„Schaden für die Landeskirche“

Die Kritik am Kanzelverbot für Frauen in der St.-Martini-Gemeinde mehrt sich. Der Kirchenleitung sind auf Grund der Bremer Gemeindefreiheit jedoch die Hände gebunden

Aufgrund des Kanzelverbotes für Frauen in St. Martini nimmt die Kritik an der theologisch konservativ ausgerichteten landeskirchlichen Gemeinde zu. Der Kirchenvorstand und sein Pastor Olaf Latzel hatten einer Pastorin aus der eigenen Landeskirche die Kanzel verwehrt. St. Martini diskriminiere damit Pastorinnen, kritisiert die Frauenbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Simone Röttger.

In der evangelischen Kirche dürfe es keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern geben, mahnte auch der kirchenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, Matthias Makosch. In Bremen gelte zwar für alle Gemeinden laut evangelischer Kirchenverfassung eine Lehr-, Glaubens- und Gewissensfreiheit. Hier gehe es aber eher um die Diskriminierung von Frauen im Amt. Bremens Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) hatte zuvor kritisiert, Frauen dürften nirgendwo daran gehindert werden, ihren Beruf auszuüben.

Annette Büsing von der Evangelischen Frauenarbeit in der Hansestadt befürchtet durch das Kanzelverbot für Pastorinnen in St. Martini einen öffentlichen Schaden für die Landeskirche. Der Vorgang werfe ein falsches Licht auf die Kirche, denn in fast allen der 64 Gemeinden seien sowohl Männer wie auch Frauen im verkündigenden Amt.

Die St. Martini-Gemeinde lehnt grundsätzlich Frauen im Pfarramt ab und beruft sich auf eine Bibelstelle, die Teil ihrer Gemeindeordnung ist. Dort heißt es im 1. Timotheusbrief (Kapitel 2, Vers 12): „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.“ Die Kirchenleitung kritisiert das Kanzelverbot ebenfalls. Sie kann es aber nach eigener Darstellung aufgrund der bundesweit einmaligen Lehr-, Glaubens- und Gewissensfreiheit der Bremer Gemeinden nicht kippen. epd