Lübeck wartet ab

Umweltverbände fordern Lübeck zu mehr Engagement bei der Entsorgung von Giftgas in der Lübecker Bucht auf

Die Umweltschutzverband NABU und die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) kritisieren das Verhalten der Stadt Lübeck angesichts der Giftgasfunde in der Lübecker Bucht als „der Gefahrenlage nicht angemessen“. Sie fordern die Stadt in einer gemeinsamen Erklärung zu „unverzüglichen Maßnahmen“ auf, um die Giftgasflaschen zu orten und beseitigen zu lassen.

Dass Giftgas-Altlasten vor der Lübecker Bucht lagerten, habe der Lübecker Innensenator nach eigenem Bekunden bereits seit 2006 gewusst, so der Sprecher des NABU-Landesverbandes Schleswig-Holstein. Es handle sich dabei um 520 Liter Chlorgas und 10 Liter Phosgen, „besonders gefährliche chemische Kampfstoffe“, die bei der Verklappung 1961 aber lediglich als chemische Abfallstoffe deklariert worden seien. Die genaue Lage der Giftstoffe müsse noch bestimmt werden: Einerseits hätten die mit der Verklappung beauftragten Fischer ihre Ladung oft bereits vor dem Verklappungsgebiet wegkippt. Zum anderen sei der Abfall mittlerweile möglicherweise abgedriftet.

Derweil weist die Stadt Lübeck den Vorwurf zurück, sie verschleppe die Beseitigung. „Wir haben neue Gefährdungseinschützungen von den zuständigen Behörden angefordert“, sagte Innensenator Thorsten Geißler (CDU). Nachdem die SPD/CDU-Mehrheit in der Bürgerschaft einen Antrag der FDP abgelehnt hatte, die Stoffe unmittelbar zu bergen, soll die Verwaltung nun bis Anfang März prüfen, wer für die Beseitigung zuständig ist und welche Maßnahmen dazu notwendig sind.

Der NABU bekräftigte jedoch seine Kritik: „Die Stadt Lübeck sollte Druck auf das Innenministerium ausüben, statt weiter das Spielchen um die Zuständigkeit fortzuführen“, sagte NABU-Sprecher Ingo Ludwichowski. GRÄ