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13.06.2023 , 08:59 Uhr
Das Nachruf-Theater, das viele italienische Zeitungen für den jetzt verstorbenen Silvio Berlusconi veranstalten, verdeckt die eigentliche Bedeutung dieser Figur. Obwohl er sich in den letzten Jahren (und angesichts der jetzigen Regierung sogar mit einigem Erfolg) mit der Aura des gemäßigten, abgeklärten Staatsmanns zu umgeben suchte, muss man feststellen, dass niemand in der Kultur Italiens so viel Schaden angerichtet hat wie Berlusconi seit den 1980er Jahren. Selbst wenn man die Frage nach der möglicherweise illegalen Herkunft seines Startkapitals beiseite lässt, war er ein als Politiker maskierter Geschäftsmann, der seine Interessen stets mit ungesetzlichen Mitteln verteidigt hat. Seinen letzten Prozess, in dem er wegen Zeugenbestechung in früheren Verfahren um die sexuelle Ausbeutung junger Frauen verklagt worden war, hat er 2022 nur deshalb 'gewonnen', weil allzu gütige Richter eine prozessrechtliche Klausel in absurder Weise zu seinen Gunsten ausgelegt hatten – obwohl die Tatsache der Zeugenbestechung an und für sich keinem Zweifel unterlag. Als regierender Premierminister hat Berlusconi 2010 die Mehrheit eines Parlament von erwachsenen Abgeordneten dazu gebracht, ihm offiziell zu bescheinigen, er habe ein wegen Diebstahl verhaftetes 17jähriges Mädchen (eine jener ihm von seinen Fernseh-Angestellten zugeführten Frauen) deshalb bei der Polizei freipressen müssen, weil er sie für die Enkelin des damaligen ägyptischen Präsidenten Mubarak hielt ... das muss man erst einmal hinkriegen. Ich wüsste nicht, in welchem Rechtsstaat ein Premier nach einer solchen, geradezu närrischen Aktion noch einen Tag länger hätte im Amt bleiben können. Aber doch, inzwischen gibt es solche Staaten: zum Beispiel die Vereinigten Staaten des Donald Trump. Und das ist in der Tat das Unheimliche an Berlusconi: Er war der Vorbote von Figuren wie Trump, von denen in den letzten Jahren eine ganze Reihe die politische Bühne betreten hat. Eine Inkarnation politischer Unkultur.
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