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Archiv-Artikel

Senat will freie Pille danach

Laut Sozialressort ist Bremen deutscher Meister bei Teenie-Schwangerschaften

In der Statistik der schwangeren Teenager liegt Bremen im bundesweiten Vergleich ganz vorne. 195 Mädchen unter 18 Jahren wurden hier im Jahr 2006 schwanger, die meisten von ihnen trieben ab. Das geht aus einem neuen Bericht des Sozialressorts hervor, der am Donnerstag in der Gesundheitsdeputation vorgestellt wurde. Dabei überstieg die Zahl der jungen Mütter unter 20 Jahren in sozial benachteiligten Ortsteilen den entsprechenden Wert in den einkommensstärkeren Vierteln um fast das fünffache.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt es in Bremen frühe, oftmals ungewollte Schwangerschaften besonders häufig. Bei den Abtreibungen von Müttern unter 20 Jahren belegte Bremen 2006 den ersten Platz, bei den ausgetragenen Schwangerschaften den fünften.

Dem Bericht zufolge sind Pannen bei der Verhütung der häufigste Grund für eine frühe Schwangerschaft. Soziale Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle: Pro Familia wies kürzlich darauf hin, dass finanziell benachteiligte Menschen, besonders Hartz-IV-EmpfängerInnen, die Kosten für Verhütungsmittel oft nicht mehr aufbringen können. Sie verhüten, wenn das Geld dazu reicht.

Dem Ressortbericht zufolge vermengt sich dies mit dem Gefühl von Chancenlosigkeit und sozialer Benachteiligung: Viele junge Frauen versprechen sich von der Mutterrolle mehr soziale Sicherheit als von einer aussichtslos erscheinenden Berufslaufbahn. Manche Mädchen aus Konflikt belasteten Familien hofften, mit einem Kind ihren Wunsch nach familiärer Harmonie verwirklichen zu können – und übersähen, welche Probleme dabei auf sie zukommen können.

In dem Papier findet sich die Forderung nach einem erleichterten Zugang zu Verhütungsmitteln. Dieser müsse jedoch mit einem „zielgruppengerechten“ Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für werdende Eltern einher gehen.

Besonders bemängelt wurde, dass in Deutschland die nachträgliche Verhütung trotz anderslautender Empfehlungen von Experten noch rezeptpflichtig ist. Die dadurch erforderlichen Arztbesuche seien oft eine große Hemmschwelle für junge Frauen. Bemühungen, diese Bestimmung aufzuweichen waren in der Vergangenheit an Widerständen auf Bundesebene gescheitert. Gesundheits-Staatsrat Hermann Schulte-Sassen kündigte an, dass Bremen nun einen neuen Vorstoß unternehmen werde, um ein Gesetz zur rezeptfreien Abgabe der „Pille danach“ auf den Weg zu bringen.

Annabel Trautwein