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Ex-"Bild"-Chef Röbel über Schlagzeilen"Wulff ist für 'Bild' ein Sechser im Lotto"

Der Krimi-Autor und frühere "Bild"-Chef Udo Röbel über die Folgen der Wulff-Affäre, wütende Anrufe Mächtiger und die Strategie seines Nachfolgers Diekmann.

Was für die Bild ein Gewinn ist, ist es für andere noch lange nicht. Bild: imago/imagebroker
Interview von G. Löwisch und P. Unfried

taz: Ein Mann kommt am Flughafen an und hört seine Mailbox ab. Darauf droht ihm ein anderer Mann mit "Krieg". Sie sind Krimiautor, Herr Röbel. Ist das ein idealer Krimieinstieg?

Udo Röbel: Es könnte ein idealer Krimieinstieg sein. Dramaturgisch eine interessante Szene, in der eine Story spannend angerissen wird. Jetzt kommt es nur noch darauf an, welcher Plot sich da entwickelt.

Ist der Plot, dass ein Schurke auf der Mailbox die Pressefreiheit bedroht hat?

Mächtige, die bestimmte Veröffentlichungen verhindern wollen – das ist ja nichts Neues, sondern fast ein eigenes Genre. Die Frage ist, wie weit gehen diese Mächtigen: Bringen sie den Journalisten womöglich um? Wäre es ein Krimi, könnte der Einstieg auch sein, dass die Polizei eine Leiche findet. Und dann stellt sich heraus: Die Leiche war ein Journalist.

Kai Diekmann, der Bild-Chef?

Zum Beispiel. Aber die eigentliche Causa Wulff, auf die Sie hinauswollen, taugt nicht zum Krimi. In Weißrussland wäre das etwas anders, aber in Deutschland sehe ich den Anruf nicht als unmittelbaren, die Person direkt bedrohenden Angriff. Hier geht es um etwas anderes: Ein Bundespräsident hat keinen Chefredakteur anzurufen. Punkt. Weder den von Bild, noch den der SZ. Das ist mit dem Amt und dessen Würde nicht vereinbar.

UDO RÖBEL

Journalist: Zuerst bei den Agenturen dpa und AP. Dann Polizeireporter bei Bild. Ab 1983 Vizechef des Express in Köln. Enthüllt 1984 eine Geheimdienst-Schlamperei, durch die der General Kießling als potenzieller Geheimnisverräter geschasst worden war. Dafür ausgezeichnet mit dem angesehenen Wächterpreis. 1988 steigt er zu den Geiselgangstern von Gladbeck ins Auto, lotst sie aus der Kölner Innenstadt; die Aktion wird zum Negativbeispiel für Grenzüberschreitungen von Journalisten. Ab 1993 Bild-Vize und 1998 bis 2000 Chefredakteur.

Krimiautor: Neuester Roman ist "Der rote Reiter" um ein Verbrechen an einer jüdischen Familie und den von den Nazis geförderten Großmufti von Jerusalem (RegioKom, 15,99 Euro). Röbel hat auch eine iPad-App entwickelt, die Fotos und historische Belege im Buch anzeigt. Heldin ist die Psychologin Dr. Eurydike Schmitz wie schon in "Schattenbrüder", das sich um einen Spitzenpolitiker dreht.

Als Bild-Chef hatten Sie mal einen tobenden Helmut Kohl am Apparat. Worum ging es?

Es war 2000 und Kohl war schon nicht mehr Kanzler, sondern einfacher Abgeordneter. Wir hatten an dem Tag eine nette, fast liebevolle Geschichte über die Straße gemacht, in deren Nähe er in Berlin eine neue Wohnung bezogen hatte. "Hier ist Ihr Bäcker, hier Ihr Kiosk." Und so weiter. Da stellt meine Sekretärin mittags Kohl durch.

Und dann fing der schon an zu schimpfen: Schweinejournalist, Drecksblatt. Als ich zu Wort kam, sagte ich: Worum geht es denn, Herr Kohl? Aber die Stimme überschlug sich. Ich konnte ihn kaum verstehen, und irgendwann dachte ich: Ja, leck mich doch am Arsch. Und legte auf.

Scheint, als hätten Sie damals einen Angriff auf die Pressefreiheit verpennt.

Nein, das war kein Angriff auf die Pressefreiheit. Aber Kohls ungehobeltes Verhalten mag ein Beleg sein für das innere Verhältnis von Politikern dieser Geisteshaltung zur Presse.

Sie kannten diese Geisteshaltung damals schon?

Ja, ich machte 1998, als er noch Kanzler war, meinen Antrittsbesuch als Bild-Chef bei ihm in Bonn. Ich quäle mich drei Stunden durch ein Interview, teils in Pfälzisch, ich komme ja auch aus der Pfalz. Als es endlich vorbei ist, gehen wir ins Vorzimmer. Er öffnet einen Schrank, holt ein schwarzes Kunstleder-Portemonnaie raus mit dem Wappen der Bundesrepublik und drunter in Silber seine Unterschrift.

Und dann sagt er in pfälzischem Du: "Jetzt fahrschd du zurück nach Hamburg und sagschd deim Vorstand än scheene Gruß vun mir, unn er soll dir immer schee Bimbes (Geld, d. Red.) noi mache."

Kohl-Humor?

Ja, es sollte wohl ein Scherz sein. Aber welches Verständnis von Presse und speziell vom Springer-Verlag steckte dahinter? Ich kam nur zu einem Schluss: Der Kanzler denkt wohl, Journalisten muss man in schöne Positionen bringen, mit Geld stopfen und sie wissen lassen, wer sie da reingebracht hat – dann spuren die. Und das ist ihre Aufgabe: zu spuren.

Das dachte Wulff auch?

Es könnte sein Unverständnis erklären und seinen Wutausbruch: Wie können die das machen, wo ich mit denen so viele tolle Deals gemacht habe?

Ist die Geschichte für Sie wenigstens spannend?

Nein, das finde ich nicht mehr spannend. Spätestens seit dem Fernsehinterview von Wulff wirkt es abstoßend auf mich. Ich fand es beim Zusehen extrem unbehaglich, dass der Mann, der mein Land in der Welt repräsentiert, sich so einer Art Fernsehgericht stellen muss.

Beim normalen Krimi weiß jeder sofort, wer der Schurke ist und wer für Wiederherstellung des Guten zuständig. Im Fall Wulff wird der vermeintliche Gute plötzlich von einem weiteren Schurken als Schurke entlarvt, was diesen wiederum zum Guten werden lassen soll?

Sie können die Frage stellen, aber ich werde Ihnen nicht recht geben, dass Diekmann ein Schurke ist. Ich sage es so und wieder als Krimi-Autor: Vom Setting her ist die Häutung eines Schurken immer reizvoll. Und gänzlich weg von Ihrer Frage: Wer bekommt schon solch eine Chance, ein negatives Bild so zu revidieren? Besser geht es ja gar nicht.

Jetzt ist der Bundespräsident der Böse und die Bild-Leute sollen die Helden sein – da gerät nicht nur für uns von der taz die Welt aus den Fugen.

Die Welt ist nicht wegen Wulff aus den Fugen. Sie ist grundsätzlich aus den Fugen geraten. Wir haben längst zwei mediale Welten. Das Kapitel Wulff wird ja im Internet mit ganz anderen Prioritäten diskutiert.

Etwa über die Vergangenheit der Frau des Bundespräsidenten, Bettina Wulff, das hat Wulff im Fernsehen selbst thematisiert.

Wir haben Geschichten, die nur im Internet stattfinden und sich offenbar im rechtsfreien Raum bewegen. Da werden Grenzen überschritten.

Als Bild-Chef haben Sie doch auch Grenzen überschritten. Sie haben Opfer mit Namen und Foto gezeigt und die Privatsphäre missachtet.

Manchmal. Vielleicht. Aber es gab eine Autobahn mit Leitplanken, die ich versucht habe einzuhalten.

Das Internet ist schlimmer als Bild?

Nein, das sage ich nicht. Es ist nur so, dass ich zunehmend Schwierigkeiten habe, mit zwei medialen Welten klarzukommen, wo journalistische Regeln und Gesetze ein paar Mausklicks weiter außer Kraft sind – und keiner sich wehrt.

Wer gegen Gerüchte im Internet juristisch vorgeht, riskiert, dass dann die Presse einsteigt und über diese Reaktion berichtet. Taktisch könnte das Selbstmord sein.

Ach? Wenn Bild was schreibt, sofort Unterlassung, Schmerzensgeld, Rüge vom Presserats – und ein paar Klicks weiter wäre es Selbstmord, das zu verfolgen? Das kann es doch nicht sein. Ein überwiegender Teil der Bevölkerung ist längst in der anderen Medienwirklichkeit angekommen.

Schizophren: wir reden darüber, ob es presserechtlich zu verantworten ist, dass Bild diesen Mailboxanruf veröffentlicht. Und woanders im Internet wird das Persönlichkeitsrecht mit Füßen getreten – und keiner diskutiert darüber.

Scheint ja ein neues Betätigungsfeld von Bild-Chefs oder Ex-Bild-Chefs zu sein, für Pressefreiheit und gegen mediale Verfehlungen zu kämpfen. Sind Sie da der Richtige?

Ich kann für mich nur reklamieren, dass ich zehn Jahre aus dem Job bin und mir aufgrund meiner Erfahrung Gedanken mache über die heutige Medienwirklichkeit. Und: Dagegen war die Zeit, als ich Bild-Chef war, Steinzeit. Im Vergleich zum Internet könnte man ja fast sagen, dass Bild zahnlos geworden ist.

Verkauft sie sich deshalb so schlecht?

Selbst wenn Bild bewusst Grenzen überschreiten wollte – das bringt doch nichts mehr. Da schließt sich der Kreis zum Internet. Bild verliert Auflage. Selbst Exklusivität ist kein Verkäufer mehr, weil die Leute gar nicht mehr wissen, was exklusiv ist. Bild bildet nur noch ab und braucht auch nicht mehr zu haben als andere in einer Gesellschaft, die sich hauptsächlich zwischen Bohlen und Dschungelcamp bewegt. Bild hätte durch boulevardeskes Verhalten überhaupt keinen Vorteil mehr.

Und erfindet sich als politisch-moralisches Medium neu?

Sagen wir so: In dem Moment, in dem alte Geschäfts- und Gefechtsfelder nichts mehr bringen, muss ich mich nach neuen Feldern umsehen. Bild hat sich gefragt: Okay, wo sind unsere öffentlich-medialen Bedeutungsfelder? Antwort: Politik. Deswegen hat Bild sich nicht nur in den Berliner Politikbetrieb integriert, sondern alles daran gesetzt, die Führung zu übernehmen oder zumindest den Anschein zu erwecken, Agendasetter zu sein.

In diesem Bestreben ist die Wulff-Jagd ein Meilenstein?

Ja. Die Wulff-Affäre ist ein Sechser im Lotto für Bild. Sie enthüllt – und das hat bei der Veröffentlichung bestimmt im Hinterkopf mitgeschwungen – unsaubere Kredite des Präsidenten. Nicht Spiegel. Oder Stern. Sondern Bild! Ein Coup. Und durch Wulffs blöden Umgang mit der Affäre steht Bild jetzt als Gralshüter der Pressefreiheit da.

Sind Sie traurig, dass Sie jetzt nicht mehr vorn mitmischen?

Überhaupt nicht. Ich habe ja nicht als Bild-Chef angefangen. Meine Leidenschaft war es, Reporter zu sein. Mit ein paar Sidesteps wurde ich dann Redaktionsleiter, stellvertretender Chefredakteur und irgendwann Chef. Und immer habe ich einen Wunsch verschoben, den ich mir jetzt erfülle: Krimis schreiben.

Gerade ist Ihr neuer Roman "Der rote Reiter" rausgekommen, für den Sie jahrelang in Archiven recherchiert haben. Wie geht es Ihnen besser? Als Chefredakteur oder als Romanautor?

Als Autor. Das ist mir viel lieber. Heute läuft das Tagesgeschäft doch nur noch wie eine Nachrichtenverarbeitungsfabrik. Da drin zu stehen und Informationen so zu verpacken, dass sie noch über den Tag hinaus Bestand haben, das bringt mir nichts mehr.

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16 Kommentare

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  • I
    ion

    @ Rose Kreuzberg (11.01.2012 18:25 Uhr)

     

    Sie haben das Interview gelesen (?):

    "Heute läuft das Tagesgeschäft doch nur noch wie eine Nachrichtenverarbeitungsfabrik. Da drin zu stehen und Informationen so zu verpacken, dass sie noch über den Tag hinaus Bestand haben, das bringt mir nichts mehr.";

    Derlei Statement umschreibt die taz-Problematik, die offenbar eher gar keine Gelder für investigative Recherchen zur Verfügung hat, auf 's Trefflichste(!), insofern: "Hat die Taz sonst nichts zu tun ?", Ja(!), sie kann offenbar (fast) nix anderes tun.

  • A
    AndreasP

    Die Aussagen sind ungefähr so doof wie man das von einem BILD-Redakteur auch erwarten kann.

     

    Wer immer nur "das Internet" sagt, zeigt nur, dass er keine Ahnung hat. An dem täglichen Unsinn in der BILD-Zeitung sind ja auch nicht "die Buchstaben" oder "das Druckwesen" schuld, sondern Menschen. Und auch im Internet schreiben Menschen, und zwar sehr unterschiedliche, von den Deppen bei BILD-online bis hin zu mehr oder weniger intellektuellen Kommentatoren in kommerziellen und privaten Blogs und Foren.

  • L
    Leicheverkohlt

    Warum sollte der zurücktreten, wenn Merkel wegen ihrem Massenmord in Kundus noch nicht mal nach Den Haag muß?

  • S
    srm

    "Wir haben Geschichten, die nur im Internet stattfinden und sich offenbar im rechtsfreien Raum bewegen. Da werden Grenzen überschritten."

     

    ... da war das Interview für mich gelaufen. jaja, der rechtsfreie Raum. Pappnase.

  • JS
    Jörg-Michael Schwarz

    es geht noch besser :

     

    Kanzleramt zensiert die Presse und verstößt gegen Art 5 GG und der Bundespräsident macht auch noch mit !

     

    http://marialourdesblog.wordpress.com/2011/12/20/affare-wulff-war-victoria-der-kunstlername-von-bettina-korner-heute-wulff/

     

    ja wo leben wir denn ?

  • F
    frank

    das wirkt schon ziemlich albern, und mindestens genauso bemüht wie der bundeswulff, wenn journalisten jetzt schon journalisten interviewen, um sich zu vergewissern, dass sie tolle hechte sind und die politiker alle so pöhse purschen

     

    was erwartet ihr rollkragenpulloverträger eigentlich?

     

    wird mal zeit, dass jemand die ganzen pressevorteile aufs korn nimmt. aber da hackt die eine krähe der anderen kein auge aus.

     

    der bundeswulff ist sicher eine nullnummer, aber die medienhatz, die gerade stattfindet löst doch schon großes unbehagen aus.

     

    jetzt kommt ja nichts substantiell neues mehr, ausser dem rumgegreine, dass der wulff von der allmächtigen journaille ausgefragt wird und sich erdreistet, keine antwort zu geben - und dann auch nicht zurücktritt. die artikel werden zunehmend hilfloser.

     

    obwohl ich auch gern einen anderen präsidenten hätte, bin ich miitlerweile geneigt, dem wulff seine volle amtsperiode zuzugestehen. allein schon, damit die selbsternannte 4. macht einen dämpfer bekommt.

  • R
    reblek

    Sehr schön: der "Presserats".

  • BW
    Beo Wulv

    Es sind jetzt gefühlte 200 Tage mit der Wulff-Affäre zugebracht worden. Es ist da wohl wie eine Linsensuppe. Je länger die kocht, desto besser schmeckt sie. Wulff ist dabei ein armes Würstchen was drin schwimmt. Spass beiseite. Was macht eigentlich die Aufklärungsarbeit im Fall der braunen Armee-Fraktion ? Ist der Verfassungsschutz immer noch von NPD-Leuten durchsetzt ?

  • V
    vic

    Auc wenn mir Bild zuwider ist und immer war.

    Wulff ist kein Opfer. Wer seine Karriere so nah am Abgrund baut, kann eines Tages abstürzen.

    Ich dachte immer, in einer solchen Position hätte "man" Berater. Offenbar nicht.

    Das war und ist ein medialer Amoklauf, und als Bundespräsident sollte "man" sich sowas verkneifen.

  • I
    Ilausebbub

    Wie ein Sechser im Lotto!

    Jetzt kommt sogar die taz drauf!

    Glückwunsch

  • G
    Gernot

    Röble hat "vielleicht" mal Grenzen überschritten?

    Röble hält Diekmann nicht für einen Schurken?

    Welch Überraschung! Welch schockierende Offenheit!

    Ausgerechnet die BÖLD soll für Meiden- und Pressefreiheit stehen???

    MUAHAHAHAHAAA!

    Selten so gelacht.

  • LH
    Lutz Huth

    Warum Christian Wulff gehen muß

     

    Zum Abschuß freigegeben ist der ehemalige Ministerpräsident von Niedersachsen und jetzige Nochbundespräsident Christian Wulff.

    Die Hatz eröffnete wie so oft und allen voran, die zionistische Hertzpostille "Bild". Die Wulff vorgehaltenen Verfehlungen sind mit Sicherheit nicht der Grund, waren diese doch allseits und lange genug bekannt. Ebenso bekannt, zumindest in allen Redaktionsstuben, das Vorleben seiner jetzigen Lebensgefährtin, deren Vornamen man in Insiderkreisen in Hannover nicht Bettina sondern Bett-Ina buchstabiert. Da ist er halt dem Lockruf der Wildnis gefolgt. Vielmehr hat sich Wulf, einst von Angela Merkel auf den Bundespräsidentenstuhl gelobt, um einen ernsthaften Konkurrenten in den eigenen Reihen loszuwerden, unbeliebt gemacht.

     

    So soll sich Wulff geweigert haben, den ESM-Vertrag zu unterzeichnen. Auf einer Tagung von Wirtschaftsnobelpreisträger in Lindau hielt Wulff eine flammende Rede für die Wahrheit. Dort warnte der Bundespräsident:» Wir haben weder die Ursachen der Krise beseitigt, noch können wir heute sagen: Gefahr erkannt – Gefahr gebannt…Erst haben einzelne Banken andere Banken gerettet, dann haben Staaten vor allem ihre Banken gerettet, jetzt rettet die Staatengemeinschaft einzelne Staaten. Da ist die Frage nicht unbillig: Wer rettet aber am Ende die Retter? Wann werden aufgelaufene Defizite auf wen verteilt?«

    Weiter: »Die Versündigung an der jungen Generation muß ein Ende haben. Wir brauchen statt dessen ein Bündnis mit der jungen Generation. Ich verstehe die Empörung vieler Menschen. Es sind ihre Zukunftschancen, die hier auf dem Spiel stehen. Politik muß ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinnen. Sie muß sich davon lösen, hektisch auf jeden Kursrutsch an den Börsen zu reagieren. Sie darf sich nicht abhängig fühlen und sich am Nasenring durch die Manege führen lassen, von Banken, von Rating-Agenturen oder sprunghaften Medien«.

     

    So übte Wulff Ende Juni 2011 die Fehlleistungen bundesdeutscher wie auch der europäischen Politik, sowie die unzulässigen Machenschaften der europäischen Finanzverbrecher und beklagte die zunehmende Ausschaltung der Parlamente:

    »Sowohl beim Euro als auch bei Fragen der Energiewende wird das Parlament nicht als Herz der Demokratie gestärkt und empfunden«, hatte der deutsche Bundespräsident gewarnt.

    Diese Parlamente seien es jedoch, die nach Wulffs Meinung künftig stärker an Entscheidungen teilhaben müßten; ein Gedanke, den Kanzlerin Merkel nach den letzten Euro-Rettungsschirm-Druck-Maßnahmen mit Sicherheit nicht teilen wird. Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident warnte, »daß heute zu viel in kleinen ›Entscheider‹-Runden vorgegeben wird, was dann von den Parlamenten abgesegnet werden soll«. »Darin sehe ich eine Aushöhlung des Parlamentarismus«. »Damit schwindet die Grundlage für Vertrauen, fehlt die Transparenz und Teilhabe für Bürger und Parlamentarier. Ich erlebe, daß Politikerverdrossenheit heute eine Ausweitung erfährt: nicht mehr nur von Bürgern gegenüber Politikern. Inzwischen sind Politikerinnen und Politiker häufig verdrossen, verdrossen über ihre eigene Tätigkeit und ihre Rolle, die ihnen noch zukommt, verdrossen über ihren schwindenden Einfluß«.

    Damit hatte sich Wulff mit der Internationalen Hochfinanz angelegt und was dies bedeutet, mußte das Deutsche Reich in zwei Weltkriegen bitterlich erfahren.

    Auch ist Wulff, wie so viele andere Politiker auch, ein Opfer der "BILD" geworden, weil er sich bei dieser prostituiert hat, um von ihr protegiert zu werden. Hiermit begibt man sich in Abhängigkeiten aus denen man nie mehr herauskommt, so wie eben bei jeder anderen Mafiaorganisation auch. Er hätte sich die Worte des Vorstandsvorsitzender der "BILD" Mathias Döpfners besser einprägen sollen, der das Postulat der "BILD" so definierte: "Wer mit uns den Fahrstuhl hinauf fährt, fährt ihn mit uns auch wieder runter"

     

    Selbst der von Wulff in entehrender Weise stets an den Tag gelegte hündische Devotismus zur Protektoratverwaltung "Deitschland" in Frankfurt a/ Main und Tel Aviv wird ihn wohl nicht mehr retten.

     

    Auch haben ihm viele aufrechte Menschen nicht verziehen, also nicht die vorher erwähnten BRD-Systemknechte und deren Mainstreampresse, wie er es kaum abwarten konnte im vorauseilenden Gehorsam dem früheren Bundesbanker Thilo Sarrazin die Bedingungen für dessen Amtsrücktritt zu diktieren und ihm seine Entlassungsurkunde auszufertigen. Das "Verbrechen" des Thilo Sarrazin bestand darin, das er das schrieb, was der Großteil der deutschen Bevölkerung dachte und immer noch denkt.

    Ein typisches Negativbeispiel für Wulffs miesen Charakter kam zu Tage, als er den grandiosen Johannes Heesters demütigte. Erst hat Wulff den greisen Schauspieler im Frühjahr 2011 offiziell auf Schloß Bellevue eingeladen. Heesters sah dies als Höhepunkt seines Lebens an. Und dann trat Christian Wulff gnadenlos zu, ließ Heesters einfach von der Gästeliste des Staatsempfangs streichen. Sicherlich auf Weisung aus Franfurt a Main. Die alte elende abgedroschene Nazi-Keule mußte wieder einmal herhalten.

     

    Da fällt eine nur noch der Spruch ein: "Heute noch auf hohe Rossen, morgen schon in den Kopf geschossen".

  • RK
    Rose Kreuzberg

    Liebe Taz,

    das Interview mit Herrn Röbel trägt zur Erhellung der Affäre Wulff nichts Neues bei, ist aber fast ein Sechser im Lotto für die Taz, denn so kann sie auf der Wulff- Welle mitreiten, ohne sauber zu recherchieren und/oder über neue Fakten zu informieren.

    Herr Röbel bekommt kostenlose Werbung für seinen neuen Krimi und darf über alte Zeiten plaudern, als er noch von Herrn Kohl angebrüllt wurde ...

    Ich frage jetzt mal gaaaaanz zaghaft: Hat die Taz sonst nichts zu tun ?

    Ich möchte die alte Taz wiederhaben - mit gehaltvollen Informationen und fundierten Kommen-

    taren. Ich hoffe, das sehen andere Taz- Leserinnen und - leser auch so ....

  • M
    Marvin

    Der Fall Röbel:

     

    "Bild" hatte ihn für seine Gladbeck-Nummer gerügt & die Moralkeule geschwungen, als er noch beim Kölner EXPRESS war. Dann holten sie ihn zu sich.

     

    Einem Springertuppes eine Antwort à la "Der Böse schlägt den Bösen & schlägt dadurch den Bösen zum Guten" ist ... unrealistisch & quarkig, die ganze Nummer insgesamt überflüssig.

     

    Was gibt es über Wulff zu sagen?

     

    1. Der Skandal ist, dass er (obwohl die fette Mehrheit der Mitglieder der Bundesversammlung Gauck wollte) Präsident geworden ist. Daran liegt auch die Schädigung des Amtes, dass das Schloss als Luxus-Abschiebeknast für mögliche innerparteiliche Gegenspieler*innen erscheint (vgl. EU).

     

    2. Bild ist ein ganz ganz grausamer Verein und da gibt es niemals, nie, etwas zu verharmlosen & mit dem darf man sich als nicht rassistisches, nicht sexistisches und nicht ekelhaftes Wesen nie identifizieren.

     

    3. Klar macht er den Guttenberg. Klar ist das scheußlich und peinlich.

     

    Aber ansonsten:

     

    - Krieg in Afghanistan

    - Wahlfälschung in Russland & Kongo-Kinshasa

    - Rente mit oder ohne 67

    ...

     

    haben wir verdammt, verdammt viele WICHTIGE Themen zu diskutieren & voranzubringen! Wulff-Ausschlachten behindert die politische Auseinandersetzung mehr, als es ihr nützt. Zwei Artikel dazu pro Tag würden reichen, das wäre ein Anfang ...

     

    Danke.

  • N
    naseweiser

    Gutes Interview ! Die Antworten von Herrn Röbel gefallen mir , ... einem alten BILD-Hasser . Werde mir mal einen Krimi von ihm ansehen .

  • ML
    Martina Lippmann

    Also ich finde nicht, daß die olle Kamelle wann wer was veröffentlicht der Bringer war.

    Ich würde mich um den Inhalt kümmern, wenn Bild den Wortlaut berichten würde hätten sie auch mehr Leser.

    Also, ich hätte mir vom Bundespräsidenten eine nationalere Botschaft gewünscht an die Botschafter.

    Wir kennen den Islam sagt heutzutage jeder.

    Ich kannte einen Türken, mit dem hatte ich ein Verhältnis und er hat mir eine Wohnung eingerichtet, in der ich arbeiten konnte, das war also nicht gerade ein Grab, jedenfalls haben wir weder im Bett noch außerhalb davon jemals über den Islam gesprochen, vielleicht weil seine Frau so viele Brüder hatte. Ich konnte mich da jedenfalls trotzdem sehr entwickeln, nä - was meiner weiteren Arbeit sehr zugute gekommen ist. Ich wäre dort geblieben, er wollte nicht mehr.