Feine Unterschiede (3): Minigolf als Menetekel? Solche Probleme hätte man gerne. Wer sich über die neue Spießigkeit erregt, sorgt sich eigentlich um die Politikfähigkeit der Mittdreißiger. Und diese Sorge ist begründet – längst schlagen die aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes zu Buche
Festmahl: Eine edel aufgemachte „Bibliothek der Weltweisheit“ sorgt bei Vollcheckern für Entschleunigung und bei Mobbing-Opfern für Entlastung. Laotse, Seneca oder Gracián bieten echte Alternativen zu den Neoethiken im Wellness-Zeitalter
Die letzten parlamentarischen Initiativen, den Abriss des Palastes der Republik doch noch abzuwenden, scheitern im Bundestagskulturausschuss. Nun bleibt eine Gnadenfrist bis zum 18. Januar. Dann stimmt das Parlament erneut ab
Die große Koalition steht, der große Kommunikator bleibt unsichtbar. Dem Mann, dessen Name noch kürzlich das Markenzeichen seiner Partei war, muss es allmählich dämmern, wie langweilig und trübselig ein Privatleben ist
Political Studies (X und Schluss): Die Luxuslinke predigt Wein, die Poplinke beweint ihre eigene Entpolitisierung. Wo sind die Grundoppositionen hin, die früher so schön halfen? Und wer kam nur auf diese seltsame Idee, dass Politik Spaß bringen soll?
Gute Miene zum bösen Computerspiel: Die Leipziger Game Convention ist der Weltjugendtag der Gottlosen. Trotz der Selbstbeweihräucherungskunst der beteiligten Firmen bleibt die Gaming-Community oft reserviert. Und Daddeln bleibt ein Jungsding, entgegen allen anders lautenden Beteuerungen
Kinder ja oder nein? Galt es bislang als Privileg der Singles, das Leiden an sich und den Umständen in Erfolg umzumünzen, betätigen sich nun einige Schriftsteller als Analytiker eines neuen Bewusstseins: Was heißt das eigentlich, Vater zu sein?
Hundstage für die Historie: Im Berliner Instituto Cervantes diskutieren Intellektuelle und Politiker über Erinnerungskulturen in Spanien und Deutschland. Joschka Fischer zürnte mit dem „Untergang“, und Juan Goytisolo kritisierte Geschichtsklitterung
Grammatik der Gefühle: Bei den Debatten-Panels beim Berliner „Black Atlantic“-Festival zeigte sich, wie jedes Sprechen über Rassismus in Deutschland noch immer auf historisch vermintes Terrain führt
Alles im Fluss: Der britische Kulturwissenschaftler Paul Gilroy über seine Theorie des „Black Atlantic“, multikulturelle Nationen und die Frage der Assimilation sowie die Melancholie der weißen Europäer
Strukturwandel des Elitenbegriffs: Wer in Deutschland etwas werden will, muss vor allem zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und die richtige Herkunft haben. Für alle anderen gilt: Entwerft Nanotechnologie-Patente und nervt nicht mit überzogenen Forderungen an die Solidargemeinschaft
Alle benehmen sich scheiße – nur Charlotte Roche nicht. Warum muss der Diskurs über Anstandsregeln immer gleich in der Disziplinierungsfalle enden? Und folgt auf die zwangsenthemmten TV-Freakshows unweigerlich ein Neo-Biedermeier?