Mehr Freunde als Feinde

SPD-Parteitag am Wochenende wird weitestgehend ohne Intrigen verlaufen. Parteichef Egloff ist unumstritten, die Ehrgeizlinge Kahrs und Schreiber nicht. Kompromissformel für Schulfrieden gesucht

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Die kniffeligsten Fragen wurden vorab gelöst. Wenn Hamburgs Sozialdemokraten am morgigen Freitagabend und den ganzen Sonnabend im Bürgerhaus Wilhelmsburg zum Landesparteitag aufeinander treffen, wird es weitestgehend ohne Blessuren und Heckenschützen abgehen. „Das überlassen wir der CDU“, grinst ein führender Genosse im Rückblick auf den deren Parteitag am vorigen Wochenende. Dort war Parteichef Michael Freytag mit dem ernüchternd schlechten Ergebnis von knapp 73 Prozent wiedergewählt worden.

Das wird der SPD-Vorsitzende Ingo Egloff locker toppen können. Ohne Gegenkandidaten wird der 52-Jährige im Amt bestätigt werden. In dem einen Jahr seit März 2007, als er die Führung der am Boden liegenden Hamburger SPD nach dem Stimmenklau beim Mitgliederentscheid übernahm, hat Egloff sich innerparteilich deutlich mehr Freunde als Feinde gemacht. Er ist derzeit unumstritten.

Das hat auch Markus Schreiber eingesehen. Der Leiter des Bezirksamtes Mitte hat seine Ambitionen auf den stellvertretenden Parteivorsitz nun doch zurückgezogen. Sonst wäre es zu einer Kampfkandidatur gegen den amtierenden Parteivize Frank Richter aus Harburg gekommen, der ebenso wie die zweite Stellvertreterin Inka Damerau aus Nord erneut antritt.

Dem ehrgeizigen Schreiber wird seit geraumer Zeit von Teilen des rechten Parteiflügels eingeredet, er könne bei der Bürgerschaftswahl 2012 Spitzenkandidat werden. Als stellvertretender Parteichef wollte er sich schon mal warm laufen. Wie groß der Schaden ist, den er sich nun selbst zugefügt hat, wird sich am Samstag zeigen. Schreiber kandidiert nun als einfaches Vorstandsmitglied – sein Ergebnis wird für ihn wegweisend sein.

Ebenso wie für seinen Paten, den rechten Kreisfürsten Johannes Kahrs. Voriges Jahr ließen die Delegierten den Bundestagsabgeordneten zweimal durchfallen, obwohl er als Kreisvorsitzender Mitte vom Landesparteitag nur noch formal als Landesvorständler zu bestätigen ist. Sein Scheitern stellte die SPD vor Satzungsprobleme, die Monate später mit einer eleganten Nachwahl gelöst wurden. Ob der in weiten Teilen der Partei als intriganter Karrierist geltende Kahrs dieses Mal glatt durchkommt, ist auch für die Zukunft seines Zöglings Schreiber von Bedeutung.

Debattiert wird zudem ein Antrag „Gute Bildung für alle“. Mit dem am Montagabend im Landesvorstand gebilligten Papier sollen die Befürworter der „Schule für Alle“ und die des Zwei-Säulen-Modells auf eine Kompromissformel für den Schulfrieden eingeschworen werden.