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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Der tschechische Autor und frühere Dissident Ludvik Vaculik ist im Alter von 88 Jahren gestorben, wie die Prager Zeitung Lidove Noviny berichtet. Vaculiks Demokratie-Appell „Manifest der 2000 Worte“ von 1968 gilt als eines der wichtigsten Dokumente der Reformbewegung „Prager Frühling“ in der damaligen Tschechoslowakei. Zusammen mit Intellektuellen wie Václav Havel gehörte Vaculik zu den Unterzeichnern der „Charta 77“ für Menschen- und Bürgerrechte. Wie sein Landsmann Milan Kundera stand Vaculik 1948 auf der Seite der Kommunisten, als sie an die Macht kamen. 1967 wurde Vaculik dann aber nach einer hochgradig kritischen Rede auf einem Schriftstellerkongress aus der Partei ausgeschlossen.

Der 55-jährige Schriftsteller Michael Kleeberg („Das Amerikanische Hospital“) hat gestern den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg erhalten. Der gebürtige Stuttgarter bekam die Auszeichnung für sein Gesamtwerk, darunter die Romantrilogie über den unscheinbaren Charly Renn. Die Jury begründet: „Kleeberg traut sich nichts Geringeres, als die Lebenstotalität eines vermeintlichen Jedermanns in emotionale und psychologische Feinheiten zu zergliedern.“ Der Förderpreis ging an die Österreicherin Teresa Präauer. Die hessische Stadt Bad Homburg vergibt den Hölderlin-Preis traditionell am 7. Juni, dem Todestag des Lyrikers Friedrich Hölderlin (1770–1843).

Der künftige Intendant der Volksbühne, Chris Dercon, möchte gezielt internationale Besucher gewinnen: „In Berlin leben so viele hochgebildete junge Leute aus Israel, dem Libanon, Neuseeland oder Kanada, die kein Deutsch können“, sagte Dercon. Er arbeite mit seinem Team an einer neuen Art von Sprache. Mit „Wortensembles“ wolle er die Menschen ohne Deutschkenntnisse anlocken. Der belgische Kulturmanager Dercon, derzeit noch Chef des Londoner Museums Tate Modern, wird im Sommer 2017 Frank Castorf als Volksbühnen-Chef ablösen. Er hat ein fünfköpfiges internationales Künstlerteam für die Volksbühne benannt, darunter Filmemacher Alexander Kluge. Im Vorfeld gab es von Theatermachern harsche Kritik an der Ernennung Dercons.