: Alle fünf sind guter Dinge
Hamburgs Parteien suchen vor allem das für sie Positive in den Landtagswahlen von Niedersachsen und Hessen. Das finden sie denn auch, und deshalb sind sie alle voller Optimismus und Zuversicht
VON SVEN-MICHAEL VEIT
„Wir sind auf dem Weg nach Hamburg“, sagte Lothar Bisky, Parteichef der Linken, gestern in Berlin. Und damit ist wohl vor allem Gregor Gysi gemeint, der bis zur Wahl am 24. Februar in der Hansestadt den Einzug der Linken ins Rathaus herbeireden soll. Sechs Mal in vier Wochen wird der Kleine mit dem flotten Mundwerk aus dem Osten in der Metropole des Nordens auftreten.
Dabei strotzen die GenossInnen an der Elbe seit den Erfolgen in Niedersachsen und Hessen am Sonntag auch so schon vor Optimismus. „Diese tollen Ergebnisse werden unsere Motivation und Tatkraft stärken“, verkünden die KandidatInnen Joachim Bischoff und Christiane Schneider in ihrer Analyse der beiden Landtagswahlen auf der linken Homepage.
Genau so aber sehen das auch alle anderen. „Jetzt geht es in Hamburg richtig los“, posaunt SPD-Chef Kurt Beck. Und der Hamburger Bürgermeisterkandidat Michael Naumann frohlockt über die Zugewinne von Andrea Ypsilanti in Hessen. „Die SPD kann Wahlen gewinnen“, freut wer sich, wenn sie „Klartext redet: Hamburg braucht einen Aufbruch zu neuer sozialer Gerechtigkeit“.
Der Hamburger CDU-Vorsitzende und Finanzsenator Michael Freytag hingegen schaut nicht so gern nach Hessen, sondern lieber nach Hannover und auf den dort im Amt bestätigten CDU-Ministerpräsidenten Christian Wulff. „Wir freuen uns sehr über das Ergebnis in Niedersachsen“, sagt Freytag, das sei „ein gutes Omen“.
In erster Linie, weil die Gemeinsamkeiten zwischen Bürgermeister Ole von Beust und Wulff ungleich größer sind als die mit dem Wiesbadener Rechtsausleger Ronald Koch. Die Hanse-Union und ihr Kandidat würden „nicht auf persönliche Schärfen“ setzen, sagt Freytag. In einem hanseatischen Wahlkampf einer CDU, die seit Jahren auf dem Weg zu einer modernen Großstadtpartei zu sein vorgibt, gehe es vor allem um „Sachlichkeit“.
Dennoch wird von Beust in der nächsten Woche erst so richtig mit seinem Wahlkampf auf den Straßen, den Märkten und auch in den Hallen loslegen. Ebenso wie die Konkurrenz hat auch der Titelverteidiger die Urnengänge in Hessen und Niedersachsen abgewartet in der Hoffnung auf Fingerzeige für den Endspurt.
Die Parteichefin der Grünen in Hamburg, Anja Hajduk, liebäugelt weiterhin mit der Option auf Rot-Grün. „In Hamburg haben wir wie in Hessen auch die Situation, dass der Machtwechsel in der Luft liegt“, sagte die Bundestagsabgeordnete. Es komme nun darauf an, den Wählern zu erklären, dass jede Stimme für die Linken den Wechsel gefährden könne. „Wer die Linke wählt, hält von Beust an der Macht.“ Zugleich deutete sie an, im Endspurt vor allem das Thema Schule und Bildung in das Zentrum des grünen Wahlkampfes zu rücken. Der GAL-Spitzenkandidatin Christa Goetsch, einer ausgewiesenen Schulexpertin, dürfte diese Schwerpunktsetzung entgegenkommen.
Als „Steilvorlage“ hat der Hamburger FDP-Vize Burkhardt Müller-Sönksen die Wahlergebnisse in Hessen und Niedersachsen bezeichnet. „Für uns liegt der Ball auf dem Elfmeterpunkt. Wir müssen ihn jetzt einfach noch konzentriert ins Tor schießen“, glaubt der Bundestagsabgeordnete. Wie ihr das mit ausgeprägter Opposition gegen den Leinenzwang für Hunde und den Nichtraucherschutz gelingen will, sagte er allerdings nicht.