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22.09.2022 , 22:22 Uhr
Ich muss meine persönliche Einschätzung wohl konkretisieren: Ich bin als Deutscher mit einer Iranerin verheiratet und wir haben täglich Kontakt zu Freunden und Verwandten im Iran. Somit stützen sich meine Aussagen auf Erfahrungen betroffener Personen in meinem persönlichen Umfeld!
Der iranische Staatsapparat stützt sich mitnichten auf einen „nicht unerheblichen Rückhalt in der Bevölkerung“! Er wird nur noch von einem kleinen Teil gestützt - nämlich von den Profiteuren des Systems: Mullahs, Revolutionsgarden, Sittenwächter und sonstige Staatsbediensteten nebst deren Familien.
Der iranische Staatsapparat wird ausschließlich und ohne Ausnahme von „Systemgetreuen“ rekrutiert und vom Ajatolla persönlich zu Wahlen zugelassen. Selbst die sogenannten Gemäßigten sind immer noch radikale Islamisten!
Ich sehe täglich was im Iran passiert und das hat nichts mit „agitatorischem Habitus“ oder erhobenem Zeigefinger oder persönlichen Befindlichkeiten/Wünschen meinerseits zu tun. Jede schwächelnde Diktatur erhöht die Repressionen gegen die eigene Bevölkerung um ihre Macht zu sichern - so auch im Iran.
In fast allen Gesellschaftsschichten herrscht Einigkeit darüber, dass das Projekt „Islamische Republik“ gescheitert ist. Aber man hat dort keine Vorstellung bzgl. einer Alternative. Man spricht schon offen von einem muslimischen Staat in dem kaum Muslime leben…
In einem Punkt gibt es aber volle Zustimmung meinerseits: Deutsche Iran-Debatten werden der Komplexität nicht gerecht. Aus meiner Sicht liegt das an offensichtlich fehlendem fundiertem Wissen über das Land, die Kultur und der sich ändernden Gesellschaft. Und zum anderen an der Intellektuisierung von Alltagsproblem der Iraner*innen.
zum Beitrag22.09.2022 , 10:55 Uhr
Auch über diesen Iran-Beitrag kann ich nur den Kopf schütteln!
Es ist für iranische Frauen absolut bizarr ihren Kampf gegen den Hijab mit der Diskussion über Gendergerechtigkeit in Deutschland zu vergleichen. Es ist ein Kampf um elementare Menschenrechte die im Iran systematisch vom Regime unterdrückt werden. Täglich werden im Iran TAUSENDE Frauen wegen „unislamischem Verhalten“ aufgegriffen, zurechtgewiesen und oft brutal zusammengeschlagen und inhaftiert. Die Sittenpolizei ist für ihr unangemessen hartes Vorgehen berüchtigt! Seit Jahren sind iranische Social-Media-Kanäle voll mit solchen Beweisvideos. Aber in unserer „Werte-Gesellschaft“ findet das kaum Beachtung und die deutsche Außenpolitik findet dafür weder klare Worte noch einen angemessen harten Kurs. Hier wird nur „rumgeeiert“ um sich ein Türchen offenzuhalten damit man vielleicht später wieder Geld im/mit Iran verdienen kann.
Wenn die Hijab-Pflicht fällt, wäre der Weg für weitere noch wichtigere Veränderungen frei. Und damit wäre das Ende der Mullah-Diktatur absehbar.
Das iranische Regime hat massive Angst vor der Bevölkerung und ganz besonders vor den Frauen. Denn sie sind stark und haben nichts mehr zu verlieren - sie können durch diesen Kampf nur noch gewinnen!
Masih Alinejad ist ein Sprachrohr mit internationaler Reichweite, die auf den Kampf der Iranerinnen aufmerksam macht. Und auch ihr geht es nicht um Anti-Islamismus sondern um die Befreiung des Iran von der hochkrimiellen und menschenverachtenden Mullah-Regierung.
Die iranische Bevölkerung und ganz besonders deren Frauen benötigen mehr als nur unsere Solidarität. Es wäre ein klares Symbol der Weltgemeinschaft, wenn Ihr illegitimer Präsident Raisi gestern nicht vor der UN ungestraft seine dreisten Lügen verbreiten dürfte. Diese Regierung, die von einem Präsidenten angeführt wird, der den Tod tausender Oppositioneller während der grünen Revolution zu verantworten hat, dürfte keine internationale Anerkennung erfahren!!!
zum Beitrag26.08.2022 , 15:47 Uhr
Ich könnte platzen…
… wenn ich diese taz-Berichte über Masih Alinejad und erst recht die Kommentare dazu lese!
Dieses (pseudo-)intellektuelle Bashing über die Aktivitäten von Frau Alinejad ist ja kaum noch auszuhalten. In unserer westlichen Hemisphäre verstehen weder Linke noch Rechte worum es bei diesem Kampf wirklich geht.
Ja, es geht um Frauenrechte - und doch geht es um soooo viel mehr! Wer glaubt, dass im Iran das Tragen des Hijab ein Statement pro oder contra Islam wäre, der fällt auf das Framing der Mullahs herein. Es ist nämlich nur noch und ausschließlich ein Symbol. Ein Symbol der Unterdrückung durch einen Unrechtsstaat!
Für iranische Frauen klingt es extrem verstörend welche Theorien hier geäußert werden und wessen Interessen sie verfolgen oder bedienen würden. Um es noch einmal klar darzustellen, es geht nicht um den Hijab an sich und auch nicht um „islamische Werte“ contra „westliche Werte“.
Das Geflecht aus Sittenwächtern, Revolutionsgarde, willkürlicher Rechtsprechung, Inhaftierung, Folter und Exekution wurde von den Mullahs geschaffen um ihre fortwährende Machtposition zu erhalten. Dieses System ist aber sehr fragil und wird nur von einem winzigen Teil der Bevölkerung gestützt. Dennoch sollte die westliche Welt nicht glauben, dass die Mehrheit durch Demonstrationen oder irgendwelche demokratischen Prozesse eine Änderung herbeiführen könnte. Es benötigt Aufmerksamkeit und Unterstützung von Außen.
Dieses System ist so perfide gegen die eigene Bevölkerung ausgerichtet, daneben erscheint die ehemalige Stasi wie eine Truppe von Amateuren.
Wenn im Iran die Hijab-Pflicht fallen würde, wäre der Weg für viel wichtigere Veränderungen bis zum Sturz des Regimes frei!
Der „freie Westen“ nimmt dies überhaupt nicht ausreichend zur Kenntnis. Masih Alinejad ist das Sprachrohr mit internationaler Reichweite für eine Bewegung zur Befreiung des gesamten Irans von einem verlogenen, korrupten und hoch kriminellen Regime!
zum Beitrag