Ein „Gymnasium für alle“?

Die SPD konnte sich bisher nicht mit dem „Zwei-Säulen-Modell“ ihrer Bildungssenatorin anfreunden. Der Zentralelternbeirat will die „Schule für alle“ 2013 – gegen den Elternwillen der Gymnasien

von Klaus Wolschner

Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) ist mit ihren schulpolitischen Vorstellungen unter Druck geraten. Nach der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildungsfragen (AfB) hat nun auch der Landesvorstand der SPD ihre Positionierung für ein „Zwei-Säulen-Modell“ etwas distanziert nur „zur Kenntnis genommen“ und an den Koalitionsvertrag erinnert. Parteichef Uwe Beckmeyer sei etwas laut geworden, wird erzählt, weil er die bildungspolitischen Ziele „seiner“ Senatorin aus der Zeitung erfahren habe. Am Wochenende soll der Koalitionsausschuss das Thema beraten. Im Hinblick darauf hat die CDU in einem Brief an SPD und Grüne ihre Bereitschaft zu einer „überparteilichen Einigung“ auf ein Zwei-Säulen-Modell unterstrichen.

Anja Stahmann, Bildungspolitikerin der Grünen, plädiert derweil für eine gründliche Beratung. Der Koalitionsausschuss werde nur festlegen, dass im Oktober jeweils bildungspolitische Parteitage bei SPD und Grünen stattfinden sollen. So viel Zeit für die fachliche Beratung soll sein.

Der Zentralelternbeirat (ZEB) hat derweil einen Vorschlag „Schule der Zukunft“ vorgelegt, der sehr viel mehr Geld für Bildung, vom Kindergarten an, einfordert und gleichzeitig in einer langfristigen Planung die „Schule für alle“ vorsieht: „Ab dem Schuljahr 2013/14 werden die Kinder nicht mehr in verschiedene Schulformen sortiert.“ Ob das dann „Schule für alle“, Gesamtschule, „Oberschule“ oder „Gymnasium für alle“ genannt werde, sei egal, sagt ZEB-Sprecherin Imke Moebus.

Auch die Vertreterin der Gymnasien im ZEB, Imke Kuhmann, hat diesem Papier zugestimmt. „Ich möchte jetzt aber nicht morgen in der Zeitung lesen, der ZEB will die Gymnasien abschaffen“, erklärt sie. Der ZEB habe eine „Vision“ beschrieben, und die Zeitplanung sei so langfristig angelegt, dass alle Schulen sich darauf einstellen können.

Wer regiert im Jahre 2013/14 in Bremen? „Das sehen wir dann“, sagt sie. Imke Kuhmann sitzt für die CDU im Beirat Schwachhausen. Auch bei den Gymnasien, die Imke Kuhmann vertritt, trifft die ZEB-Position auf Kritik. Das ZEB-Papier sei in einem kleinen Kreise formuliert und nicht mit den ElternvertreterInnen der Schulen besprochen worden, sagt Uli Graf, der für das Alte Gymnasium im ZEB sitzt. Auch er sei nicht vorher gefragt worden. Er hält die „Schule der Zukunft“ für eine realitätsferne „Luftblase“, einen „schönen Traum“. Auch in der Vergangenheit habe man so auf Gesamtschulen gesetzt – „warum hat das nicht geklappt?“

Ausgerechnet ein CDU-Vertreter im Beirat Schwachhausen, Gerhard Scherer, hat am Donnerstag eine Gesamtschule für Schwachhausen vorgeschlagen – das Gebäude der alten „Oberschule am Barkhof“ könne dafür genutzt werden, sagte Scherer. Im Bildungsausschuss des Beirates Obervieland hat Otto Bothmann, Schulrat der Bildungssenatorin, erklärt, am liebsten sehe er es, wenn das Schulzentrum Habenhausen zu einer Gesamtschule würde. Auch dem Gymnasium Obervieland empfahl er, sich in eine Gesamtschule aufzulösen – was nicht ganz der Vorgabe der Senatorin entspricht, acht Gymnasien zu erhalten. Daraufhin haben die Elternvertreter am Gymnasium Obervieland am vergangenen Montag einhellig per Resolution beschlossen, dass ihre Schule als durchgängiges Gymnasium erhalten bleiben soll. Elternsprecher Bernd Nehrhoff kennt die „Vision“ des ZEB nur aus der Zeitung: „Die kochen da ihren eigenen Brei“, sagt er. Die zentralen Elternvertreter fragen nicht einmal die Schulelternsprecher, bevor sie eine Grundsatzposition formulieren.

Das ZEB-Papier „Schule der Zukunft“ steht unter www.mehr-dazu.de