: Ins wilde Leben
Sie komme ja nicht automatisch vom Bergbauernhof, nur weil sie aus Oberbayern stamme, sagt Monika Dorsch lakonisch. Und meint damit: Was ist also ungewöhnlich daran, dass ich den kommenden Sommer mitten im Wattenmeer verbringen werde? Dorsch wird Vogelwart des Deutschen Naturschutzbunds, auf Trischen, einer Insel, die ein gutes Stück kleiner ist als der Bremer Bürgerpark. Ungewöhnlich ist vielleicht, dass die 30-jährige Biologin dort sieben Monate lang allein sein wird – allein mit sich und tausenden Vögeln, die zu zählen ihre Hauptbeschäftigung sein wird. Und ungewöhnlich ist vielleicht auch, dass Monika Dorsch Orgelbauerin ist.
Auf Trischen zieht sie am 15. März. Jedes Jahr bewegt sich die Insel fast 30 Meter in Richtung Festland, immer wieder werden Teile weggespült – das zu dokumentieren wird auch zu Dorschs Aufgaben gehören. Wichtiger aber sind die Vögel: Wie viele es sind, wo sie brüten, wie stark sie sich vermehren, all das will registriert und dokumentiert sein, für den Naturschutzbund. Das Wattenmeer, sagt Monika Dorsch, sei ja eine der wichtigsten Brutstätten Europas, eine Durchgangsstation für Zugvögel auf dem Weg in die Arktis – und ziemlich ruhig ist es außerdem. Damit das so bleibt, achtet Monika Dorsch darauf, dass kein Sportbootfahrer dem Eiland zu nahe kommt und keine Tiefflieger die Brut stören.
Der Naturschutz sei eine ihrer großen Leidenschaften, sagt sie: Nach dem Abitur in Altötting absolvierte sie in Husum ein Freiwilliges Ökologisches Jahr, später studierte sie in Kiel Biologie – unterbrochen von der Ausbildung zur Orgelbauerin in Wilhelmshaven. „Das wollte ich halt auch mal probieren“, sagt Monika Dorsch. Ihr Partner, übrigens, habe nichts gegen ihren neuen Job.
Einmal die Woche kommt ein Schiff, bringt frisches Wasser und Lebensmittel. „Die bestelle ich vorher im Internet – beim Supermarkt in Friedrichskoog“, sagt Monika Dorsch. „Bezahlt wird im Oktober. Ich kann denen ja nicht weglaufen.“ FLORIAN ZINNECKER
Fotohinweis: Into the wild am eigenen Leib: MONIKA DORSCH, 30, stammt aus Altötting, hat ihr Bio-Diplom in der Tasche und kann Orgeln bauen. Jetzt geht sie ins Wattenmeer zum Vögelzählen FOTO: DPA