: Die Kraft aus dem Sägemehl
Eine Pilotanlage im Hamburger Osten soll vormachen, wie man mit einer Holzheizanlage Kohlendioxid-Emissionen ebenso einsparen kann wie bares Geld. Was die Wenigsten wissen: Fördermittel gibt es auch für Privatleute
VON DANIEL KUMMETZ
Sie spart 30.000 Euro pro Jahr, sie verwendet ihre Holzreste und sie bekommt ein grünes Image: Die „Hamburger Werkstatt“ für Behinderte im Stadtteil Berne profitiert gleich dreifach von ihrem neuen Holzheizwerk, das vor kurzem in Betrieb ging. Bei der Investition hat die Stadt Hamburg kräftig mitgeholfen – die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt hat die Pilotanlage vollständig finanziert. Umweltsenator Axel Gedaschko (CDU) nannte das Kraftwerk dann auch einen „Ansporn für Projekte im privaten und gewerblichen Bereich“. Allerdings fördert die Stadt in diesen Bereichen die Kosten nicht vollständig – sie zahlt gemäß der städtischen Bioenergierichtlinie 90 Euro pro Kilowatt Leistung der Anlage. Bisher hat die Stadt zwei Möbelbauer beim Aufbau des eigenen Kraftwerks unterstützt.
Holzverarbeitende Betriebe entsorgen mit ihren Holzabfällen Energieträger. Diese werden mit einem Holzheizkraftwerk nutzbar gemacht. In der „Hamburger Werkstatt“ werden die Späne von einer Absauganlage in ein Hochsilo befördert und dann nach und nach in Brenner der Anlage gegeben.
Die hauseigenen Abfälle reichen allerdings nicht aus, um das ganze Jahr über das Kraftwerk laufen zu lassen, deshalb kauft die Werkstatt in der Lüneburger Heide so genannte Holzhackschnitzel zu. So werden ab sofort Jahr für Jahr rund 170 Tonnen Holzstückchen nach Hamburg gebracht, 140 Tonnen Brennstoff kommen aus den Werkstatt-eigenen Abfällen. Die Behörde und ihr Chef Gedaschko betrachten Holz als einen CO2-neutralen Brennstoff und kommen so auf eine Ersparnis von 240 Tonnen CO2 pro Jahr. Das entspricht der Menge an Kohlendioxid-Ausstoß, die durch konventionelle Energie-Erzeugung verursacht würde. In der kleinen Öko-Bilanz der Anlage wurden aber auch die Emissionen verrechnet, die beim Transport der Holzhackschnitzel aus der Lüneburger Heide entstehen und durch die Entsorgung der Holzreste vor Ort gespart werden.
Wer für sein Haus und Unternehmen über den Aufbau einer solchen Anlage nachdenkt, sollte sich rechtzeitig über Fördermöglichkeiten informieren. Die 90 Euro pro Kilowatt von der Stadt gibt es nur, wenn der Antrag vor dem Baubeginn gestellt wurde und die Abgaswerte eingehaltenwerden. Dieser feste Fördersatz gilt nur bei Anlagen mit einer Leistung von bis zu 500 Kilowatt. Darüber hinaus entscheidet die Behörde individuell – die maximale Förderung beträgt 100.000 Euro. Anträge stellen dürfen alle Besitzer von Grundstücken in Hamburg.
Zusätzlich gibt es weitere Fördermöglichkeiten durch Bundesmittel. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle verteilt die Mittel an Ökostromer. Die Fördersummen und ihre Regeln sind hier völlig andere: So gibt es für Holzhackschnitzelanlagen eine pauschale Unterstützung von 1.000 Euro, wenn die Anlagen eine Nennwärmeleistung von fünf bis 100 kW haben. Alle Anderen Mini-Kraftwerke, die aus fester Biomasse wie Holz-Pellets ihre Energie erzeugen, werden mit 36 Euro pro Kilowatt Leistung gefördert.
Informationen über Fördermöglichkeiten für Bioenergieanlagen durch die Stadt gibt es im Internet über www.arbeitundklimaschutz.de, Hintergründe zur Unterstützung vom Bund gibt‘s auf www.bafa.de