Union Berlin feiert sich selbst

Bei der 0:3-Niederlage gegen Oberhausen verpasst Union Berlin den erträumten Zweitligaaufstieg deutlich. Dennoch sind Verein und Fans froh: Die Qualifikation für die neue Dritte Liga ist geschafft, das Stadion Alte Försterei wird saniert

Recht kühn hatte Union-Trainer Uwe Neuhaus vor dem letzten Saisonspiel ein „dramatisches Finale“ angekündigt. Gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten Rot-Weiß Oberhausen benötigte man immerhin einen Sieg mit vier Toren Vorsprung, um den Traum von der Zweiten Liga wahr werden zu lassen. Mehr als 14.000 Zuschauer warteten am Samstag im Stadion an der Alten Försterei in der Mehrzahl hoffnungsfroh auf die Einlösung der großen Worte. Doch die Berliner konnten bei der 0:3-Niederlage den Spannungsbogen im Grunde genommen nur über die ersten zwei Minuten aufrechterhalten.

Gleich nach dem Anpfiff boten sich Torsten Mattuschka und Nico Patschinski Großchancen, um Union früh in Führung zu bringen. Sie überwanden jedoch den gegnerischen Torwart nicht. Die Anfangsoffensive war damit bereits verpufft. Weil die Gäste wenig später ihre ersten beiden Gelegenheiten nutzen, spielten die Berliner von nun an ohne sportliche Ambitionen. „Das war eine Sekt-oder-Selters-Partie“, erklärte danach Kapitän Marco Gebhardt. „Der Spielstand ist uns scheißegal“, proletete der Stadionsprecher nach dem zweiten Gästetreffer trotzig durchs Mikrofon. Nachdem Mattuschka noch in der ersten Halbzeit wegen einer Tätlichkeit vom Platz musste, wurde im Oberhausener Block der Aufstieg gefeiert, die Berliner Zuschauer feierten sich selbst.

„Das beste Publikum, das ich je kennengelernt habe“, schmeichelte Neuhaus bei der Fanparty nach dem Spiel. Wie so oft in der jüngsten Union-Geschichte wurden die treuen Anhänger zu den wahren Helden gekürt. Dass sich einige von ihnen als nächtliche Ruhestörer vor dem Hotel der Oberhausener unrühmlich hervorgetan hatten, blieb dabei unerwähnt.

Über die verpassten Aufstiegschancen wollte Neuhaus nicht weiter sinnieren. Er habe sich bereits vor der letzten Begegnung vorgenommen, im Falle einer Niederlage das Wesentliche hervorzuheben: „Wir haben eine gute Saison gespielt und unser Ziel, die Qualifikation für die neue Dritte Liga, erreicht.“

Auch die Spieler überwanden ihre erste Enttäuschung rasch. Gebhardt erklärte, den Aufstieg hätte man schon zuvor durch die vielen unnötigen Punktverluste im eigenen Stadion „vergeigt“. Wie man sehen könne, wüssten die eigenen Fans zu schätzen, dass man so frühzeitig die Saisonvorgabe erreicht habe.

Beim Start der neuen Profiliga dabei zu sein, kann man ja zumindest als einen Mini-Aufstieg werten – sowohl sportlich als auch finanziell. In der neuen, nun eingleisigen Dritten Liga wird durch die Zusammenlegung der besten nord- und süddeutschen Clubs die Qualität steigen. Die Vereine werden dafür mehr Fernsehgelder als bisher erhalten.

Union Berlin muss sich nach der Spielklassenreform erst einmal neu orientieren. Das verdeutlichte das nebulöse Versprechen von Mittelfeldakteur Macchambes Younga-Mouhani: „Nächste Saison bleiben wir in der Liga und versuchen noch ein paar andere Ziele zu erreichen.“

Hinter Union Berlin liegt eine bewegte Saison. Insbesondere die lange offenstehende Frage, ob der Berliner Senat und der Bezirk Treptow-Köpenick die Sanierung des maroden Stadions an der Alten Försterei bezuschussen werden, sorgte im Umfeld des Vereins für große Beunruhigung. Denn der Deutsche Fußball-Bund wollte einen weiteren Spielbetrieb in Köpenick nicht genehmigen.

Mittlerweile sind die öffentlichen Gelder bewilligt, und wie Union verkündete, ist ab dem heutigen Montag das Stadiongelände eine „geschlossene Baustelle“. Die Stehränge werden betoniert und überdacht, zudem soll eine Rasenheizung eingebaut werden. Damit stände einem Aufstieg in die Zweite Liga nichts mehr im Wege. JOHANNES KOPP