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30.08.2023 , 13:58 Uhr
Novalis beschrieb das absolut Poetische als das absolut Szientifische. Das Korrekte, das Zutreffende, die Wirklichkeit selbst, ist also immer poetisch. Dicht an dicht drängen dabei die Wirklichkeitsmassen auf Erzählung. Um die wirklichen Zustände beim schönen Erzählen nicht zu verkitschen, gilt es, wie du beschreibst, die Geschenke der Schönheit in den vermeintlichen Massen wahrzunehmen und von ihrem Kampf, ihrem Streiten für das Gute zu berichten.
Schönheit in Sätze zu legen bedeutet also, die eigene Wahrnehmung zu sensibilisieren, um aufmerksam für das nicht nur jenseitige Schöne und Gute im Grausamen zu werden, und es so für andere zu verdichten, dass sie sich selbst daran im Sinne des gemeinsamen Glücks schulen können.
Doch zum Erkennen der Schönheit gehört unwiderruflich die Anerkennung ihres Schreckens. Denn in unserer Gesellschaft ist sie zwangsläufig erkauft durch das Leid, das Ausbeutung, Enteignung und Vernichtung verursacht. Dies ist auch ein Erbe der alten Griechen.
Nicht allein die geschminkte Schönheit, die Manipulierte, ist insofern Signum des Schreckens. Auch die authentische Schönheit, die Gebrochene, das vermeintlich unperfekte Perfekte bzw. perfekt Unperfekte kann in unserer Zet nur sein, weil andere dafür enteignet, ausgebeutet und/oder vernichtet werden. Weil die vermeintlich Hässlichen, das Proletarische in der Geschichte beherrscht werden und wird.
Schönes Schreiben, das Theorie betreibt, indem es von der Schönheit im Hässlichen berichtet, wird also dann erst wirklich praktisch (und Kritisch), wenn es darauf drängt, diese Zustände zu überwinden, und es in dem Zuge die Kategorien des Schönen und Guten radikal und epochal neu er-findet.
Dein mich sehr bewegendes Schreiben hat einen beeindruckend entproletarisierenden Charakter, in der Form, wie du darin gärtnerisch die Zeit verdichtest. Ich hoffe, dass es auch in Zukunft ein Kritisch-praktisches Maßverhältnis offenbart und das Bürgerliche in deiner Poetik nicht zu sehr die Oberhand gewinnt.
zum Beitrag18.08.2023 , 12:17 Uhr
Sie müssen ja unglaublich belesen sein, wenn sie alles von Heidegger und Nietzsche gelesen haben. Ich habe da aber doch einige Zweifel, auch was den Grad der philosophischen Tiefe der Kolumne betrifft. Denn das darin Unterschiedene steht doch merkwürdigerweise in einem wirren Verhältnis. Staat, Politik, das Politische, wir, wer ist eigentlich Adressat der Kolumne? Sind imaginierte und symbolische Ordnung nicht vielmehr Reaktion auf die Angst vor dem Chaos, ihr großes Andere? Und ist also Unordnung, die Störung nicht vielmehr das Substanzielle der Ordnung? Zeigt sich also Unordnungskompetenz nicht gerade erst in der Ordnung? Wäre also nicht viel eher zu fragen, wie die Unordnung in der Ordnung aufgehoben werden sollte? Wenn man mag, kann man dies doch zurecht als ein großes, wenn nicht gar das große Thema der (deutschen) Philosophie bezeichnen, ein Streitpunkt von Heidegger und Nietzsche, oder nicht? In dieser Konstellation lässt sich auch die Frage verorten, wieso rechte Kräfte nicht auch die Kräfte sind, die der Entwicklung einer Unordnungskompetenz im Wege stehen? Sind sie nicht eben die Kräfte, die dafür sorgen, die Verantwortung und Autorität im Verhältnis zur Unordnung an (den einen) andere(n) abzutreten? Die Frage ist doch: Wer soll überhaupt Unordnungskompetenz entwickeln? Deshalb die Frage nach den Adressaten. Etwas komisch wirkt es da auf mich, dass Hierse die Kolumne unter den Topos der competition, des Wettkampfs stellt. Eine Kategorie, die als Ideologie im Kapitalismus die vermeintlich natürliche evolutionäre Ordnung repräsentiert
zum Beitrag19.07.2023 , 22:19 Uhr
Wieviele Aggregatzusände hat Eskapismus, als ein Versuch, die Sehnsucht nach Versöhnung mit sich selbst und der Welt im Jetzt auszufüllen? Eskapismus sagt ich, sagt wir. Ist die Ironie des Alltags, das Bierchen am Abend, das Bingen auf Disney+, das Konsumieren des Tiktok-Quatsches, das Genießen von Sportevents. Ganz allgemein das Genießen der Jetztzeit. Er ist das vorgaukeln einer Identität von dem gewollten mit dem realen.
Aber die Nicht-Identität rettet uns auch vor dem Mythos. Ohne das Ausweichen vor der vermeintlichen Realität sind wir ihm schon längst verfallen, können die unwirkliche Wirklichkeit nicht mal Gefängnis nennen. Auf das Ausweichen verzichten hieße, auf das Leben zu verzichten, sich selbst, die eigene das Ich- und Realitätsprinzip torpedierende Mannigfaltigkeit abzutöten.
Geht Ausweichen ohne Eskapismus? Es gilt, das Ausweichen zur Kunst zu machen.
zum Beitrag01.06.2023 , 09:32 Uhr
Konstruieren nicht bereits die impliziten Verhältnisbestimmungen zur gesellschaftlichen Wirklichkeit durch die Weise des Befolgens des (inwiefern?) eigenen Willens, nur spielen zu wollen, die Rahmen des Spielens und des Spiels?
Kommt es bei der Hobbysuche von vermeintlich Erwachsenen also nicht auch darauf an, in der vielleicht ausfüllenden Hingebung sich zu den wirklichen gesellschaftlichen Verhältnissen spielerisch so zu verhalten, dass deren Gesetzmäßigkeiten in einer neuen, nicht nur von und für sich selbst gewollten Form aufgehoben werden können?
zum Beitrag16.03.2023 , 18:33 Uhr
Wenn du noch einmal sagst, dass du nicht mehr idolisierst, dann glaube ich es dir. Dabei ist selbstbewusstes Idolisieren doch gut. Denn tatsächlich repräsentiert Yeoh, die für uns ja auch Evelyn ist, doch auch nicht nur für dich das Göttliche. Schließlich ist sie bzw. ihr Liebesbeweis im Film für Joy die Verkörperung des Bedeutsamen. Insofern erscheint sie auch uns als Widerstreiterin gegen die alles Positive negierende und auf das Ende aller Freude drängende kalte Realität. Deshalb nehmen wir an Yeoh unsere Sehnsucht danach wahr, so wie Joy von den Protagonist:innen unseres eben nicht beliebigen Lebens das zu bekommen, was wir uns so sehr wünschen. Und in dem Maße, in dem du an der Repräsentation der Möglichkeit(en) der Verwirklichung deiner sehnlichsten Wünsche dein Idol erkennst und du ihr als deiner Mutter applaudierst, hast du auch die Hoffnung nicht aufgegeben, dass du die gesellschaftliche Wirklichkeit tatsächlich nach deinen Wünschen einrichten kannst. Und damit eben nach den Wünschen, die viel zu oft unbemerkt bleiben.
zum Beitrag20.01.2023 , 01:45 Uhr
Vielleicht hilft gegen diesen Braindrain auch, Diskurse im Zusammenhang mit den formalen Gesetzmäßigkeiten einer bürgerlichen Öffentlichkeit zu kritisieren. Das führt zwar auch unweigerlich dazu, dass du dein Handy an die Wand schmeißen willst, ich glaube aber, diese Distanznahme zum verinnahmenden Diskurs hilft, gegen die eigene Verdummung anzuarbeiten.
zum Beitrag21.11.2022 , 13:42 Uhr
Es ist immer wieder eine Wonne, sich in deine Texte reinzuwerfen
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