Zentrum für Suizidgefährdete in der Krise

Die öffentliche Förderung für das Hamburger Therapiezentrum für Suizidgefährdete läuft aus. Nun fürchtet der Freundeskreis um die Fortführung der Arbeit. In der Behörde verweist man auf laufende Verhandlungen

Nach Befürchtungen des Freundes- und Förderkreises des Therapie-Zentrums für Suizidgefährdete (TZS) befindet sich die Einrichtung in „massiven existenziellen Schwierigkeiten“. In einem offenen Brief nennt der Vorstand als Ursache für die Finanzlücke die abgelaufene Förderung durch die Hamburger Wissenschaftsbehörde. Da die eingeworbenen Spendengelder die Lücke nicht füllen könnten, sei die Zahl der Mitarbeiter bereits „drastisch reduziert“ worden, teilweise müssten sie andere Aufgaben übernehmen.

Das Therapiezentrum ist mit seinem ambulanten Therapieangebot bundesweit einmalig. Suizidgefährdete Patienten, die eine stationäre Behandlung scheuen, haben hier die Möglichkeit, eine langfristige Therapie zu beginnen. Üblicherweise liegt die Therapie-Abbruchquote bei diesen Patienten bei bis zu 70 Prozent, während sie im Hamburger TZS 20 bis 25 Prozent beträgt.

In der Hamburger Wissenschaftsbehörde, die 2001 bis 2006 zwei der 6,5 Stellen und im vergangen Jahr 1,5 Stellen finanzierte, sieht man keinen Grund zur Beunruhigung. „Derzeit ist die Betreuung von Suizidgefährdeten durch das TZS und das Zentrum für Psychosoziale Medizin am UKE gesichert“, so der Behördensprecher. Die befristete Zusatzfinanzierung zwischen 2005 und 2007 sei „vereinbarungsgemäß“ ausgelaufen.

Zur Bewältigung der „neu aufgetretenen Finanzschwierigkeiten“ sei man derzeit in Gesprächen mit der Klinikleitung. Bereits im November 2007 hatte die SPD eine Kleine Anfrage an den Senat zur Zukunft des Therapiezentrums eingebracht. In seiner Antwort hatte der Senat die „Fortführung des TZS durch das UKE ausdrücklich begrüßt“. Auch das UKE will laut einer Sprecherin die Arbeit fortführen, „allerdings im Rahmen der psychiatrischen Gesamtversorgung dieser Patientengruppe“.

Klinikintern hatte es bereits 2000 Streit um die Finanzierung des Zentrums gegeben. Der damalige kaufmännische Leiter der Psychiatrischen Klinik hatte dem TZS vorgeworfen, das eigene Defizit auf die anderen psychiatrischen Ambulanzen am UKE abzuwälzen. Streitpunkt war zudem die Frage, ob für die zeitintensive Arbeit am TZS eine höhere Fallpauschale bewilligt werden solle als bei stärker diagnostisch arbeitenden Abteilungen. Schließlich wurde der Verteilungsschlüssel für alle gleich gestellt. Ab 2001 finanzierte nicht mehr das UKE alle 6,5 Stellen, sondern ab 2003 nur noch 2,83, 2007 waren es 2,5, die Lücke füllten Wissenschaftsbehörde und private Spender. Doch vor zwei Jahren hat sich einer der wichtigsten Spender zurückgezogen; Kritiker monieren zudem, dass es nicht Aufgabe von Privatspendern sein könne, die Arbeit des Zentrum zu sichern.

Die Fürsprecher des Zentrums fürchten um die Qualität der Arbeit. Wo ein Patient im Schnitt nur noch einmal pro Monat eine Therapiestunde zugeteilt bekäme, könne von der angestrebten „unmittelbaren Verfügbarkeit des Therapeuten bei Krisen der Patienten“ keine Rede sein. GRÄ