: MUSIK
THOMAS MAUCH
Ein Bastelbogen: Mit den diese Woche sich hier in der Stadt tummelnden Krachmacherlegenden ließe sich eine prima Supergroup des Meta-Lärms zusammenpuzzeln, ich sage nur Peter Brötzmann, Rhys Chatham … und die Backing-Band wäre dann das Berliner Trio Automat, das jetzt aber erst einmal ohne weitere Abschweifungen und Prominenz heute am Donnerstag in der Bar Tausend sein neues Album „Plusminus“ mit einem bestens komprimierten Repetitionsrock präsentiert. Kann man vielleicht Techno-Surf dazu sagen (Schiffbauerdamm 11, 22 Uhr).
Am Freitag kommt mit Lydia Lunch eine veritable New Yorker No-Wave-Ikone in die Berghain-Kantine (die auch beim vor einem Jahr erschienenen Automat-Debüt gastsingen durfte), mit Retrovirus hat sie eine gut polternde und gitarrenquengelnde Band im Rücken. Besondere Aufmerksamkeit hier aber verdient das Vorprogramm mit Carsick Cars. Kommen aus China und machen eine grandiose (versprochen!) und überhaupt nicht epigonale Velvet-Underground-Verarbeitung (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, VVK: 21 €). Am Freitag hat man allerdings mit Peter Brötzmann auch das unerschütterliche Nebelhorn des deutschen Jazz, er improvisiert mit dem Trio XOL im Neuköllner Sowieso (Weisestr. 24, 20.30 Uhr), und diese Konstellation kann man dort dann – vielleicht schon wieder ganz anders klingend – gleichfalls am Samstag erleben. Noch mehr Impro gibt es am Samstag mit dem „Jazz an der Lohmühle“, wo man den Jazz traditionell nicht so eng sieht, sodass der gut auch ein freigeistiger und zickiger Rock sein darf, so wie er das zwischendurch immer wieder bei Gratkowski Berlin 4 und Kuu! (mit der Sängerin Jelena Kuljic) ist (Lohmühlenstr. 17, 19 Uhr, Eintritt frei).
Am Samstag hätte man mit Wind Atlas aus Barcelona aber auch was hübsch Entrücktes, mit einem atmosphärischen Geseufze, spannend auf dem Grat zwischen Kitsch und herzerfrischend kippelnd. Ein musikalisch über Postrock und Psychedelia aufgeklärter Mittelaltermarkt. Das im West Germany (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr). Am Sonntagmittag kann man an der Universität der Künste mit „Klänge der Heimat“ Werke von ostasiatischen Komponistinnen und Komponisten der UdK Berlin hören, die sich mit der Ideenwelt Ostasiens beschäftigen (Bundesallee 1–12, 14 Uhr, Eintritt frei).
Und dann eben noch Rhys Chatham, der aus New York kommende Zeremonienmeister des Post-Minimalismus, der wie Glenn Branca die Schubkraft der Gitarre ausgereizt hat auf seinen Platten, die so nette Titel wie „Die Donnergötter“ tragen. Er spielt am Mittwoch im Kiezsalon in der Musikbrauerei in Prenzlauer Berg (Greifswalder Str. 23a, 21 Uhr, 8 €).