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Archiv-Artikel

Amerikanische ÄrztInnen im Jemen ermordet

Islamist erschießt in Baptistenkrankenhaus in Jibla zwei Ärztinnen und ihren Chef. Seit einer CIA-Aktion, bei der im November Al-Qaida-Kommandant Abu Ali al-Harithi starb, waren wiederholt Racheakte angekündigt worden

KAIRO taz ■ Seit fast 40 Jahren existiert in der jemenitischen Stadt Jibla das von US-amerikanischen Baptisten finanzierte Krankenhaus Maaden. Die US-Ärzte hatten sich gestern Morgen gerade in ihrem Beratungszimmer zusammengesetzt, um zu beraten, welche jemenitische Organisation in Zukunft die Geschicke des Krankenhauses leiten könnte, als ein mit einem halb automatischem Gewehr bewaffneter Jemenit in das Zimmer eindrang und das Feuer eröffnete. Der Direktor des Krankenhauses und zwei Ärztinnen waren sofort tot. Ein Apotheker wurde schwer verletzt.

Der Täter hatte sich als Verwandter eines Patienten ausgegeben. Sein Gewehr hatte er so getarnt, als trüge er ein kleines Kind unter dem Mantel. Auch dass der Täter von der Versammlung gewusst zu haben scheint, weist auf einen genau geplanten Anschlag hin. Der 35-jährige Abdel Rassak Kamel wurde kurz darauf festgenommen. Er wolle die islamische Religion säubern und Gott näher kommen, begründete er seine blutige Tat.

Kamel studiert an der Al-Iman-Universität, die in Folge des 11. September als Hochburg radikaler Islamisten kurzzeitig von der Regierung geschlossen worden war. Die Hochschule wird von Scheich Abdul Majid al-Zindani geleitet, einem der radikalsten Vordenker der islamistischen Islah-Partei. Das Innenministerium verlautete inzwischen, der Täter gehöre dieser Partei an, die als legale islamistische Opposition im Parlament sitzt. Ein Sprecher der Islah erklärte dagegen, der Täter habe die Partei bereits vor vier Jahren verlassen, und verurteilte den Anschlag.

Das unzugängliche jemenitische Hinterland zählt als eines der wichtigsten Rückzugsgebiete für aus Afghanistan geflohene Al-Qaida-Kämpfer. Bislang ist unklar, ob der Mörder der amerikanischen Ärzte mit al-Qaida in Verbindung steht. Die US-Botschaft schickte ein Expertenteam in das 200 Kilometer südlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gelegene Jibla, um mit jemenitischen Sicherheitskräften Untersuchungen anzustellen. Seit dem 11. September 2001 gibt es eine rege Kooperation zwischen CIA, FBI und jemenitischen Behörden.

Nachdem in einer CIA-Operation das Auto von Abu Ali al-Harithi, einem der wichtigsten Al-Qaida-Kommandanten, im November durch eine von einer unbemannten Drohne abgefeuerten Rakete in die Luft gejagt worden war, hatte man Vergeltungsaktionen erwartet. Vor wenigen Tagen hatten die „Militanten Gefolgsleute von Abu Ali al-Harithi“ Racheaktionen gegen Amerikaner angekündigt.

Die US-amerikanische Botschaft in Sanaa hatte ebenfalls seit Wochen vor Anschlägen gewarnt und wohl auch die US-Ärzte in Jibla aufgefordert, besonders vorsichtig zu sein. Offensichtlich hatte es in letzter Zeit immer wieder auch Ärger zwischen der lokalen muslimischen Bevölkerung und den Ärzten gegegeben, denen christliche Missionsarbeit vorgeworfen wurde. Die jemenitische Regierung soll die Ärzte inoffiziell aufgefordert haben, ihr Krankenhaus einem anderen Träger zu übergeben.

KARIM EL-GAWHARY