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Archiv-Artikel

Dann eben draußen rauchen

Seit anderthalb Jahren darf in Schulen, Kitas und Kliniken nicht mehr geraucht werden. Nach einer neuen Studie halten sich die Raucher überwiegend dran, reduzieren aber nicht den Tabakkonsum

von Eiken Bruhn

Das Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen hält Raucher nicht von Ihrer Sucht ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Public Health und Pflegeforschung (IPP) an der Universität Bremen. Das IPP hatte im Auftrag der Gesundheitssenatorin vor und nach der Einführung des Verbots in öffentlichen Einrichtungen im August 2006 MitarbeiterInnen von Schulen, Kindertagesstätten und Krankenhäusern zu ihrem Rauchverhalten sowie ihrer Bewertung des Verbots befragt.

Je nach Einrichtung rauchen 10 bis 20 Prozent täglich. Ein Drittel der Befragten gibt zwar ein Jahr nach Einführung des Gesetzes an, in diesem Zeitraum aufgehört zu haben, ähnlich viele hatten dies aber auch schon ohne Verbot versucht. Etwa die Hälfte der bei der zweiten Erhebung befragten RaucherInnen sagte außerdem, das Gesetz habe auf ihr Rauchverhalten keinen Einfluss gehabt. Betrachtet man nur die Gruppe derjenigen, die vorher und hinterher zu ihrem Rauchverhalten befragt wurden, ist diese Zahl noch höher. 80,7 Prozent verneinen einen Einfluss des Qualmstopps. Ein Teil gab immerhin an, am Arbeitsplatz weniger zu rauchen als vorher: In Kindergärten war es ein Viertel des Personals, in Krankenhäusern 40,7 Prozent und in Schulen 22,3 Prozent. Aufgrund der niedrigen Rücklaufquote von 12 Prozent – bei 15.000 versendeten Fragebögen – ließen sich aber „keine Effekte auf den Tabakkonsum“ beobachten, so die Leiterin der Studie, Petra Kolip.

Auffällig ist, dass trotz des Verbots ein relativ hoher Anteil angibt, am Arbeitsplatz zu rauchen. Im Krankenhaus sind es 63,8 Prozent der RaucherInnen, in den Kitas 48,2 Prozent und in der Schule 34,9 Prozent. „Offenbar ist es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelungen, sich ‚Raucherecken‘, vermutlich außerhalb des Gebäudes, zu schaffen“, schlussfolgert IPP-Direktorin Kolip. Das wiederum führe vor allem an Schulen dazu, dass sich AnwohnerInnen über Lärm und Kippen beschweren. An den Kliniken fühlten sich die NichtraucherInnen im Nachteil, „da die Kollegen circa eine Stunde am Tag nicht auf Station sind, da sie draußen rauchen“, wie es ein Klinik-Mitarbeiter formuliert. An den Kliniken gibt es zusätzlich das Problem, dass das Rauchverbot offenbar abhängig ist vom Dienstgrad. Dies belegen Äußerungen wie diese: „Einige Ärzte rauchen weiterhin in ihren Zimmern. Das wird stillschweigend geduldet. Aber wehe, eine Putzfrau wird beim Rauchen erwischt!“ Als problematisch wird von allen die Frage nach Kontrollen und konsequenter Umsetzung gesehen. Auch wünschten sich viele Befragte eine Ausweitung des Verbots auf Gaststätten – was seit 1. Januar theoretisch gilt, aber nur vereinzelt eingehalten wird. Insgesamt, so das Fazit der Studie, werde das Verbot als positiv wahrgenommen.