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Archiv-Artikel

Mit Gottes Hilfe gegen rechts

Biesenthal wehrt sich gegen geplantes NPD-Schulungszentrum. Heute haben sich über 100 Rechte vor Ort angekündigt

Die evangelische Gemeinde Biesenthal will am Sonntag einen ökomenischen Gottesdienst abhalten, um den Protest der Bürger gegenüber der NPD zum Ausdruck zu bringen. „Wir wollen mit möglichst viel Öffentlichkeit deutlich machen, dass wir diese Leute hier nicht haben wollen“, sagt Pfarrer Christoph Brust. Die Biesenthaler Stadtverordnetenversammlung hatte sich bereits am Donnerstagabend gegen den geplanten Einzug der NPD in die kleine Stadt nahe des Barnim positioniert – und zwar einstimmig: „Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um gegen die NPD vorzugehen“, so der Bürgermeister André Stahl (Linke).

Ein Sprecher des brandenburgischen Innenministeriums hatte am Donnerstag bestätigt, dass die NPD Zugang zu dem ehemaligen Asylbewerberheim in Biesenthal hat. Die Partei und der Vermieter der Immobilien wollten sich nicht dazu äußern, ob tatsächlich ein Mietverhältnis besteht. Anwohner vermuten, dass dem Vermieter untersagt wurde, über das mögliche NPD-Geschäft zu sprechen, um frühzeitige Proteste zu verhindern.

Das ehemalige Asylbewerberheim liegt am Rande des Städtchens und besteht aus drei Gebäuden. Die NPD plant schon seit einiger Zeit ein Schulungszentrum in Brandenburg zu errichten. Bisher wurden die Pläne jedes Mal durch Widerstände aus der Bevölkerung unterbunden – zuletzt in Rheinsberg. Die Wahl scheint nun auf diese schlecht von außen einzusehende Immobilie in Biesenthal – nördlich von Berlin – gefallen zu sein.

Doch der Protest gegen ein NPD-Schulungszentrum in Biesenthal hat sich formiert. Neben den Stadtverordneten haben sich die ortsansässigen Bürgervereine „Agenda 21“ und „Kultur im Bahnhof“ getroffen, um über gemeinsame Maßnahmen gegen die Einzugspläne zu beraten.

Doch auch die Gegner wollen nicht untätig bleiben. Aus Polizeikreisen war zu vernehmen, dass sich am Samstag über 100 Rechte angekündigt haben, die das verwilderte Gelände säubern und das Anwesen renovieren wollen. Sollte dieser Arbeitseinsatz stattfinden, können weder die NPD noch der Vermieter das Mietverhältnis weiter leugnen. „Es werden sicher Bürger und auch Polizisten vor Ort sein, aber wir wissen nicht, inwieweit diese Ankündigung nur ein Gerücht ist, um uns Angst zu machen“, so eine Anwohnerin.

Der Bürgermeister ruft alle Bürger dazu auf, am Sonntag um 18 Uhr in die Biesenthaler Kirche zu kommen, um ein eindeutiges Zeichen gegen rechts zu setzen.

MICHELLE ZIEGELMANN