Der Rausch wird weniger

Von wegen Komasaufen und Dauerkiffen: Der Konsum von Drogen aller Art nimmt unter Hamburgs Jugendlichen ab. Studie des Büros für Suchtprävention belegt Trendwende zur Enthaltsamkeit

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Es handele sich um „eine echte Trendwende“, sagte der Staatsrat der Gesundheitsbehörde, Dietrich Wersich (CDU) am Dienstag im Rathaus, als er eine Studie des Büros für Suchtprävention über den Drogenkonsum Jugendlicher vorstellte. „Legale und illegale Drogen sind unter Jugendlichen nicht mehr so chic“, glaubt der Mediziner, der in zwei Wochen Gesundheitssenator im schwarz-grünen Kabinett werden soll.

Nach der Untersuchung haben 14- bis 18-Jährige im vergangenen Jahr deutlich weniger legale und illegale Drogen konsumiert als noch 2005. Wersich warnte jedoch vor einer voreiligen Entwarnung. Dies könne sich jederzeit wieder ändern. Die Präventions- und Hilfsmaßnahmen müssten unbedingt fortgesetzt werden.

In die Untersuchung sind die Angaben von 1.290 Schülern im Alter von 14 bis 18 Jahren eingeflossen, erläuterte der Leiter des Büros für Suchtprävention, Theo Baumgärtner. Ähnliche Studien waren bereits 2004 und 2005 erstellt worden. „Wir haben erfreuliche Rückgänge in allen Suchtmittelbereichen zu verzeichnen“, sagte Baumgärtner im Vergleich. Auch stiegen die Jugendlichen wieder später in den Konsum ein.

Mit Blick auf den Cannabis- und Alkoholkonsum Jugendlicher sagte Baumgärtner: „Da zeichnet sich im Moment ab, dass in den Stadtteilen mit einer sozial besseren Lage der Konsum weiter verbreitet ist als in Stadtteilen mit einer sozial eher schlechteren Lage.“

Wersich betonte, nach wie vor erschreckend sei, dass fast 20 Prozent der 14-Jährigen mindestens einmal im Monat mindestens fünf Gläser Alkohol trinken. „Das sind sind exzessive Trinkformen. Das erfüllt uns alle mit großer Sorge.“ Der Bald-Senator schloss nicht aus, dass der neue Senat in diesem Bereich durch Ausweitung des Jugendschutzes gesetzgeberisch tätig werde. Details nannte er nicht.

Generell zog er jedoch ein positive Bilanz. Der Studie zufolge gaben zwar erneut 62 Prozent der 14- bis 18-jährigen Jungen an, in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben. Bei den Mädchen sank dieser Wert jedoch von 65 auf 54 Prozent. Als Grund wird vor allem das Verbot von Alcopops vor drei Jahren vermutet. Insgesamt berichteten 42 Prozent der Jugendlichen, mehrmals im Monat Alkohol zu trinken. 2005 seien dies noch 49 Prozent gewesen.

Auch beim Rauchen sei ein positiver Trend erkennbar. So griffen der Untersuchung zufolge nur noch 37 Prozent der Mädchen in den vergangenen 30 Tagen zur Zigarette. 2005 seien es noch 46 Prozent gewesen. Bei den Jungen sei der Wert mit 38 Prozent annähernd gleich geblieben. „Jedes halbe Jahr, das wir den Einstieg in den Konsum verzögern können, ist ein gewonnenes Jahr“, sagte Baumgärtner.

So zeige sich, dass 18-jährige Raucher, die mit zehn Jahren angefangen hätten, heute doppelt so viel rauchten wie jene, die erst mit 16 zur Zigarette gegriffen haben. „Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Einstieg in den Konsum von Tabak und der Menge der heute täglichen Zigaretten.“

Baumgärtner und Wersich bewerteten das 2005 eingeführte absolute Rauchverbot an Schulen als vorbildlich. Es habe innerhalb und auch außerhalb der Schule zu einem deutlichen Rückgang des Tabakkonsums geführt. „Wer wenig raucht, greift auch nicht zu Cannabis“, sagte Wersich. So gab laut Studie nur ein Prozent der Nichtraucher an, schon einmal gekifft zu haben, bei den regelmäßigen Rauchern waren es 70 Prozent.