piwik no script img

Archiv-Artikel

Bremen fällt an die CDU

Das gab es noch nie: Einer Umfrage zufolge steht die SPD in Bremen bei historisch niedrigen 23 Prozent. Wäre Sonntag Bundestagswahl, bekäme sie hier zehn Prozent weniger Stimmen als die CDU

Von Klaus Wolschner

Stimmen die Analysen des Meinungsforschungsinstituts Forsa, dann hat die CDU erstmals an der Weser die Nase vorn. Und das auch noch mit deutlichem Abstand: Auf 33 Prozent der Wählerstimmen bringt es die Union in der „Sonntagsfrage“. Die SPD hingegen hat hier seit der letzten Bundestagswahl fast jeden zweiten Wähler verloren: Sie stürzt von 43 auf 23 Prozent ab, der höchste Verlust aller Bundesländer.

Stärkste Partei wäre die SPD in keinem Bundesland mehr. Besonders krass ist es im Saarland: Da landet die Linkspartei von Oskar Lafontaine bei 29 Prozent, die SPD unter dem unbekannten Heiko Maas gerade bei 16 Prozent. Auch in Brandenburg und Sachsen-Anhalt liegt die Linke vor der CDU.

Die Umfrage im Auftrag des „Stern“ zielt auf den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck. Dessen Kritiker, wie der Hamburger SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann, haben ihrem Vorsitzende schon nahe gelegt, die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur einer Mitglieder-Befragung zu überlassen.

Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) formulierte dagegen vorsichtig, die SPD solle das Vorgehen Becks „respektieren“. Beck wolle frühestens im Herbst von seinem „natürlichen Recht“ als Parteichef Gebrauch machen, einen Vorschlag vorzulegen. Böhrnsen plädiert damit jedoch keineswegs für Beck als Kanzlerkandidaten.

Das wäre auch gewagt. Denn Hintergrund der Umfrage-Schwäche der SPD ist die schlechte Performance von Beck. Zu dem Rheinland-Pfälzer haben 80 Prozent der SPD-WählerInnen kein Vertrauen als Kanzlerkandidat, sagt der Forsa-Chef Manfred Güllner. Das ist dramatisch – und war zu Beginn der Beck-Ära keineswegs so. Den Vertrauensvorschuss, den er zu Beginn seiner Zeit als Vorsitzender hatte, habe er kontinuierlich verspielt.

Für die aktuelle Länderumfrage haben die Forsa-Demoskopen 60.000 Menschen befragt. In Bremen waren es nach Angaben von Güllner 500.

Die Bremer Ergebnisse entsprechen voll dem bundesweiten Trend. So würden in Niedersachsen derzeit 38 Prozent der WählerInnen bei einer Bundestagswahl für die CDU stimmen – aber nur 25 Prozent für die SPD. In der einstigen SPD-Hochburg Nordrhein-Westfalen kommen die Sozis ähnlich schlecht weg: Gerade einmal 23 Prozent der Wähler würden für sie stimmen, die CDU könnte sich über satte 39 Prozent freuen. Dabei laufen die abgefallen SPD-Wähler meist nicht einmal zur CDU über, sagt Güllner, sondern wandern als „weiß nicht“ ins Lager der Nichtwähler. Bundesweit beträgt die Nichtwähler-Quote bei Umfragen derzeit 30 Prozent.

Die Bremer Parteien wollten sich gestern nicht zu der Umfrage äußern. Auch die CDU, bei der intern die Freude groß war, wollte das nicht öffentlich feiern.