piwik no script img

Schlagfertiger Ex-Senator

Der Schläger ist ein ehrenwerter Hanseat: Wie die Hamburger Polizei am Donnerstag mitteilte, ermittelt sie gegen den früheren Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs. Der FDP-Politiker soll am 8. Mai bei einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung den Schauspieler Rolf Becker tätlich angegriffen haben.

Becker hatte gerade damit begonnen, auf dem Hamburger Rathausmarkt, gleich neben dessen Denkmal, Texte des Dichters Heinrich Heine vorzutragen. Da trat ein älterer Mann aus dem Publikum von hinten an ihn heran. Anfänglich schimpfte der Ex-Senator demnach nur lautstark. „Das dürfen sie hier nicht“, habe der 69-Jährige gerufen, erinnert sich Becker. Dann habe er einen harten Schlag gegen den Rücken gespürt: Mit einer Gehhilfe aus Metall habe Rahlfs dem Vortragenden „quer über den Rücken“ geschlagen, so erklärten die Veranstalter der Lesung.

Für Becker, der leicht am Rücken verletzt wurde, ist der Übergriff auch ein Angriff auf das Anliegen der Veranstaltung unter dem Motto „Hamburg hat gegen das Vergessen gelesen“: Zu der Attacke gekommen sei es ja gerade, als er Heinrich Heines Worte gegen das Verbot der freien Meinungsäußerung vorgetragen habe. Nach dem Angriff herrschte zunächst große Aufregung, Becker setzte die Lesung aber wenig später fort. „Texte, die die Nazis verbrannten“, kommentiert einer der Veranstalter den Vorfall, „scheinen immer noch gefährlich zu sein.“ AS

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen