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Archiv-Artikel

Was steckt hinter der Häme?

betr.: „Ming-Vasen auf Stöckelschuhen“ von Jan Feddersen, taz zwei vom 22. 4. 08

Ein vorläufiger Höhepunkt der Häme, Abwertung, Verächtlichmachung von linker Seite gegen alle (auch Linke), die momentan ihre Sympathie mit Tibetern zum Ausdruck bringen. Verniedlichung westlicher Proteste („das Gesicht, furchig vom vielen Weinen und Greinen“, „chinesisch-tibetanisches Menschenrechtsgetue“?) gegen chinesische Übergriffe und damit auch ethnischer Diskriminierung in Tibet finden sich in der taz zur Zeit des öfteren.

Tatsächlich wurden und werden in Tibet (bzw. China) friedfertige Mönche und andere Tibeter diskriminiert, verfolgt, inhaftiert, gefoltert, ermordet. Was steckt hinter der Häme? Ist es nicht so schlimm, dass Klöster zerstört wurden (Religion ist sowieso Opium fürs Volk)? Sind die „FreundInnen“ des Dalai Lama (Roland Koch, Angela Merkel, Nancy Pelosi) suspekt? Die US-Regierung – mit ihren Interessen, China zu schwächen – Grund genug, sich wegen Tibet nicht aufzuregen?

Sicher gibt es auch romantisierende Anteile in der Free-Tibet-Bewegung, die die gewalttätigen Übergriffe tibetischer Menschen gegen Chinesen dort allzu gerne leugnen würden. Alles anzuschauen mag zunächst heißen, Unvereinbares zu sehen. Das scheint schwer erträglich für die, die ein Bedürfnis nach klaren Weltbildern haben. Aber gibt es eine andere Möglichkeit, als sich auf die Seite der Schwachen, Diskriminierten, Unterdrückten zu stellen gegen Macht und Willkür – für Linke allemal?! ANNETTE HÄRTEL, Asperg