piwik no script img

Archiv-Artikel

Ein Ehrenmal, fünf Bäume und viel Geschrei

Das Bezirksamt Mitte streitet sich mit einem Bundesministerium um Bäume, die für ein Ehrenmal für gefallene Soldaten fallen sollen. Oder doch nicht? Und dann mischt sich auch noch die Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein

Schon wieder macht sich das Bezirksamt Mitte bei einem Bundesministerium unbeliebt. Erst wollte es dem Verteidigungsminister seine schöne Gelöbnisfeier vor dem Reichstag verbieten –mit der Begründung, der Rasen könnte Schaden nehmen. Und jetzt behindert Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat von Mitte, auch noch den Bau des Ehrenmals der Bundeswehr. So interpretieren zumindest missliebige Geister die Geschichte um fünf junge Bäume.

Am Montag erfuhr Andreas Kübler, Sprecher des Bundesministeriums für Bauwesen und Raumordnung (BBR), dass der Bezirk die Fällung jener fünf Bäume verweigert, die die Sicht auf das geplante Ehrenmal in der Hildebrandtstraße neben dem Bundesverteidigungsministerium verdecken. Kübler empörte sich: „Das Bezirksamt Mitte verhindert Projekte eher, als dass es sie erleichtert“, beschwerte er sich am Montag. Das ließ Gothe nicht auf sich sitzen: „Nicht nachvollziehbar“ nannte er in einer Pressemitteilung die Äußerungen Küblers. Der Bezirk werde die Fällung durch den zuständigen Ausschuss prüfen lassen.

Einen Tag später ist der Ärger schon wieder verraucht – da noch gar nichts entschieden: „Ich hatte nicht verstanden, dass es gar keine Absage gegeben hat“, revidierte der BBR-Sprecher am Dienstag sein scharfes Urteil vom Vortag. Der Präsident des BBR sei inzwischen zu einem Gespräch mit dem Bauausschuss des Bezirks eingeladen worden.

Auch der Bezirksstadtrat zeigte sich in einer neuen Version seiner Pressemitteilung am Dienstag versöhnlich: Man werde mit dem Ministerium auf sachlicher Ebene diskutieren, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.

Nur einer meckert immer noch: Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge warf Gothe vor, das Denkmal zu boykottieren, und forderte den Senat auf, das Verfahren an sich zu nehmen. FRANKA NAGEL