Parteilich und konsequent

betr.: „Kein Ort für Ortgies“, taz vom 31. 5. 08

Der Rückzug von Lisa Ortgies aus der Emma-Redaktion kam für mich überraschend, war ich doch davon ausgegangen, die Beteiligten hätten ihre Positionen bereits im Vorfeld ausreichend abgestimmt. Ich finde diesen Vorgang besonders deswegen bedauerlich, weil er nun Anlass sein wird, Alice Schwarzer mal wieder kräftig eine reinzutreten. Es ist leider zu erwarten, dass sich auch die taz daran beteiligen wird. Hinweise finden sich im Artikel von Heide Oestreich. Wenn Alice Schwarzer sich kritisch dazu äußert, dass sie von Lisa Ortgies’ Kündigung über eine dpa-Meldung erfuhr, ist das ein „Nachtreten“. Mitte Dezember, so heißt es weiter, habe Schwarzer in einer Talkshow den Wechsel in der Chefredaktion der Emma verkündet, „ohne Rücksicht“ auf Ortgies’ Wunsch bezüglich der Bekanntgabe – verwunderlich, da der Dezemberausgabe der Emma ein Schreiben vom 7. Dezember 2007 beilag, in dem Lisa Ortgies als neue Chefredakteurin begrüßt wird – ohne Absprache?

Kritik an Alice Schwarzer ist kein Tabu. Vielleicht ist sie als Person und Chefin dominant und in manchen Positionen rigide. Von der taz erwarte ich, genau diese Unterscheidung vorzunehmen und die Kritik an Positionen nun nicht ihrerseits an „antiken Texten“ festzumachen, sondern beispielsweise an aktuellen Ausgaben der Emma. Beim Durchblättern der letzten zwanzig Hefte fällt es mir zumindest schwer, Belege für die Behauptung zu finden, Alice Schwarzer mache Männer „pauschal“ zu Tätern und Frauen zu Opfern. Allerdings fehlt auch das Bemühen, das „Image“ des Feminismus durch „Humor und Sexappeal“ aufzupeppen, wie Lisa Ortgies dies wünscht. Die Emma ist eine politische Zeitschrift, parteilich und konsequent – und das ist auch gut so! BRIGITTE REINHARDT, Bad Honnef