Mädchen stark machen

betr.: „Ich stehe für vaginale Selbstbestimmung“, taz vom 1. 4. 08

Ganz offensichtlich ist Lady Bitch Ray ein Kunstprodukt, wie viele Popstars heute. Aus meiner Sicht ist sie die konsequente Fortführung, des deutschen Hip Hops, und letztlich ein Produkt unserer Gesellschaft. Klar stände ihr der Weg offen, eine Publikation über türkische Mädchen in Deutschland zu veröffentlichen, wahrscheinlich würde sie noch zu Maischberger oder Beckmann eingeladen und dürfte danach wöchentlich in der Emma oder Brigitte ihr Leid klagen, wie schwer es Mädchen aus Einwandererfamilien in Deutschland haben, aber wenn würde das interessieren? Auf jeden Fall nicht die Adressaten, die sie jetzt mit ihrer offensichtlich provokanten Musik erreicht. Und ohne Provokation keine Aufmerksamkeit, so läuft das Geschäft.

Aber das Entscheidende ist doch: Was sagt sie überhaupt? Liebes Mädchen, schlaf nicht mit einem Typen, um ihm zugefallen, sondern tu es, wenn du es willst, und mach nur Dinge, die dir gefallen. Was ist daran verkehrt? Sie erreicht damit genau das, was sämtliche Emanzipationsdebatten nicht geschafft haben, nämlich Mädchen glaubhaft stark zu machen und nicht von oben herab mit guten Ratschlägen zu bombardieren. DIRK BEHRINGER, Bielefeld

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