: Gabriel soll von Kohlequatsch lassen
Bürgerinitiativen protestieren heute in Berlin gegen den Bau von Stromautobahnen in Niedersachsen
Eine Mülltonne wollen Gegner von Hochspannungsmasten am heutigen Donnerstag im Namen von 30 Bürgerinitiativen vor dem Reichstag in Berlin aufstellen. Aufschrift: „Das Energie-Leitungs-Ausbau-Gesetz (ELAG) entsorgt Bürgerrechte und Umweltschutz.“ Während Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) das am Mittwoch im Bundeskabinett verabschiedete ELAG rühmten, kommt Kritik von den Betroffenen. „Er könnte ein bisschen weiterdenken“, will Heike Krause von der „Bürgerinitiative für einen umweltfreundlichen Netzausbau“ zu Minister Gabriel sagen – wenn sie ihn denn heute zu packen bekommt. „Von diesem Kohlequatsch könnte er runterkommen“.
Krause zweifelt daran, ob das ELAG überhaupt nötig ist. Nach diesem Gesetz soll es künftig vier Pilotprojekte in Deutschland geben, bei denen die insgesamt 850 Kilometer langen Starkstromautobahnen teilweise unter der Erde verlegt werden sollen. Drei davon liegen in Niedersachsen: Von Wahle bei Peine nach Mecklar in Nordhessen (190 Kilometer), von Ganderkesee (Kreis Oldenburg) nach St. Hülfe bei Diepholz (80 Kilometer) und von Diele (Kreis Leer) an den Niederrhein (200 Kilometer). Lange hatte sein Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) eine Einigung blockiert.
Dass diese laut ELAG und einem Landes-Gesetz in Niedersachsen künftig 400 Meter entfernt von Siedlungen unter die Erde müssen, empfinden die Trassen-Kritiker als Erfolg. Offenbar wird es durch die teuren unterirdischen Leitungen auch kaum zu Strompreiserhöhungen kommen. Dass bei den Trassen nicht die energiesparenden Gleichstromtechnik benutzt werden soll, stört die Initiativler wie Heike Krause gewaltig.
Vor allem, dass mit dem ELAG die „Null-Variante“, also keine Trassen, nicht mehr geprüft wird, ist Grund für die Aktion in Berlin. Während die Netzbetreiber behaupten, die Energieleitungen seien nötig, um künftig Strom aus den neuen Kohlkraftwerken und Offshore-Windanlagen im Norden Richtung Süden zu schicken, lehnen die Leitungskritiker die Kohlendioxid-Schleudern ab. Krause: „Das ist doch ein Energiekonzept aus dem letzten Jahrhundert“. KSC