: Schüler mögen SZ Rübekamp
Das Schulzentrum am Rübekamp sieht sich als erfolgreiches Modell eines Schulverbundes, der in Bremen als überholt gilt: Berufsschüler und Gymnasiasten lernen unter einem Dach
von Klaus Wolschner
Friedrich Wilhelm Hohls, Leiter des Schulzentrums Rübekamp, ist in diesen Tagen richtig stolz. Von externen Experten ist die Schulqualität nach dem Schweizer „Qualitätsmanagementmodell Q2E“ sehr gut bewertet worden. „Wir sind die einzige Schule in Deutschland mit dieser Bewertung“, sagt Hohls. Was so technisch klingt, hat einen weit reichenden Kern: Am Schulzentrum Rübekamp muss sich jeder Lehrer in jedem Jahr von den Schülern bewerten lassen, und die Schulleitung vom Kollegium. Die detaillierte Bewertung muss besprochen werden, und es wird auch gefragt, ob aus der letzten Bewertung Konsequenzen gezogen wurden. Das Feedback-System funktioniere „auf gutem Niveau“, sagen die Experten.
SchülerInnen sind Experten des Unterrichts. An den meisten Schulen haben die Lehrkräfte Angst, sich der Beurteilung durch die Lernenden zu stellen. Am Rübekamp gibt es das nicht, „Feedback“ hat seit dem Jahre 2003 System. Die gute Bewertung durch die externen Experten, die den „Qualitätsmanagement“-Prozess der Schule im Jahre 2005 schon einmal begutachtet haben, kommt für Schulleiter Hohls genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Schule fühlt sich infrage gestellt durch die bildungspolitischen Vorstellungen der Senatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD). Die „Auflösung des Schulzentrums am Rübekamp“ steht im Raum. Die Bildungspolitiker des Beirates im Bremer Westen wollen das aber verhindern.
Damit Schulen wie die sechsjährige Grundschule oder die „Sekundarschule“ nicht zu Restschulen werden, will Jürgens-Pieper die Schulformen neben den Gymnasien ebenso attraktiv für Gymnasial-SchülerInnen machen. „Oberschule“ soll die zweite Säule heißen, und durchgängige Bildungsgänge anbieten. Das kann eine Gesamtschule sein, die bis zum Abitur führt, oder ein kooperatives Schulzentrum. Wesentliches pädagogisches Ziel für Jürgens-Pieper ist es, dass Lehrer, die in den mittleren Jahrgängen unterrichten, auch in der Oberstufe unterrichten und wissen, wohin die Reise geht – jedenfalls für die Gymnasiasten.
Das ist an den horizontal gegliederten Schulsystemen nicht der Fall. Am Rübekamp gibt es nur Oberstufen-Schüler und Berufsschüler unter einem Dach. Aber die Durchlässigkeit klappt, sagt Schulleiter Hohls, auch wegen der beruflichen Fächer im gymnasialen Zweig, die eine Brücke schlagen zwischen den zwei Bereichen: „Das SZ am Rübekamp ist damit das einzige Vollzentrum Bremens.“ Über mangelnde Beliebtheit bei den Schülern muss der Rübekamp sich auch nicht beklagen.
Die Bildungspolitiker im Bremer Westen wollen also eine Neuorganisation des Schulsystems nach einem „Zwei-Säulen“-Modell nicht. In einem Punkt sind sie damit einig mit der Senatorin: Auch die will kein neues Gymnasium. Die acht bestehenden Gymnasien in Bremen sollen Bestandsschutz genießen, mehr gibt es nicht. Auch wenn es jüngst 200 Anmeldungen mehr zu den acht Gymnasien gab als Plätze, wenn es nach dem Elternwillen gehen würde, einen Bedarf an sechs weiteren Gymnasial-Klassen. Nach einem breiten Konsens im Bremer Westen soll es keine zwei Säulen geben im Bremer Westen, sondern Schulzentren der Sekundarstufe I oder II, die miteinander kooperieren.