Spargel mit Fußbodenheizung

Die ersten Stangen werden schon gestochen – seitdem die Spargelanbauer das Gemüse unter Folie ziehen, ist die Erntezeit vorgerückt. Doch der Spargel lässt sich auch mit Biogas beheizen. Ein Landwirt im Kreis Celle macht es vor

Das Feld, das den Spargel wärmt, steht bei Langlingen im Kreis Celle. Landwirt Klaus Hacke hat dort eine Biogasanlage gebaut, 27 Tonnen Mais werden jeden Tag vergärt. So entsteht Methangas, mit dem Hacke einen Strom-Generator betreibt. Den Strom speist der Landwirt gewinnbringend ins öffentliche Netz ein. Aber was tun mit der Abwärme des Stromgenerators? Die könnte Landwirt Hacke zum Heizen von Ställen oder gar Wohnhäusern nutzen – aber nur theoretisch. „Wir sind hier zwischen zwei Dörfern gelegen und haben nicht die Gelegenheit, Wohnhäuser zu heizen“, sagt Hacke. Die Gebäude seien einfach zu weit entfernt.

Wo also hin mit der ungenutzten Abwärme des Stromgenerators? Die Antwort liegt direkt neben der Biogasanlage: zwei Hektar Spargel-Acker. In den Acker hat Klaus Hacke eine Heizung eingebaut.

„Das Prinzip ist wie eine Fußbodenheizung im Haus. Die Spargelpflanzen werden ganz normal gepflanzt mit einer Pflanzmaschine“, sagt Hacke. An der Pflanzmaschine ist eine Vorrichtung, die gleichzeitig Kunststoff-Schläuche verlegt – zehn Zentimeter unter und zehn neben die Pflanze. Unter jeder Reihe liegen ein Vor- und ein Rücklauf, die von einer Zentralleitung versorgt werden. So wird das Wachstum des Spargels deutlich beschleunigt, denn der mag es warm.

Beheizte Spargelfelder – die Idee ist nicht neu. Schon länger gibt es so etwas in den Niederlanden. Dort werden Anlagen sogar mit Öl beheizt. Und seit drei Jahren erwärmt Landwirt Carsten Bolte aus dem Kreis Nienburg Spargelfelder – mit einer Holz-Heizung. „Von den Kunden wird es mittlerweile sehr gut angenommen“, freut sich der Niedersachse. Anfangs sei er noch belächelt worden.

Dass der Nienburger Landwirt Holzhackschnitzel verheizt, um seinen Spargelacker zu erwärmen, stößt allerdings auf Kritik. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bezeichnet das Verfahren als Energieverschwendung, die klar abzulehnen sei. Das sei vergleichbar mit Spargel aus fernen Ländern, der über weite Strecken geflogen oder verschifft wird. Anders sei es bei der Biogas-Methode. „Die ohnehin vorhandene Restwärme einer Biogasanlage zu nutzen - dagegen spricht nichts“, sagt BUND-Energieexperte Michael Kralemann.

Auch Spargel-Experte Frank Uwihs von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen findet: Dort, wo die Wärme ohnehin vorhanden ist, sei gegen beheizte Spargelfelder nichts einzuwenden. Letztlich sei es dann nur noch Geschmackssache. „Ist es sinnvoll, Erdbeeren zu Weihnachten zu essen? Beantworten Sie sich die Frage selber“, sagt Uwihs.

Teurer sei der besonders frühe Heizungs-Spargel auf alle Fälle, sagt Uwihs. Schließlich hätten die Landwirte auch höhere Produktionskosten. Doch schon heute seien Kunden in einigen Regionen bereit, Preise von weit über zehn Euro pro Kilogramm zu zahlen. Die Nachfrage ist also da. LUKAS SANDER