: Moorburg nicht im Trockenen
Das geplante Kohlekraftwerk würde die Elbe so stark beeinträchtigen, dass es nicht genehmigt werden kann, sagt der BUND. Die Umweltschützer warnen vor einer Erlaubnis unter hohen Auflagen. Entscheidend sei die Wirkung auf Fische
Nach Ansicht des Umweltverbandes BUND kann das Kohlekraftwerk Moorburg aus wasserrechtlichen Gründen nicht genehmigt werden. „Der Betrieb des Kohlekraftwerks wird zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Fischfauna und insbesondere der FFH-Arten Meer -und Flussneunauge führen“, prognostizieren die Umweltschützer. Nach europäischem Recht könne somit die Genehmigung für das Kraftwerk nicht erteilt werden. Das ganze Projekt wäre hinfällig.
Ende November 2007 hatte der CDU-Senat dem Konzern politisch grünes Licht für das Steinkohlekraftwerk gegeben, obwohl das Planfeststellungsverfahren noch nicht abgeschlossen war. Im Gegenzug machte Vattenfall Zugeständnisse beim Schutz des Klimas und der Elbe. Dem Konzern wurde erlaubt, vorzeitig mit dem Bau zu beginnen.
Während der Bau emissionsschutzrechtlich unproblematisch zu sein scheint, gilt die Frage der wasserrechtlichen Genehmigungsfähigkeit als offen. Die Stadtentwicklungsbehörde will über beides bis zum 10. Juni entscheiden. „Aus dem vorgezogenen Baubeginn folgt kein Rechtsanspruch auf eine Genehmigung“, sagt der Anwalt des BUND, Rüdiger Nebelsieck.
Problematisch wäre das Kraftwerk für die Elbe, weil es pro Sekunde 64 Kubikmeter Wasser durch sein Kühlsystem pumpen würde. Das entspricht dem Rauminhalt eines mittelgroßen Zimmers und ist mehr als die Umweltschutzbehörde der USA für solche Fälle empfiehlt. Mit dem Kühlwasser könnten geschützte Fische und deren Larven in das Kühlsystem gesaugt und getötet werden. Vattenfall will Vorrichtungen bauen, um die Fische vom Kraftwerk weg zu scheuchen oder um sie am Kühlsystem vorbei zu lenken.
Der BUND geht unter Berufung auf Gutachten aus dem Planverfahren davon aus, dass sich die geschützten Neunaugen nicht immer vom Ansaugstutzen der Kühlanlage wegscheuchen lassen. Verluste seien nicht ganz zu vermeiden. Insbesondere sei nicht auszuschließen, dass in Einzelfällen große Mengen fortpflanzungsfähiger Flussneunaugen angesaugt und getötet werden. Das hätte fatale Folgen für die Population.
Der BUND weist darauf hin, dass die Eier und Larven von insgesamt 16 Fischarten in das Kühlsystem gesaugt und getötet werden könnten. Zusammen mit anderen Kleinstlebewesen könnte der Kraftwerkskühler bis zu 112 Tonnen tote Biomasse ausspucken, die unter Sauerstoffzehrung abgebaut würde. Das wiederum würde den Sauerstoffgehalt der Elbe zusätzlich drücken. Fische, die zum Oberlauf schwimmen, um zu laichen, könnten sich durch ein Sauerstoffloch im Sommer auf ihrer Wanderung stoppen und an der Fortpflanzung hindern lassen.
Die Sauerstoffzehrung wird durch hohe Wassertemperaturen gefördert, weshalb der Sauerstoffgehalt in der Tideelbe schon heute im Sommer auf drei Milligramm pro Liter fällt – ein Wert bei dem die Fische nach Luft japsen. In der Vereinbarung mit dem Senat hat Vattenfall deshalb zugesagt, das Wasser auf höchstens 28 Grad Celsius zu erwärmen. Außerdem soll ein „Ablaufkühler“ in kritischen Zeiten Sauerstoff ins Wasser spülen.
Nach Ansicht des BUND reicht das nicht. Anwalt Nebelsieck warnt insbesondere davor, das Kraftwerk unter weiteren Auflagen zu genehmigen: Zu oft werde versucht, solche Auflagen später aufzuweichen. GERNOT KNÖDLER