Profil-Einstellungen
Login Kommune
Hier könnten Ihre Kommentare stehen
Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
20.07.2015 , 07:53 Uhr
Ich bin kein Befürworter der Selbstjustiz. Unter den im taz-Artikel beschriebenen Umständen liegt es aber zumindest nahe, dass sich Frau Dogan in einer Notwehrsituation befand. Zu klären wäre, ob die Tötung des Ehemanns in dieser Situation verhältnismäßig war. Dass die türkische Polizei konsequent strafrechtlich zugunsten dieser Frau interveniert hätte und eine solche Intervention die für Frau Dogan bestehende Gefahrensituation nachhaltig entschärft hätte , wage ich allerdings aus den oben dargelegten Gründen zu bezweifeln.
Zur Situation von Frau Dogan findet sich im taz-Artikel der Hinweis: „Ihr Mann habe sie schon seit Jahren misshandelt. Mehrfach habe sie versucht, sich zu trennen. Doch weil sie keine Unterstützung hatte und wegen der gemeinsamen Tochter sei sie geblieben.“ - Frau Dogan hat offensichtlich aus einer verzweifelten Gesamtsituation heraus spontan gehandelt, um einer für sie unerträglich gewordenen Situation ein Ende zu machen.
In letzter Konsequenz läuft die Argumentationslinie Ihres Kommentars auf eine Täter-Opfer-Umkehr hinaus. Naheliegend wäre daher die Frage, welche Motivation Sie dazu bringt, so viel Verständnis für den gewalttätigen Ehemann von Frau Dogan aufzubringen und so wenig Empathie für Frau Dogan. Das könnte für Sie dann auch Anlass sein, Ihr Frauenbild einmal grundsätzlich einer realistischen Prüfung zu unterziehen.
zum Beitrag20.07.2015 , 07:51 Uhr
„Wie weit war es aus dem Schlafzimmer zur nächsten Polizeistation? Und wann wäre der Verhandlungstermin gewesen?“ - Wie steht es mit Ihren Kenntnissen des türkischen Rechtssystems und der türkischen Polizei? Sie unterstellen offenbar ähnliche rechtsstaatliche Standards und Unabhängigkeit wie in Deutschland. Das allerdings hat mit der Realität – auch unter der AKP-Regierung - wenig zu tun. Siehe hierzu etwa Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/Polizei_%28T%C3%BCrkei%29#Kritik in der Rubrik „Menschenrechtsverletzungen“. Den Hinweis im taz-Artikel, wonach in der Türkei Gewalt gegen Frauen so alltäglich sei, dass die meisten Todesmeldungen gleichgültig oder mit Resignation aufgenommen würden, haben Sie offenbar geflissentlich überlesen, denn auch diese Tatsache spricht nicht gerade dafür, dass Gewalt gegen Frauen durch die türkische Polizei und Justiz konsequent geahndet wird.
„Erwachsene, gesunde Menschen wollen nun mal selten "widerstandsunfähigen Personen" sein, die sich von irgendeinem Staat beschützen lassen müssen.“
- Erwachsene Menschen müssen sich in der Realität aber leider immer mal wieder der Tatsache stellen, dass sie sich in einer Situation befinden, in der sie tatsächlich widerstandsunfähig sind, auch wenn sie sich nicht durch irgendein Gebrechen ständig in einer Situation befinden, die sie gegen Übergriffe Dritter widerstandsunfähig macht. Und spätestens, wenn man sich selbst – womöglich gänzlich unerwartet – als gesunder und grundsätzlich wehrhafter Mensch in einer solchen bedrohlichen Situation wiederfindet, wird man dankbar dafür sein, wenn ein Staat strafrechtlich relevantes Verhalten konsequent verfolgt und den Täter für sein Verhalten zur Rechenschaft zieht.
zum Beitrag28.03.2015 , 12:51 Uhr
"Wahre Armut kennen wir in unserem Land nicht." (Adagiobarber)
"Deutschland geht es gut." (Angela Merkel)
Wahre Armut kennen SIE vermutlich nicht. Aber auch durch Verwendung des pluralis majestatis in Ihrer Aussage werden Millionen armer Menschen in diesem Land leider nicht wohlhabender. Und dadurch, dass Marie Antoinette den Armen empfahl, doch Kuchen zu essen, wenn kein Brot zu haben sei, wurden die Armen im vorrevolutionären Frankreich vermutlich nicht satt. Was historisch folgte, ist bekannt...
Es ist eine beliebte Argumentationslinie des Neoliberalismus, den Armutsbegriff zu verabsolutieren, um von der tatsächlich auch in Deutschland zunehmenden Armut und ihren zerstörerischen Auswirkungen abzulenken.
Es lässt sich, wenn man mit offenen Augen durch dieses Land geht, nicht übersehen, wie sehr sich Deutschland durch die neoliberale Agendapolitik verändert hat.
Und wer sich für das Thema Armut wirklich interessiert, kann sich im Internet sehr gut über die Auswirkungen informieren.
siehe dazu z. B. hier...
http://www.welt.de/politik/deutschland/article127089231/Hunderttausende-Deutsche-sitzen-im-Dunkeln.html
oder hier...
http://derstandard.at/2000012911001/Epidemiologe-Wilkinson-Die-Antwort-ist-simpel-Ungleichheit-bringt-uns-um
Ein zentrales Problem besteht darin, dass grundlegende Bedarfe für Menschen mit niedrigem Einkommen nicht mehr gesichert sind, nachdem nahezu alle Lebensbereiche marktförmig zugerichtet worden sind. Das betrifft erschwinglichen Wohnraum genauso wie die Versorgung mit Energie (Stichwort Strompreise) und sichere Arbeitsplätze, die den Menschen ein verlässliches Einkommen ermöglichen.
zum Beitrag04.01.2015 , 16:51 Uhr
"Wir befinden uns heute in der modifizierten (modernisierten) Fortentwicklung der kapitalfaschistischen Gesellschaftsformation der 1920er, 1930er und 1940er Jahre, -- über den kapitalfaschistischen Zweiten Weltkrieg hinaus." - Das sehe ich auch so.
Sehr aufschlussreich zu diesem Thema finde ich folgenden Artikel, in dem u. a. festgestellt wird, dass es für eine faschistische Politik nicht unbedingt Parteien braucht, die traditionell mit dem Faschismus in Verbindung gebracht werden, sondern dass auch die Parteien der sog. bürgerlichen Mitte das faschistische Spektrum realpolitisch abdecken können:
http://monthlyreview.org/2014/09/01/the-return-of-fascism-in-contemporary-capitalism/
zum Beitrag