Nach dem Geschwornenweg-Prozess
: Wie die swb enordia ihr Gas-Leitungsnetz sichert

PE-Rohre und gelbe Farbe

95.000 Gas-Hausanschlüsse hat die swb in Bremen zu beschicken, stolz spricht der Energieversorger von einer Netzlänge von etwa 2.050 Kilometern, und auf der Homepage wirbt man mit dem Satz: „EnordiaGas ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Bequemenergie.“.

Wie gefährlich diese „Bequemenergie“ werden kann, hat die verheerende Gasexplosion im Geschwornenweg vor zwei Jahren gezeigt, bei der zwölf Bewohner eines Seniorenheims ums Leben kamen. Es ist der Job von Menschen wie Jörg Bösche, derlei Unglücke nach Möglichkeit für die Zukunft auszuschließen – Bösche ist bei der swb zuständig für den Bereich „Netzunterhaltung und Betrieb“ für Bremen-Süd.

Ein schwarzes Gasrohr aus Stahl, wie es von den Stadtwerken 1977 im Geschwornenweg als Hausanschluss benutzt wurde, verlege die swb heute nur noch im Ausnahmefall, erläutert Bösche: „Bereits seit Anfang der achtziger Jahre verlegen wir eigentlich nur noch PE-Rohre.“ Diese Polyethylen-Rohre sind für Baggerführer und andere Arbeiter durch ihre knallgelbe Farbe unmissverständlich als Gasleitungen zu identifizieren: „Stahlrohre nehmen wir erst ab einer Druckstufe über vier Bar, sagt Bösche – und das komme eigentlich nur bei Industrieanschlüssen vor.

Würde ein Baggerführer mit seinem Löffel eines der neueren PE-Rohre zu fassen bekommen, würde er es an just dieser Stelle abknicken. Leicht könnte der Arbeiter dann das Rohr – sogar per Fuß – zusammenpressen und abdichten, so Bösche.

Auch lasse die swb, im Unterschied zu den Stadtwerken in den siebziger Jahren, ihre Hausanschlüsse heute nicht mehr von eigenen Kolonnen verlegen. Man kooperiere stattdessen mit Vertragsfirmen, die beim Deutschen Verein für das Gas- und Wasserfach eine Zulassung für derlei heikle Tätigkeiten beantragen müssten. In seiner einschlägigen Norm G 459/I schreibt der Verein vor, dass „die Höhe der Rohrdeckung den örtlichen Verhältnissen angepasst sein muss“. Die Hausanschlussleitung „soll in der Regel mit einer Mindestüberdeckung von 0,5 Metern verlegt werden“, heißt es vage.

Zwar dokumentiere die swb alle Rohrverlegungstätigkeiten heute „präzise“ – die Tiefe allerdings, in der ein Gasanschluss verlegt worden sei, werde in den Lageplänen nicht verzeichnet: „Das würde Sicherheit vorgaukeln“, so Bösche: Was, wenn eine Straße irgendwann abgesenkt oder aufgeschüttet worden ist und ein Baggerführer sich auf veraltete Pläne verlassen würde? Stattdessen hat die swb beschlossen, alle Gas-Leitungen innerhalb von Häusern zu prüfen, zu fotografieren und auf einem hauseigenen Server abzulegen: 20.000 Gas-Hausanschlüsse in Bremen hat man bereits „abgearbeitet“. jox