: Delmenhorsts berühmtestem Bau droht Abriss
Wohin mit dem Hotel am Stadtpark? Zwei Jahre nach dem Nazi-Verhinderungskauf herrscht in Delmenhorst mehr Streit als Klarheit. Jetzt will die Verwaltung mit einer großen Lösung die politische Blockade brechen
Uneinigkeit herrscht in Delmenhorst über die Zukunft des Hotels am Stadtpark. Während die CDU-Fraktion im Rat eine neuerliche Ausschreibung als Hotel befürwortet, favorisiert die Stadtverwaltung eine „Überplanung des gesamten Areals“ – Abriss inklusive. „Wir hoffen, dadurch die Blockade innerhalb der Politik aufzulösen“, sagt Oberbürgermeister Patrick de la Lanne (SPD) der taz. Eine Festschreibung der Nutzung als Hotel hält er für ungünstig: Schließlich sei man „keine Touristik-Destination“.
Die Immobilie in bester City-Lage hatte im Sommer 2006 bundesweit preistreibende Berühmtheit erlangt: Der damalige Eigentümer und gescheiterte Hotelier Günter Mergel gab an, ihm liege ein millionenschweres Angebot des Hamburger Neonazi-Führers Jürgen Rieger vor. Dessen Kaufinteresse nahm auch das Innenministerium ernst: Mithilfe einer halben Million aus Hannover und mehr als 900.000 Euro Bürgerspenden hatte die Stadt den sanierungsbedürftigen 70er-Jahre Bau erworben. Der Verkehrswert des in Plattenbau-Ästhetik errichteten Klotzes lag bei 1,3 Millionen Euro, drei hat Mergel rausgeholt.
Am Donnerstag berät der Verwaltungsausschuss über die Zukunft des Schmuckkästchens. Eine Woche später soll der Rat der Stadt entscheiden. Über dessen Verhalten lassen sich kaum Prognosen abgeben: Sieben Fraktionen und Formationen, miteinander durch ein reges Gruppe-Wechsel-Dich-Spiel verbunden – fünf Mandatsträger haben seit Herbst 2006 ihre Parteizugehörigkeit verändert – das sorgt für unklare Verhältnisse.
Die Stadt hatte seinerzeit die Immobilie in einem Akt der Notwehr erworben – und ohne Pläne für die Zukunft. Also versuchte man sie weiterzuverkaufen. Wegen des hohen Spendenanteils war ein außerparlamentarischer Bürgerbeirat für Beratung und Kontrolle hinzugezogen worden. Dessen Vorstellungen waren als Bedingungen ins Bieterverfahren eingeflossen. Beworben hatte sich nur die Arbeiterwohlfahrt. Die bot an, den Komplex für kleines Geld zu übernehmen. Die Ratsmehrheit lehnte das ab, auch wenn OB de la Lanne das Awo-Angebot noch immer „für gut durchdacht“ hält. Nicht einmal Verhandlungen sollte es geben, so der Beschluss.
Das hätte der Sprecher des ehrenamtlichen Bürgerbeirats Hans-Christian Schröder „für das Mindeste“ gehalten – wegen des „hohen symbolischen Werts“, den das Hotel erlangt hat. Einem Abriss stehe dem nicht entgegen. „Damit“, so Schröder, „könnten wir leben.“ BENNO SCHIRMEISTER