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Archiv-Artikel

Bezirkspolitiker ziehen Stöpsel

AQUA II Am 31. Juli muss das Therapie- und Schwimmbad am Eichkamp in Westend schließen

Das Becken ist 8 Meter breit, 12 Meter lang und 1,70 Meter tief. Tausende von Berliner Kindern sollen dort schwimmen gelernt haben. Hunderte sind für Kurse angemeldet. Aber am 31. Juli ist Schluss. Dann wird in dem Bad, das zur Reinfelder-Schule im Eichkamp gehört, der Stöpsel gezogen. So hat es das Bezirksamt von Wilmersdorf-Charlottenburg beschlossen.

Das Bad ist ein Therapiebad, es befindet sich auf dem Campus der Reinfelder-Schule, die eine Schwerpunktschule für Hörgeschädigte ist. Auch die Ernst-Adolf-Eschke-Schule – ein Sonderpädagogisches Förderzentrum für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche – nutzt das Becken in den Vormittagsstunden. Nachmittags hat die private Kinderschwimmschule „Fabius“ das Bad gepachtet. Seit 1998 bringt deren Betreiber, Jürgen Hügli, dort Vorschulkindern von vier bis sechs Jahren schwimmen bei. „Fabius“ sei die größte Schwimmschule Berlins, die Kurse seien stark nachgefragt, sagt Peter Fleischmann, Vater eines Sohnes, der dort schwimmen lernte. Hügli und sein Team gelten als „Naturtalente“ im Erteilen von Schwimmunterricht.

Die Halle sei baufällig, teilte Carsten Engelmann, CDU-Stadtrat für Soziales und Gesundheit, am Mittwoch auf Nachfrage mit. Eine Sanierung würde circa 750.000 Euro kosten. Der Schwimmunterricht für die Drittklässler der Reinfelder- und der Ernst-Adolf-Eschke-Schule sei durch die Schließung der Halle aber nicht gefährdet. Der finde schon gegenwärtig in der Schwimmhalle Krumme Straße statt. Das Therapieangebot, das täglich von 25 Kindern genutzt werde, sei kein Pflichtangebot. Die Entscheidung, das Bad zu schließen, komme nicht überraschend. Seit Jahren sei darüber im Bezirksamt bereits diskutiert worden.

Aus der Bezirksverwaltung verlautet, dass Pächter Hügli das Angebot bekommen soll, das Bad auf eigene Kosten zu übernehmen. Dem jedoch war davon am Mittwoch noch nichts bekannt. Solche Summen könne er allerdings ohnehin nicht aufbringen, sagte Hügli. Seine Hoffnung sei, dass der Bezirk doch noch einlenken wird. Und wenn nicht? „Die öffentlichen Bäder sind von Vereinen belegt“, so Hügli. „Dann sitze ich mit den Kindern auf der Straße“. PLUTONIA PLARRE