GEHT’S NOCH?: Birnen-Brie-Pizza schmeckt scheiße

ALLE WELT HACKT AUF VAPIANO HERUM. DOCH WER STERNEKÖCHE IM FAST-FOOD-LADEN ERWARTET, WILL EIGENTLICH NUR MECKERN

Neu ist sie nicht, die Geschichte von bedenklichen Zuständen in einzelnen Filialen von großen Fast-Food-Ketten. Denn Fast-Food-Ketten: das sind die bösen Kapitalisten. Gehetzte Mitarbeiter: die guten, armen Proletarier. Unzufriedene Kunden: verärgerte Könige – „Kopf ab!“ Burger King weiß das, McDonald’s weiß das, und dank dem „Nudelgate“ weiß es nun auch Vapiano. Aber haben wir ewig Meckernden und Enthüllenden jemals damit aufgehört, beim Shopping eine bezahlbare Snackpause einzulegen? Eben.

Arbeitsbedingungen beim Pasta-Franchise-Laden Vapiano anzuprangern ist das eine. 13-Stunden-Schichten für Azubis sind nicht okay. Nicht bei Vapiano und auch nicht beim Italiener um die Ecke. Aber auf den frisch vor den Augen der Kunden zubereiteten Mahlzeiten und der Standardisierung der Speisekarte herumzuhacken passt nur zu einer heuchlerischen Gesellschaft, die keinen Cent zu viel in gesunde Ernährung investieren möchte, keine Zeit hat, gemächlichere Orte aufzusuchen, keine Lust, exotisches Essen zu probieren, aber dennoch alles auf einmal verlangt: Preiswert und ungehetzt soll es sein, mit ganz, ganz viel Auswahl, bitte. Das Verschwinden der Birnen-Brie-Pizza von der Karte deutet die Welt etwa als den Verlust des eigensinnigen Charmes, den Vapiano zu Anfangszeiten noch verkörpert haben soll. Aber was, wenn Birnen-Brie-Pizza einfach niemandem schmeckt und die Deutschen niemals aufhören werden, Spaghetti Bolognese zu bestellen? Soll Vapiano doch rebellieren! Wieso sollte ein Unternehmen auch Geld verdienen wollen?

Davon abgesehen, dass Vapiano nie einen Bildungsauftrag in Sachen Essen proklamiert hat, sind es eben einzig die großen Ketten, die sich die Mietpreise in zentralen Gegenden deutscher Großstädte leisten können. Und wem die Auswahl zwischen Doppelwhopper inmitten alten Fettgeruchs auf der einen und Scampi-e-Spinaci-Campanelle zwischen Rosmarinsträuchern auf der anderen Seite schwerfällt, der soll am Morgen einfach Brote schmieren. Liebe Grüße aus der Pastavorhölle! FATMA AYDEMIR