jugend liest
: Mit Musik geht alles besser

4’33. So heißt eines der berühmtesten Werke der Musikgeschichte. Ausgedacht hat es sich der Amerikaner John Cage 1952, und als die drei Teile uraufgeführt wurden, buhte und pfiff das Publikum wie toll. Man kann das verstehen. Denn der Pianist, der am Flügel saß, spielte – 1. Teil: tacet; 2. Teil: tacet; 3. Teil: tacet. Was einfach „schweigen“ bedeutet. 4 Minuten und 33 Sekunden lang. Das ist eine von vielen Musikgeschichten, die Rudolf Herfurtner zusammengetragen hat. Ein Märchen, eine Anekdote, eine biografische Skizze – und eine Welt zwischen italienischer Oper und Rock ’n’ Roll entsteht. Wobei es zu den Geschichten Hörbeispiele gibt und ein Glossar, um die wichtigsten Begriffe zwischen Akkord und Zwölftonmusik zu verstehen.

Herfurtner erzählt die Geschichten zur Musik – und während man liest, kann man die Musik zur Geschichte hören. Nach diesem Prinzip funktioniert auch das Bilderbuch „Romeo und Julia“, nur dass hier neben die Worte und Klänge noch Illustrationen treten. Für das Prokofjew-Ballett hat Herfurtner eine kindgerechte Sprache gefunden und die Figuren, die Anette Bley gezeichnet hat, schweben balletthaft.

Anderes Thema, selbes Schema im Bilderbuch „Jazz für Kinder“ des Kontrabassisten Oliver Steger. Der Kanon „Bruder Jakob“ bildet die Grundlage für zahlreiche Improvisationen, die musikalisch vorführen, was man sich unter Ragtime oder Free Jazz vorstellen muss. Kurz und prägnant werden die wichtigsten Stile und Begriffe abgearbeitet. Das ist intelligent und kurzweilig, aber man fragt sich doch, welches Kind im Bilderbuchalter wissen möchte, was eine „elektrische Phase“ ist und wie „Nu Jazz“ klingt.

Musik ist komplex, und so eignen sich auch die Geschichten über sie nicht zum schnellen Konsum, weder bei Erwachsenen noch beim Nachwuchs. Und so sind die meisten dieser Musik-CDs eher etwas für musikalisch schon Vorgebildete. Da nützt auch der nette Plauderton nichts, in dem der Uhu in „Uhus Reise durch die Musikgeschichte“ von Chopin erzählt, der sei so blass gewesen, „der hätte sich auf jeder Burg als Gespenst bewerben können“. In anderthalb Minuten wird von der Paulskirche bis zum Bau von Neuschwanstein alles runtergerattert, was das 19. Jahrhundert beschreibt – das dürfte selbst für Gymnasiasten schwere Kost sein. Trotzdem: Ans Herz legen möchte ich die Musikgeschichten von Igel-Records den jungen Hörern auf jeden Fall.

Neues und Nettes für die ganz Kleinen finden Sie außerdem unten. Viel Spaß damit. ANGELIKA OHLAND

Rudolf Herfurtner: „Ohne Musik ist alles nichts. Geschichten von Bach bis Presley“. Hanser, München 2008. 281 Seiten, mit 1 CD, 19,90 Euro Rudolf Herfurtner, Anette Bley: „Romeo und Julia“. Bilderbuch mit CD. Annette Betz, Wien, München 2008. 19,95 Euro Oliver Steger, Peter Friedl: „Jazz für Kinder“. Bilderbuch mit Begleit-CD. Annette Betz, Wien, München 2008. 19,95 Euro Peter Braun: „Lust auf Musik. Großen Komponisten auf der Spur“. Igel Records, Dortmund 2008. 9 CDs, 39,95 Euro Sylvia Schreiber: „Uhus Reise durch die Musikgeschichte. Das 19. Jahrhundert. Die Romantik und ihre Opern / Die Romantik und ihre Virtuosen. Igel Records, Dortmund 2008. Jede CD 14,95 Euro Timna Brauer: „Reise durch die Weltmusik“. Picus Verlag, Wien 2008. Bilderbuch mit CD, 19,90 Euro „Das große Annette-Betz-Kinderliederbuch“. Mit CD. Annette Betz, Wien, München 2008. 19,95 Euro Matthias Meyer-Göllner. „Klitzekleine Krabbelkäfer“. Jumbo, Hamburg 2008. 1 CD, 12,95 Euro