Serbien bleibt auf der Strecke

betr.: „Gegen den neuen Staat Kosovo“, taz vom 21. 2. 08

Der einzige Weg zu Wohlstand und Fortschritt führt nach Westen. Aber der Westen erkennt selbstgefällig das Kosovo als eigenständigen Staat an. Serbien beruft seine Botschafter in anerkennenden Staaten wie Deutschland ab. Was bleibt ihnen denn anderes übrig, um ihren Widerstand zu signalisieren? Zudem darf nicht vergessen werden, dass die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrats die territoriale Unversehrtheit Serbiens garantiert. Ein Wiedererstarken der nationalistischen Kräfte ist deshalb nicht verwunderlich.

Weshalb hat man Serbien nicht ernsthaft die Tür zur EU geöffnet? Man hätte, wie das Beispiel der Türkei zeigt, rechtsstaatliche Reformen und in diesem Fall eine ernsthafte Aussöhnung nach den Verbrechen des Krieges einfordern können. Das Kosovo hätte unter UN-Verwaltung bleiben können, um in dieser Übergangszeit für Sicherheit und Stabilität zu sorgen. Die EU ist der Garant für Frieden unter ihren Mitgliedern. Nur wenn Serbien sowie alle anderen jugoslawischen Nachfolgestaaten in der Gemeinschaft integriert sind, wird dauerhafter Frieden in der Region herrschen. Dieses Ziel wird mit der Anerkennung des Kosovos in Frage gestellt.

Wie wird die Geschichte weitergehen? Der Graben zwischen den Serben und den angrenzenden Völkern wird immer größer. Alle haben einen Schuldigen gefunden. In der EU will das niemand sehen. Die USA und die EU werden das Kosovo mit Milliarden zu einem funktionierenden Staat mit Wohlstand und moderner Infrastruktur verwandeln. Serbien bleibt auf der Strecke. Bei diesen Aussichten machen das Ausliefern von Kriegsverbrechern und eine Aufarbeitung der vergangenen zwei Dekaden (aus serbischer Sicht) wenig Sinn. FLORIAN NÄGELE, Rheinfelden