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30.01.2015 , 12:10 Uhr
Eine ausführliche Analyse der fundamentalen Unterschiede zwischen Buschkowsky und Sarrazin hat Volker Weiß in seinem Buch "Deutschlands neue Rechte" bereits 2011 geleistet. Dennoch nennt er Buschkowsky als Ideologen einer speziellen neurechten Denkweise. Während Sarrazin bewusst mit biologistischen Rassismen kokettiert, den politisch-ökonomischen Zusammenhang zwischen seinen eigenen Privilegien und wirtschaftlichen Krisen leugnet und die "Schuld" für letztere auf die sozial schwächeren Schichten abwälzen will, sieht Weiß in Buschkowsky einen verbitterten Sozialdemokraten altmodischen Typs. Buschkowsky projeziert laut Weiß die Allmachtsphantasien einer sozialstaatlichen Globalsteuerung, die im Zusammenhang mit der Schuldenkrise und dem Siegeszug des Neoliberalismus spätestens ab den 80ern der Geschichte angehört, in den Sanktionsstaat hinein. Der Staat soll wieder sozial verantwortlich handlungsfähig werden, aber nicht um die Risiken des Kapitalismus auszugleichen und wohlfahrtsstaatlich umzuverteilen, sondern sozialpädagogisch in die Lebensrealität der Opfer des enthemmten Wettbewerbs hinein zu intervenieren. Während Sarrazin auf obszöne Weise als "liberal" angesehen werden kann, der eine ethnisch-eugenische Durchsetzung des Naturgesetzes des freien Marktes in Manier einer "survival of the fittest"-Rhetorik propagiert, ist Buschkowsky im Gegenteil ein Beführworter des autoritären (Sanktions-)Staates. Sarrazin sieht im Markt, Buschkowsky im Staat die höchste Form von Rationalität und Zivilisation. Dass diese beiden Formen einer Neuen Rechten sich prominent aus der SPD und nicht etwa aus konservativem Protest gegen eine angebliche "sozialdemokratisierte" CDU entwickelt haben, sind die politischen Folgen des Schröderismus in der deutschen Sozialdemokratie.
zum Beitrag09.01.2015 , 15:27 Uhr
Aus der Titanic vom August 2003: Briefe an die Leser
"Wenn, Verteidigungsminister Struck,
"Tucholsky heute leben würde", dann wüßte er bestens über die deutsche Geschichte seit seinem Todesjahr 1935 Bescheid. Er wüßte Bescheid über den Zweiten Weltkrieg und über Auschwitz, über die Niederlage des Dritten Reiches und die Teilung Deutschlands, über die Wiederbewaffnung bzw. die Schaffung der Bundeswehr, er wüßte Bescheid über den Kalten Krieg, über die Wiedervereinigung und das Fortbestehen deutscher Interessen in Osteuropa. Er wüßte also genau, daß deutsche Großmachtsträume niemals ausgeträumt sein werden, und deshalb würde er auch kaum "die Auslandseinsätze der Bundeswehr für richtig halten", wie Sie anläßlich des öffentlichen Gelöbnisses der Bundeswehr auf dem Hamburger Rathausmarkt am 16.6. d.J. angesichts eines Transparentes mit dem Text "Tucholsky hat recht" bemerken zu müssen glaubten. Vielmehr, Struck, würde Tucholsky beim Anblick von 2500 knüppelbewehrten Polizisten, dreihundert Feldjägern, 600 Ehrengästen, 567 gelöbniswilligen Mörderlehrlingen und lediglich 1800 Gegendemonstranten sich wohl eher endgültig und unwiderruflich das Leben nehmen.
Das jedenfalls befürchtet: Titanic"
-> http://www.titanic-magazin.de/heft/klassik/2003/august/leserbrief2/
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