrophe mehr, aber viele Aufgaben sind nicht lösbar. Oder die Lösung ist Akzeptanz des Zustandes. Ich weiß, ich werde in der Rentenzeit wieder in der Armut landen, weil ich die Mitteln zur Vorsorge/ Eigen-verantwortung nicht aufbringen kann. Und wenn irgendwas kaputt geht, wird es nur schwer oder gar nicht ersetzt werden können.
Doch mein Freund verwies recht verständnislos, auf mein angeblich fehlendes Selbstbewusstsein. Denn er verfügt über geringere finanzielle Mittel als ich, aber er zählt sich ganz eindeutig zur Mittelschicht. Dies machte er an seiner Bildung und seinen kulturellen Interessen fest.
Im damaligem Gespräch war ich an diesem Punkt schachmatt gesetzt. Denn Selbstbewusstsein ist im Kontext „Armut“ nur schwer aufbaubar.
Heute weiß ich, Armut hält klein. Es verhindert die Personlichkeitsentwicklung.
zum Beitrag16.11.2013 , 13:49 Uhr
Nachtrag mein Beitrag 13:48
Ich bin der Meinung, mein Freund bemerkt seinen heutigen eigenen Abstieg nicht. Er ist chronisch krank. Nur durch den Nachteilsausgleich seiner Schwerbehinderung können wir es uns überhaupt leisten, ein Theater oder Museum zu besuchen. Ich bin der festen Überzeugung, dass er seine jetzige Schichtzugehörigkeit anders bewerten würde, wenn er nicht in einer gutbürgerlichen Familie aufgewachsen wäre. Und nicht so ein stabiles Familien-Freunde-Netzwerk aufgebaut hätte, die (noch) nicht abgestiegen sind.
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