jugendstrafrecht
: Schäbige Kampagne

Von Roland Koch (CDU), dem hessischen Intensivtäter in Sachen populistische Stimmungsmache, war nichts anderes zu erwarten, aber dass die Wahlkämpfer im Norden nun auch auf das Jugendlichen-Bashing aufspringen, ist wirklich beschämend. Niedersachsens Uwe Schünemann (CDU) hatte sich bislang eher in puncto „Ursachenforschung“ bei Jugendgewalt profiliert – Stichwort Ballerspiele. Mit seiner Variante der „schneller – früher – härter“-Strafen bleibt der Innenminister sich zumindest in einem treu: Der konsequenten Unterscheidung in Bürger erster und zweiter Klasse, je nach Pass.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Dass der eher besonnene Hamburger Innensenator Udo Nagel (parteilos) sich für den Wahlkampf-Gimmick Jugendkriminalität hergibt, ist schäbig. Der gemütliche Bayer hat offenbar nicht gemerkt, dass er in einer Stadt wirkt, die die Jugendarbeit kaputtgespart hat und jährlich Rekordzahlen von Schülern ohne Abschluss ins Leben entlässt.

Sein Lob der Disziplin-Camps ist pure Ideologie. Die Unterschiede zu amerikanischen Boot-Camps sind Nuancen. Auch wenn man hierzulande auf Demütigungs-Accessoires wie rosa Unterwäsche verzichtet: Eine Gesellschaft, die mündige Bürger will, kann verantwortliche Persönlichkeiten nicht per Kollektivstrafen erreichen. Damit drillt man die Insassen allenfalls auf Sekundärtugenden.