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Archiv-Artikel

Entspannter Goalgetter

Halil Savran gilt als eines der größten Fußballtalente der Stadt. Selbst mehrere Bundesligaclubs sollen an dem Stürmer von Tennis Borussia interessiert sein

„13/18“ – so lautet die Erfolgsformel, die Halil Savran wie ein unsichtbares Werbelogo auf seinem Trikot durch die Oberliga zu tragen scheint. Stattliche 18 Treffer in 13 Partien hat der Fußballer in der Hinrunde für Tennis Borussia erzielt. „Eigentlich sind es sogar drei Tore mehr“, sagt der 22-Jährige. Aber weil Konkurrent SV Yesilyurt Insolvenz anmeldete und alle Ergebnisse des Pleiteclubs annulliert wurden, fielen auch Halils drei Erfolgserlebnisse gegen die abgemeldeten Weddinger dem Rotstift zum Opfer.

Wuchtiger Angreifer

Doch auch ohne statistische Kosmetik hat der Berliner auf sich aufmerksam gemacht. „18 Tore in 13 Spielen – das ist eine Hausnummer, die für sich spricht“, lobt etwa Christian Beeck, Sportdirektor beim Köpenicker Regionalligisten Union. Beeck hat den wuchtigen Angreifer vom Lokalrivalen mehrmals beobachtet, jedoch nicht verpflichtet. Vielleicht rechnet sich Beeck kaum Chancen aus gegen die großen Namen, denen Interesse an Savran nachgesagt wird: Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg und Hertha BSC sollen um Halils Torschützendienste werben. Jüngst saß sogar Bayern Münchens Talentscout Hermann Gerland auf der Tribüne des Mommsenstadions in Charlottenburg. „Er war nur wegen Halil da“, raunen die Tennis-Borussen, die sich glücklich schätzen, ihren Goalgetter bis zum Jahr 2008 unter Vertrag genommen zu haben, einschließlich einer Option auf eine weitere Spielzeit.

„Das Interesse der anderen Vereine ehrt mich“, sagt Savran. „Egal, aus welcher Liga sie kommen! Daran sieht man, dass meine Arbeit anerkannt wird.“ Bescheiden klingende Worte, ohne Pathos und Selbstüberschätzung, die vielen Talenten in ähnlich verheißungsvoller Lage ziemlich leicht zu entlocken wären.

Im Verein wird der in Wiesbaden geborene Savran gern als „untypischer Spieler“ beschrieben: Der 1,82 Meter große Borusse mit deutschem und türkischem Pass gilt als ruhiger Zeitgenosse, als Talent ohne Flausen und Anflüge von Größenwahn, woran viele Kicker-Kids scheitern, wenn sie sich auf der Karriereleiter selbst im Weg standen. „Warum soll ich abheben?“, fragt der Umworbene rhetorisch. Den Star raushängen zu lassen, wenn lukrative Angebote ins Haus flattern – das widerstrebt ihm, das sei auch nicht seine Art. „Ich behandle die Leute so, wie ich von ihnen behandelt werden möchte.“

Bei TeBe in Charlottenburg ist man zuversichtlich, den Fan des in die Jahre gekommenen Brasilien-Stars Ronaldo zumindest bis zum Saisonende zu halten. Danach dürfte Halil wohl seine Chance im Profibusiness suchen und seinem alten Verein eine ordentliche Ablösesumme in die Clubkasse schwemmen. „Ich will mir erst ein zweites berufliches Standbein schaffen“, erzählt der am Ball beidfüßig agierende Stürmer, der im Mai erst noch seine Ausbildung zum Bürokaufmann in Potsdam abschließen will.

Bescheidener Sportler

Danach setzt der Oberliga-Knipser wohl ganz auf den Sport. „Ich traue mir diesen Schritt zu. Wille und Ehrgeiz sind entscheidend, und die sind da.“ Die Wahl seines potenziellen neuen Arbeitgebers will er nicht nach rein pekuniären Gesichtspunkten treffen. „Ich schaue nicht nach dem Geld. Das Gesamtpaket muss stimmen. Ich muss mich sportlich weiterentwickeln können.“ Was mehr als bescheiden klingt für einen, der als seinen bisher größten sportlichen Triumph einen 3:1-Sieg gegen Babelsberg nennt.

JÜRGEN SCHULZ