WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Lange bevor der reife Herr von Goethe seine Jahrhundertdramen Faust I und Faust II in die berühmten Verse fasste, schrieb er einen Prosatext, der als „Urfaust“ durch die Literaturgeschichte geistert und immer mal wieder das Licht der Bühne erblickt. Besonders die Tatsache, dass der junge Dichter parallel dazu seinen „Werther“ schrieb – er also in seinen Texten einmal einen Mann (Werther) und einmal eine Frau (Gretchen) über die Klinge der Liebe spingen ließ –, wirkt hier meist höchst inspirierend. Auch ist Heinrich Faust im Urfaust noch ein junger Wissenschaftler voller Leidenschaft und kein alter Gelehrter, der ein junges Mädchen vernascht. Im Maxim Gorki Theater inszeniert jetzt Felicitas Brucker die Geschichte. Die Premiere ist am Freitag.
In der Schaubude, die zu Berlins wunderbarsten Puppentheatern gehört, ist ab Samstag die „Muschellauscherin“ unterwegs, die ein Paket vom „Amt für scheinbar unerfüllbare Wünsche“ bekommt. Um endlich einmal das Meer zu sehen. Ein Schau- und Puppenspiel vom Figurentheater Stuttgart und Theaterfusion Berlin in einer Berlinpremiere, für Kinder ab 6 Jahren.
Experimentelle Videokunst von Caden Manson und seiner Big Art Group gibt es ab Freitag unter dem Titel „Cinema Fury: The Imitation“ im HAU 1. Also im Hebbel-Theater an der Stresemannstraße, das ja nächsten Dienstag seinen hundertsten Geburtstag feiern darf. Und im dritten Stock der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz präsentiert ab Donnerstag Herbert Sand als One-Man-Show Louis Ferdinand Célines „Gespräche mit Professor Y“, in denen Céline höchstselbst mit einem Fantasieprofessor ein aberwitziges Gespräch über den Literaturbetrieb führt, dessen lautstärksten Matadore sich ja schon immer in einer Alles-Schlampen-außer-Mutti-Pose gefielen.
„Urfaust“: Maxim Gorki Theater, ab Fr.
„Die Muschellauscherin“: Schaubude, ab Sa. 15 Uhr
„Cinema Fury: The Imitation“: HAU 1, Fr.–So.
„Professor Y“: Volksbühne/ 3. Stock, ab Do.
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