Quakenbrücks neuer Trainer
: Junger Mann, hungrig

Die Quakenbrücker Basketball-Fans hatten ihn nicht auf der Rechnung. Im Internet-Forum des Bundesligisten Artland Dragons aus der Kleinstadt bei Osnabrück tauchten viele Namen als Kandidaten für den Trainerposten auf – nur der Name Thorsten Leibenath fehlte. Als die selbst ernannten Experten erfuhren, dass dieser junge Mann vom Konkurrenten „Gießen 46ers“ Trainer des deutschen Pokalsiegers 2008 und amtierenden Vizemeisters Quakenbrück werde, waren sie skeptisch.

„Zu jung“, schrieb einer, „zu unerfahren“ ein anderer. Einer meinte gar, die Verpflichtung des neuen Mannes sei ein „Rückschritt“. Leibenath ist jung, da haben die Fans Recht. Im April wurde er 33 Jahre alt. Mit der Erfahrung aber ist es so eine Sache: Bislang vertrauten die Quakenbrücker einem Trainer, den sie bis ins Jahr 2000 selbst noch hatten spielen sehen.

Chris Fleming, der zu den Baskets Bamberg wechselt, war ganz ohne Trainererfahrung zum Head Coach des damaligen Zweitligisten ernannt worden. 2003 stieg der Verein auf, und gemeinsam stiegen die Ansprüche bis zu den sensationellen Erfolgen der Jahre 2007 und 2008.

Leibenath, der in seiner aktiven Zeit für Leverkusen und den Zweitligisten TV Lich spielte, wurde bereits in seinem ersten Jahr als Cheftrainer Vizemeister und Vize-Pokalsieger – wenn auch nur mit den Scottish Rocks in der schwächeren Britischen Basketball-Liga. Das war 2007.

Danach kehrte Leibenath zu den Gießen 46ers zurück, deren Assistenz-Trainer er seit 2000 war. Er wurde Head Coach, und auch dort gelang ihm ein Kunststück: Mit einer von Verletzungen gebeutelten Mannschaft schaffte er den Klassenerhalt.

Leibenath hatte in Gießen noch einen Vertrag für zwei Jahre, man setzte große Hoffnungen in ihn, weil er das ambitionierte Nachwuchskonzept des Vereins mit erdacht hatte. Ihm selbst falle es schwer, Mittelhessen zu verlassen, sagt Leibenath. Aber die Möglichkeit, mit den Dragons im europäischen ULEB-Cup zu spielen, sei einfach zu reizvoll. Leibenath bringe dafür, so äußerte sich sein neuer Arbeitgeber, den nötigen Hunger und Ideenreichtum mit. FELIX ZIMMERMANN

Fotohinweis:THORSTEN LEIBENATH, 33, hat sich in Großbritannien bewährt und Gießen vor dem Abstieg bewahrt.  FOTO: ARCHIV