piwik no script img

Archiv-Artikel

Schlechtes Osterfeuer setzt Dioxin frei

Umweltschützer empfehlen, nur trockenes Holz zu verbrennen und auf keinen Fall Müll. Die Feuer sind in mehreren Städten genehmigungspflichtig. Eine Alternative zu privaten Feuern sind die Scheiterhaufen der Feuerwehren

Wenn am Hamburger Elbstrand die Osterfeuer lodern, steigen die Feinstaub-Werte. Der Verlauf der Kurven aus den Luftmessstationen der Umweltbehörde zeigt diesen Zusammenhang deutlich. Im Gegensatz zur Verwaltung anderer Städte betrachtet die Hamburger Umweltbehörde die Feuer jedoch gelassen. Auch Paul Schmid vom Umweltverband BUND sagt: „Die Freude sollte man den Leuten nicht nehmen.“

Aus Sicht des BUND und des Nabu ist der Ruß nur eines von vielen Problemen. Die Verbände geben Tipps für umweltschonende Feuer. BUND-Mann Schmid empfiehlt, trockenes Holz zu verbrennen. Das Grünzeug frisch gestutzter Hecken gehöre auf den Kompost. „Das hat im Osterfeuer nichts zu suchen.“ Feuchtes Material verbrennt schlecht. Das habe gefährliche Folgen, warnt Schmid. Verbrenne das Holz bei niedrigen Temperaturen, entstünde ein Giftcocktail: Dioxine, Furane, aromatische Kohlenwasserstoffe. Auch behandeltes Holz kommt für die Feuer nicht in Frage.

Wie der BUND bittet der Nabu darum, die Scheiterhaufen möglichst spät vor dem Abbrennen aufzurichten oder kurz vorher umzuschichten. Die Haufen aus Reisig, Ästen und Balken werden gerne von Igeln, Spitzmäusen und Amphibien als Quartier genutzt. „Außerdem brüten Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Heckenbraunelle sehr gern in solchen Reisighaufen“, sagt Bernd Quellmalz vom Nabu.

Viele dieser Tiere helfen dabei, im Garten lästige Insekten zu vertilgen. Beim Anzünden der Osterfeuer kommen sie um. „Wer auf das Feuer ganz verzichtet und die Haufen liegen lässt, schafft ganzjährige Lebensräume für die heimische Tierwelt“, sagt Schmid.

Die Hamburger Umweltbehörde empfiehlt den Hamburgern die großen öffentlichen Osterfeuer. „Das ist uralte Tradition, hat deswegen ganz besonderen Charme und ist dank eines Vorab-Checks der Feuerwehr am sichersten“, sagt Behördensprecher Volker Dumann.

Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mägde (SPD) versucht, den Feuern per Satzung beizukommen. „Osterfeuer, die eigentlich gar keine sind, können zu einem Feinstaubproblem werden“, sagt er. Die großen Feuer dürfen nur noch von Gründonnerstag bis Ostersamstag angezündet werden und bestimmte Größen nicht überschreiten.

Osnabrück lässt die Feuer nur noch außerorts zu. In den vergangenen Jahren habe es neben den 40 bis 50 genehmigten Feuern 200 bis 300 kleinere gegeben, worüber sich Anwohner beschwert hätten. Die Stadt Braunschweig verweist auf den öffentlichen Charakter der Feuer. Sie dürften nicht in jedem Privatgarten, allenfalls in Kleingärten oder auf Vereinsgelände brennen. GERNOT KNÖDLER