piwik no script img

Archiv-Artikel

Vom Ladenhüter zum Zankapfel

Durch den Abriss der schon länger leer stehenden Schule Gottfried-Menken-Straße fühlt sich vor allem „Jokes“ geprellt

Von HB

Der nun erfolgte Aula-Abriss an der Gottfried-Menken-Straße macht die Hoffnungen vieler NeustädterInnen auf ein soziokulturelles Familienzentrum auf dem seit Jahren ungenutzten Schulgelände zunichte. Insbesondere die Zirkusschule „Jokes“ hatte bis zuletzt darauf gesetzt, für ihre 400 Kinder und Jugendliche dort ein adäquates Domizil zu finden. Die bislang genutzte Turnhalle am Leibnizplatz ist extrem überbelegt, der Ausbau zur Ganztagsschule droht den dortigen Trainingsmöglichkeiten vollends den Garaus zu machen.

„Jokes“-Geschäftsführer Dietmar Hartesuer ist auch über das Timing der Abrissarbeiten empört. Nur Stunden vor einem Gesprächstermin mit der Firma Gebr. Rausch Wohnbau, die auf dem insgesamt 20.000 Quadratmeter großem Gelände 65 Reihenhäuser errichten will, habe die Abrissbirne zugeschlagen. Diese „Demonstration unternehmerischer Macht“ sei „verletzend und abscheulich“.

Geschäftsführer Dieter Rausch hingegen verweist auf eine vorliegende Abrissgenehmigung und die pflichtgemäß erfolgte Anzeige des Baubeginns bei den Behörden. Rausch: „Wir sind sehr überrascht über die jetzige Aufregung.“ Seine Firma habe die vor zweieinhalb Jahren erfolgte Ausschreibung des Geländes in einem Bieterverfahren für sich entschieden – dem Vernehmen nach lag der Kaufpreis bei 1,9 Millionen Euro –, der entsprechende Bebauungsplan sei ordnungsgemäß bekannt gemacht worden.

Der Neustädter Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer, dessen Beirat den Abriss ablehnt, bestätigt die Angaben. Allerdings habe Rausch-Mitinhaber Peter Sakuth, bis 1991 sozialdemokratischer Innensenator von Bremen, noch Anfang des Jahres einen Kompromiss in Aussicht gestellt: Die ehemalige Aula könne erhalten bleiben, wenn die Stadt die so entstehenden finanziellen Einbußen ausgleiche.

Liegt der schwarze Peter also beim Senat? Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) weist den Vorwurf zurück: Sie habe das bereits vom Haushaltsausschuss genehmigte Verkaufsverfahren eigens unterbrochen, um dem Verein „neu / stadt / leben“ Gelegenheit zu geben, ein Konzept für ein Familienzentrum unter Beteiligung von „Jokes“ sowie unter anderem auch dem „Neustädter Mütterzentrum“ und Migranten-Organisationen vorzulegen. Das allerdings habe sich als nicht tragfähig erwiesen. HB