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Archiv-Artikel

Ole ist König – das reicht

Personenkult bei der CDU in der Fischauktionshalle: Ole-Schals überall. Die Union weiß, wem sie ihren Sieg zu verdanken hat. Über den Koalitionspartner aber gehen die Ansichten auseinander

VON GERNOT KNÖDLER

Die CDU hatte sich für den Wahlabend auf eine große Party eingestellt und sie ist nicht enttäuscht worden. Solange es Ole von Beust gibt, scheint die CDU getrost die Fischmarkthalle mieten zu können. Die Zeiten der Wahlergebnisse unter 30 Prozent und der Mini-Partys in der Parteizentrale am Leinpfad scheinen fürs Erste vorbei zu sein. „Die CDU ist stärkste Partei, Ole bleibt Bürgermeister“, sagt Nico Jay, ein junger Mann, der für von Beust Wahlkampf gemacht hat. „Wir sind zufrieden, aber nicht glücklich.“

Das wäre allerdings auch schwierig nach 47 Prozent, der absoluten Mehrheit und einer entsprechenden Party vor vier Jahren. „Ich habe mir ein bisschen mehr erwartet“, sagt Ellen Schuttrich, die für die CDU im Eimsbütteler Kerngebietsaus-schuss mitarbeitet. „Es hat sich die Ehrlichkeit ausgezahlt“, vermutet sie.

Die CDU habe den Hamburgern ein Sparprogramm zugemutet. Sie sollten verzichten, um die Stadt für die Globalisierung zu rüsten und zukunftsfähig zu machen. Das habe sich ausgezahlt. Als Lieblingskoalition wünscht sich die ältere Dame eine mit der FDP. Danach kommt für sie lange erstmal nichts und dann vielleicht die Sozialdemokraten.

Jay aus dem „Ole-Team“ dagegen meint: „Es wird auf Schwarz-Grün hinauslaufen.“ Keine Frage: Wer als Koalitionspartner in Frage kommen könnte, ist höchst umstritten. Als im Fernsehen zu lange über eine schwarz-grüne Koalition spekuliert wird, schaltet einer das Bild ab.

Für manche Parteimitglieder sind die Grünen ein rotes Tuch, mehr noch aber sind das die Linken. Sie wolle die Demokratie vor der Linken schützen, sagt Schuttrich. „Ich möchte keine Einheitspartei hier haben“, sagt die Krankenschwester. „Kommunisten gehören nicht in Koalitionen, sondern in die Geschichtsbücher“, polemisiert auch Jay. Eine subversive Gruppe junger Leute dagegen findet, dass ein personenorientierter Wahlkampf wie der der CDU, der sich fast ausschließlich auf den Bürgermeister fokussierte, auf den Müllhaufen der Geschichte gehört.

Sie hatten verfremdete Plakate mit einem gekrönten Ole von Beust vorbereitet, deren ironischer Charakter im allgemeinen Ole-Jubel unterging. „Ole ist König, das reicht vollkommen“, sagt einer der Subversiven. „Wir wollen einmal alle vier Jahre unsere Stimme abgeben, das reicht“, sagt ein anderer – wohl ein Hinweis darauf, dass die CDU-Mehrheit in der Bürgerschaft mehrfach Volksentscheide ignorierte.

Zumindest die Kritik an der Personenzentrierung wurde weidlich bestätigt. Es wurden reihenweise orange Ole-Schals und Ole-Jacken getragen. Wie bei koreanischen aber auch amerikanischen Parteitagen wurden massenweise Ole-Schilder in die Luft gehoben. Eingestimmt wurden Besucher mit zwei Großplakaten links und rechts neben dem Eingang zur Fischhalle. Sie zeigten Ole von Beust in schwarz-weiß, leicht von unten fotografiert und in die Zukunft blickend.