: Kevins Fallmanager suspendiert
Rosenkötter beugt sich öffentlichem Druck. Keine Fehler erkennt sie im Kündigungsverfahren gegen den Mann
Wegen des öffentlichen Drucks hat gestern Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter Kevins Fallmanager vom Dienst suspendiert. Dieser war seit dem 9. April wieder im Dienst, seit dem Fund des toten Kevins am 10. Oktober 2006 war er krank geschrieben.
Noch gestern Nachmittag war keine Rede von Suspendierung. „Das Thema ist emotional zu aufgeladen, das lässt sich offenbar nicht vermitteln“, begründete Rosenkötters Sprecherin Petra Kodré die späte Entscheidung. Der Mitarbeiter habe aber keineswegs wieder auf altem Posten gearbeitet, wo er „weiter Familien betreuen will“, wie die FDP behauptete, sondern in einem „kundenfernen“ Bereich.
Gleichzeitig wies Rosenkötter den Vorwurf zurück, sie habe versäumt, dem Mann rechtzeitig zu kündigen. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, so Kodré. Ein Kündigungsverfahren sei eingeleitet worden, aber erst nachdem im Januar 2007 ein Bericht der Innenrevision vorlag. „Vorher gab es nur einen Bericht auf Aktenlage, ohne Befragung von Mitarbeitern – das reichte uns nicht als Grundlage für eine Kündigung“, so Kodré. Dieser Bericht, eine Dokumentation des damaligen Justiz-Staatsrates Ulrich Mäurer, stammt vom 31. Oktober 2006, drei Wochen zuvor war Kevin in der Wohnung des Ziehvaters gefunden worden.
Das Problem: Die Einigungsstelle der öffentlichen Verwaltung – die angerufen werden musste, nachdem der Personalrat der Kündigung nicht zugestimmt hatte – entschied, dass dem Fallmanager nach dem Mäurer-Bericht hätte gekündigt werden müssen. „Wir bleiben dabei: Aus unserer Sicht war das zu früh“, so die Soziales-Sprecherin.
Auch Personalrat Wolfgang Klamand verteidigte gestern die Ablehnung der Kündigung. „Wir vertreten die Interessen des Kollegen und der muss geschützt werden, solange ein Gericht ihn nicht schuldig gesprochen hat.“ Es stehe ihm nicht zu, über jemand zu richten und ihn mit einem Verlust des Arbeitsplatzes zu bestrafen, so Klamand. „Ich weiß, dass das derzeit nicht gerade eine populäre Einstellung ist.“
Ganz anders sehen das die Oppositionsparteien. „Wenn der Fallmanager tatsächlich irgendwann wieder arbeiten darf, dann haben weder er noch das Sozialressort etwas gelernt“, so die FDP. Die CDU spricht von einem „unfassbaren und skandalösen Vorgang“.
Wann der Prozess gegen den Sachbearbeiter beginnt, ist offen. Er ist seit Dezember wie der damalige Amtsvormund Kevins wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen angeklagt. eib